So etwas hat Uwe Seidl, stellvertretender Leiter des Wasserwirtschaftsamtes in Bad Kissingen, noch nie erlebt: Vor drei, vier Wochen fand er die Quelle des Flüsschens Werrn bei Pfersdorf (nahe Rannungen) versiegt vor. Und das zu einer Zeit, als die Regenperiode erst wieder richtig beginnen sollte.
Auch die Pegel der bekannteren Flüsse im Landkreis Bad Kissingen bereiten dem Wasserwirtschaftler Sorgen. Der Wasserstand der Sinn betrug am 23. April 124 Zentimeter über Null; am gleichen Tag des Vorjahres waren es 135 Zentimeter. Die Thulba führte am Messtag zwölf bis 13 Zentimeter weniger Wasser als im Jahr zuvor, die Saale 20 Zentimeter. Den Wasserstand der Lauer betitelt der Niedrigwasser-Infodienst Bayern als "niedrig". An Brend und Streu im Nachbarlandkreis Rhön-Grabfeld sieht es laut Seidl ähnlich aus.
Grundwasser immer tiefer
"Wenn es nicht bald regnet, könnte es kritisch werden", warnt er. Denn nicht nur die Abflussmengen der sogenannten Oberflächengewässer seien gering; auch Grundwasser lasse sich erst in immer tieferen Schichten finden. Die "Neubildung von Grundwasser" sei in den vergangenen Monaten "weitgehend ausgeblieben", sagt Seidl. Er betont, dass sich die Leute noch keine Sorgen wegen Engpässen bei m Trinkwasser machen müssen. Bei anhaltender Trockenheit könnte es bei einigen nicht so tief reichenden Brunnen eng werden. Und nicht nur das: Im Hitzesommer 2018 waren die Grundwasserspeicher gut gefüllt. Jetzt sind sie dezimiert. Welche Folgen hätte eine weitere anhaltende Dürre?
Zweithöchste Warnstufe
Mit der Trockenheit steigt auch die Waldbrandgefahr. Einerseits fehlt der Regen, der die Baumnkronen durchfeuchtet, andererseits das Wasser im Boden, das die Wurzeln brauchen. Die Regierung von Unterfranken hat Warnstufe vier ausgerufen, die zweithöchste.
Kreisbrandrat Benno Metz kann sich nicht erinnern, dass in den vergangenen Jahren im April solch hohe Stufen galten. Er sieht vor allem dann Brandgefahr, wenn sich am Boden das vertrocknete Laub aus dem vergangenen Jahr entzündet - sei es durch Glasscherben oder weggeworfene Zigaretten. Auch Autos, deren Fahrer Zufahrtsverbote in die Wälder missachten oder geschotterte Wege verlassen, könnten durch die Katalysatoren für den fatalen Funken sorgen. Gebiete im Landkreis, die die Feuerwehr wegen besonders großen Brandrisikos beobachtet, kennt Metz nicht. Allgemein seien die Wälder gefährdeter, wenige die noch prächtig grünen Wiesen.
Die Regierung hat wieder Flüge über den Wälder im gesamten Regierungsbezirk angeordnet - bemerkenswerterweise genau an Ostern. "Aufgrund des schönen Wetters ist während der gesamten Osterfeiertage mit einer erhöhten Zahl von Ausflüglern in Wald und Flur zu rechnen", heißt es in einer Mitteilung. Heißt: Der Mensch gilt im Wald als das größte Risiko. Geflogen wird demnach besonders an den Nachmittagen auf zwei Routen. Die sogenannte Ostroute streift von Schweinfurt oder Haßfurt kommend unter anderem Hammelburg, Oberthulba, Bad Brückenau, Bad Kissingen und Burkardroth.
Laut Nicolas Rupp von der Pressestelle der Regierung wird wahrscheinlich weiter an den Wochenenden geflogen, wenn es trocken bleibt. "Das wird meist spontan beschlossen." Im heißen Sommer 2018 hätten die Luftbeobachter auch unter der Woche starten müssen.
"Die Trockenheit führt früher oder später zu Stressreaktionen der Bäume. Sie werden empfindlicher gegenüber Schädlingen", sagt Fritz Waiden vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Bad Neustadt. Das AELF übernimmt die Bewirtschaftung und Pflege vieler privater und kommunaler Wälder auch im Landkreis Bad Kissingen. Besonders die flach wurzelnde Fichte sei dem immer wärmeren Klima und dem gefürchteten Borkenkäfer wehrlos ausgesetzt. In Laubwäldern wüte zunehmend der Schwammspinner.
Waldumbau schwieriger
Soweit, so größtenteils bekannt. Weniger publik ist, dass die Trockenheit den Waldumbau von Monokulturen hin zu Mischwäldern mit wärmeresistenteren Arten wie Eiche und Buche torpediert. Im Herbst war es laut Waiden zu trocken für Pflanzungen; Regen kam erst im November und Dezember. Dann hielt der Winter mit Frost und stellenweise Schnee Einzug. Und für die nun geplante Frühjahrspflanzung fehlt wiederum das Wasser . "Es macht einfach keinen Sinn. Wir können auch nicht flächendeckend wässern. Das wäre viel zu teuer."
Die Pflanzen härten sich ab
Obwohl viele Felder staubtrocken aussehen und derzeit ordentlich stauben: Der Landwirtschaft macht die Trockenheit weniger aus. Meint zumindest Georg Scheuring, Geschäftsführer des Bayrischen Bauernverbandes im Landkreis Bad Kissingen. Die Wintersaaten hätten noch nicht gelitten; der Raps fange planmäßig an zu blühen. "Die Pflanzen härten sich gegen die Trockenheit ab, ihre Wurzeln gehen tiefer rein." Aufgefallen ist Scheuring nur, dass Bäume früher ausgetrieben seien, ebenso der Wein. Damit seien sie sehr anfällig für späte Fröste.
Anders, schaut`s im Forst aus. Da kann ich nicht sagen : Naja , Heuer war`s mit Fichten nichts, machen wir halt nächstes Jahr Eichen.