
Wenn Stadtarchivar Hans-Dieter Guhling über seine Arbeit im Stadtarchiv spricht, wird klar, wie wichtig ihm diese Aufgabe ist. Und wenn Mitarbeitein Dorothea Hanshans darüber spricht, zeigt sich, wie spannend sie die Arbeit findet. Er ist seit 1987 dabei, sie seit 1995 – und beide sind sie mittlerweile 85 Jahre alt.
Schon länger suchen Sie einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin, der oder die die jahrhundertealten Schätze der Stadt weiterhin pflegt und gleichzeitig dazu beiträgt, dass die aktuelle Geschichte für die Nachwelt dokumentiert wird.
Archiv "zum Leben erweckt"
Als Hans-Dieter Guhling 1987 ins Archiv kam, war das Archiv von einem kleinen Raum im Deutschordenschloss in einen etwas größeren Raum in die Zentscheune gezogen – und belegt dort mittlerweile mehrere Räume des hinteren Teils im Obergeschoss.
Denn während zu Beginn nur alte Akten aus dem Rathaus ins Archiv gewandert waren, sorgte Guhling dafür, dass auch Dias, Plakate, oder Jahresabschlussbücher von Schulen dazukamen: "Meine Überzeugung war, dass die Geschichte eines Ortes nicht allein durch das Schriftgut aus dem Rathaus ausreichend dokumentiert ist." Daher habe er angefangen, zu sammeln.
Lokalzeitungen ausgewertet
Auch werten er und Kollegin Dorothea Hanshans die täglichen Lokalzeitungen aus – ein Exemplar der Münnerstädter Seite wird abgeheftet, aus anderen Exemplaren die Artikel ausgeschnitten und Personen oder Themen zugeordnet. "Wir haben tausende Personenbögen und da werden ständig neue Informationen eingearbeitet oder neue Personen angelegt."
Das alles bedeutet zum einen Arbeit: "Es muss immer gesammelt werden, man muss jedes Jahr dahinter sein, den Jahresbericht zu bekommen oder die entsprechende Tageszeitung ." Und dann muss ausgewertet werden. Auch landen immer wieder alte Dokumente aus dem Rathaus, die nicht mehr gebraucht werden, auf dem Tisch der beiden.
Familien durch Archivarbeit zusammengebracht
Doch zum anderen würden die beiden die Arbeit nicht schon so lange machen, wenn es ihnen nicht etwas gäbe. "Man findet einen Sinn im Leben", beschreibt es Hans-Dieter Guhling. Und fügt an: "Letztenendes würde ich es jetzt auf meinen Sammeltrieb zurückführen ja, dass ich dauerhaft Spaß habe, hier zu arbeiten."
Dorothea Hanshans suchte damals eine Beschäftigung, arbeitete anfangs nur ein paar Stunden im Archiv. "Jetzt ist es ein kleiner Job", sagt sie. Die 85-Jährige mache die Arbeit einfach gerne. Und freut sich über jeden kleinen Erfolg: "Beispielsweise, wenn man eine Verknüpfung zwischen Personen entdeckt". Man habe auch schon Amerikaner mit deutscher Familiengeschichte mit ihren Familienangehörigen aus Münnerstadt zusammengebracht.
Nachfolger dringend gesucht
Guhling weiß: "Wir haben nicht das ewige Leben, wir sind 85". Er habe bereits einen Herzinfarkt in seinen "heiligen Hallen", dem Archiv, erlitten und einen Ausfall durch eine Operation. Daher sucht er dringend einen Nachfolger. "Mir liegt sehr viel an dieser Institution Stadtarchiv ", betont er, und: "Wenn wir nicht mehr können und niemand da ist, der das weiterführt, dann sammelt keiner die Zeitungen, wertet sie nicht aus, bindet keiner sie jahrgangsweise. Damit entstehen Lücken."
"Ob das so weitergeführt werden kann, wie wir es tun, ist die andere Frage", sagt Dorothea Hanshans. Weil die Zentscheune sowieso saniert werden muss und der 2. Stock nicht der praktischste für ein schweres Archiv ist, ist auch noch offen, wie es räumlich mit dem Archiv weitergeht.
Rathaus sucht Nachfolger
Im Rathaus ist man sich des Themas Nachfolge ebenfalls bewusst. Derzeit würden laut Bürgermeister Michael Kastl (CSU) noch ein paar Optionen geprüft. Meist sei die Zeit, die in das Amt des Archivars fließt, ein Knackpunkt. Was die Aufwandsentschädigung angeht, daran solle es nicht scheitern.