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Bad Kissingen
Die Brunnen-Frauen in Bad Kissingen schwenken wieder das Heilwasser aus
Na dann Prost: Schluck für Schluck zur Gesundheit - die Brunnenhalle ist wieder geöffnet.
Brunnenfrau Lisa Lausenmeyer schwenkt das Heilwasser von Glas zu Glas. Der Heilwasserausschank in der Brunnenhalle ist wieder geöffnet. Foto: Anja Vorndran       -  Brunnenfrau Lisa Lausenmeyer schwenkt das Heilwasser von Glas zu Glas. Der Heilwasserausschank in der Brunnenhalle ist wieder geöffnet. Foto: Anja Vorndran
| Brunnenfrau Lisa Lausenmeyer schwenkt das Heilwasser von Glas zu Glas. Der Heilwasserausschank in der Brunnenhalle ist wieder geöffnet. Foto: Anja Vorndran
Anja Vorndran
 |  aktualisiert: 17.08.2022 17:45 Uhr

Im Reich der Brunnenfrauen sprudelt und gluckst, blubbert und perlt, fließt und schwankt das Heilwasser im Glas, bis es, je nach Verordnung kalt oder lauwarm, in kleinen Schlucken die Kehle hinunter rinnt. Langsam gehen ist beim Trinken angesagt, so kehrt die Ruhe ein, die so wichtig geworden ist, um gesund zu werden. Jetzt wird in der Brunnenhalle in Bad Kissingen wieder eingeschenkt.

An diesen Damen kommt fast kein Gast vorbei: Brunnenfrauen in der blauen Gästeserviceuniform, vor rund 15 Jahren trugen sie noch fränkische Tracht, schwingen in der größten Wandel- und Brunnenhalle Europas das Zepter. Das kommt nicht aus Gold und Juwelen daher, sondern aus Glas. Ein besonderes darunter ist das Rakoczy-Glas, das mit einem Henkel versehen ist. Jedes Jahr glänzt es in einer anderen Farbe und landet so ganz schnell als Sammlerstück daheim . Zu haben ist die neueste Version ab Juli jeden Jahres.

Keine Medizinerinnen, aber...

Bei Kurgästen oder Urlaubern, die sich für das Heilwasser begeistern, zeigen Anwendungsformulare den Brunnenfrauen, welches Heilwasser getrunken werden soll. Maßstriche auf dem Glas legen die Menge für den Gast fest, um gesund zu werden. Brunnenfrau Lisa Lausenmeyer fasst zusammen: "Wir sind keine Mediziner, wir können aber Empfehlungen geben." Seit drei Jahren arbeitet die 30-Jährige im Gästeservice und in der Wandelhalle hinter dem Heilwassertresen. Neben den Gästen stehen auch die "Premiumtrinker" an, das sind die Premiumkarteninhaber, deren persönliches Glas, sofern gewünscht, mit einer Nummer versehen in einer Vitrine in der Brunnenhalle aufbewahrt wird. Hier schenken die Brunnenfrauen Rakoczy-, Pandur- oder "Luitpoldsprudel alt", das Wasser aus dem Maxbrunnen und das Kissinger Bitterwasser aus sauber blitzenden Phosphorbronzeleitungen in das Glas.

Trink- und Bäderkuren

"Die Leitungen ist besonders langlebig" lautet die Erklärung, warum sich die gescheiten Häupter aus früheren Zeiten für dieses Material entschieden haben. Allerdings ist es aufwändig zu putzen und auch das zählt zu den Aufgaben der Brunnenfrauen. An den langen Leitungen sind Schildchen angebracht, die dem Gast, wenn er zum ersten Mal in der Brunnenhalle steht und sich so gar nicht auskennt, den Namen des Wassers anzeigt, an dem er sich zum Trinken anstellen soll. Neben der Trinkkur gibt es in Bad Kissingen noch die Bäderkur: Reinsetzen und wohlfühlen kann man sich in den Quellen "Luitpoldsprudel neu", Runder Brunnen und Schönbornsprudel in den Wannen der Kurhäuser oder in der KissSalis Therme , deren Becken mit Schönbornsprudel gefüllt sind.

Ohne Kohlensäure

Das Heilwasser zum Trinken fließt keinesfalls aus dem Hahn einfach ins Glas, es wird vorher, je nach Empfehlung angewärmt und entgast. Das heißt, die Kohlensäure, etwas weniger als man es von einem Medium-Mineralwasser kennt, wird durch hohes Schwenken von Glas zu Glas entnommen. Was für ein Spektakel! Bei Anfänger-Brunnenfrauen sorgt das leicht für nasse Füße, der Schwung muss geübt werden.

Rakoczy, ausgesprochen "Rakotschi" mit Betonung auf dem rollenden "R" und einem kurzen "a" kennt in der Kurstadt fast jeder, auch wenn bestimmt nicht jeder das Heilwasser probiert hat. Der ungarische Fürst Ferenc Rákóczi ist Namensgeber des größten Festes in der Stadt und daher weit über den Landkreis hinaus bekannt. Sein Denkmal steht direkt vor dem Eingang der Brunnenhalle, gleich so, als wolle er sehen, wie die Menschen auf das nach ihm benannte Heilwasser reagieren. Meistens verziehen sie das Gesicht, es schmeckt salzig, ein bisschen intensiver als Pandur und der schmeckt weniger intensiv als Wasser aus dem Maxbrunnen.

Geschmack von Rost

Die Pandur-Quelle war die erste, die Lausenmeyer gekostet hat "das hat mich ein bisschen an rostiges Eisen erinnert." Darüber lacht sie heute. Über Geschmack lässt sich streiten, unbestritten ist die Heilwirkung. Rakoczy-Wasser hilft bei chronischen Störungen der Magensekretion ebenso wie bei chronischen Entzündungen der Magen- und Darmschleimhaut oder bei Gallensteinen, Lebererkrankungen und Gicht. Wer das Wasser in der Kur zu sich nimmt, ist vom Arzt oder den Brunnenfrauen schon aufgeklärt, denn der Rakoczy-Brunnen ist berühmt für seine durchschlagende Wirkung. Wer nur probiert, bleibt sicher vor einem allzu schnellen Toilettengang verschont.

Gegen Atemwegserkrankungen

Hilfe versprechen die verschiedenen Heilwasser auch bei Erkrankungen der Atemwege, bei Erschöpfungszuständen oder bei Blutarmut. Schon nach wenigen Tagen Einnahme wirkt das Wasser , das allerdings nicht zum mit nach Hause nehmen geeignet ist. Was macht also ein Gast, wenn er länger von der gesunden Wirkung profitieren will? "Wiederkommen!" rät Lausenmeyer. Für Jogger ist längst klar: Wasser aus dem Maxbrunnen, er wurde 1520 erstmals erwähnt und ist damit der älteste der sieben Heilbrunnen, bringt Energie zurück und geht aufgrund seiner Zusammensetzung glatt als isotonisches Getränk durch. 123 mg Magnesium, 346 mg Calcium und 0,176 mg Eisen je Liter machen es - neben anderen Mineralien - möglich. Na denn: Prost!

Info 1:

Brunnenausschank:

Die Brunnenfrauen stehen wieder zum Heilwasserausschank bereit: Geöffnet ist montags bis samstags von 7 Uhr bis 8.30 Uhr und von 16 bis 18 Uhr sowie sonntags von 7 Uhr bis 8.30 Uhr. Was coronabedingt beim Ausschank derzeit in der Brunnenhalle zu beachten ist, finden die Gäste auf entsprechenden Hinweisen.

Info 2:

Heilwasser in Kürze:

Rakoczy: Die Rakoczy-Quelle wurde 1737 bei einer Verlegung der Saale im alten Flussbett wiederentdeckt und für Kurzwecke als Brunnen erschlossen. Benannt wurde dieser nach dem damals populären ungarischen Freiheitskämpfer Fürst Ferenc II. Rákóczi und seinem wilden, übersprudelnden Wesen. Trinktipp: Darmträgheit : 200 bis 300 ml kaltes Heilwasser mit Kohlensäure morgens auf nüchternen Magen und abends ca. 30 min vor dem Essen schnell trinken. Blähungen : 300 ml lauwarmes und entgastes Heilwasser morgens auf nüchternen Magen und abends vor dem Essen langsam im Gehen trinken. Chronische Durchfallneigung: 50 bis 100 ml warmes und entgastes Heilwasser morgens auf nüchternen Magen und abends vor dem Essen sehr langsam trinken.

Info 3:

Bitterwasser

Das Kissinger Bitterwasser ist kein eigener Brunnen , sondern wird auf Basis des Rakoczy-Wassers unter Zusatz von Magnesium- und Natriumsulfat hergestellt. Unter König Maximilian II. von Bayern eingeführt, wird es seit 1856 für Trinkkuren genutzt. Wie das Wasser des Rakoczy-Brunnens wird das Kissinger Bitterwasser täglich von den Brunnenfrauen in der Brunnenhalle ausgeschenkt. Hier können Sie sich umfassend beraten lassen.Bei Verdauungsstörungen, insbesondere bei Darmträgheit und Verstopfung. Bei nicht ausreichend abführender Wirkung von Rakoczy- oder Pandur-Wasser: 50 bis 100 ml Bitterwasser morgens auf nüchternen Magen trinken - eventuell vor dem Abendessen mit erhöhter Menge wiederholen.

Info 4:

Maxbrunnen

Der Max-Brunnen, auch als Sauer-Brunnen bezeichnet, ist der älteste der sieben Heilbrunnen von Bad Kissingen und sprudelt im Kurgarten. Erwähnt wurde er erstmals 1520. Der Brunnen trägt seinen Namen seit seiner Neufassung unter König Max I. Joseph von Bayern im Jahr 1815. Sein Wasser wird täglich zu festen Zeiten in der Brunnenhalle ausgeschenkt. Außerdem ist er direkt im Maxtempel am Kurgarten frei zugänglich. Trinktipp: Zu wenig Magensäure: 200 ml kaltes Heilwasser mit Kohlensäure direkt vor dem Essen langsam trinken. Zu viel Magensäure: 200 ml lauwarmes, entgastes Heilwasser ohne Kohlensäure 30 bis 45 min vor dem Essen trinken.

 
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