Staatsbad Brückenau
Die alte Stärke hat sich wieder eingestellt
Die vier Musiker begeisterten das Publikum im König-Ludwig-I.-Saal.

Das war die eine höchst erfreuliche Feststellung, dass der "Aufbruch in eine neue Klangsprache", den das Artemis-Quartett nach dem Tod seines Bratschers Friedemann Weigle vor einiger Zeit antreten musste, sein Ziel gefunden hat. Mit Vineta Sareika (1. Violine), Anthea Kreston (2. Violine), die neu in die Gruppe kam, Gregor Sigl, der von der 2. Violine zur Bratsche wechselte, und dem Cellisten Eckart Runge, dem letzten verbliebenen Gründungsmitglied, ist das Quartett zu der Stärke zurückgekehrt, für die es international gefeiert wurde.
Das zeigte sich jetzt auch bei dem begeisternden Konzert des Quartetts im König-Ludwig-I.-Saal im Staatsbad Brückenau . Denn da war sie wieder, die alte - oder vielleicht doch neue - Kompromisslosigkeit, mit der die vier Musiker ihre Konzepte entwickeln und umsetzen, die phantastische Kommunikation untereinander, das blinde Verstehen, die Lust am Schwierigen und an sprechenden Klangfarben - reiner Schönklang als Selbstzweck ist nicht die Sache des Quartetts. Es darf auch schon mal kratzen oder pfeifen, wenn dadurch die Klangbilder lebendig werden. Und es ist eine gewisse Sturheit in der Unbeirrbarkeit.
Dazu passte das Programm optimal, denn die Artemis-Leute hatten drei Komponisten ausgewählt, auf die das auch zutrifft, die sich verstanden fühlen konnten - wie beispielsweise Ludwig van Beethoven mit seinem Streichquartett D-dur op. 18/3 und damit seinem dritten Streichquartett, dessen neue Ambitionen wunderbar zu Tage traten: weg zu kommen von der damals erwarteten Unterhaltungsmusik mit ihren bekannten Floskeln zu einer starken, durchaus auch verstörenden Subjektivität. Das Artemis-Quartett zeigte, dass Beethoven hier noch Kompromisse einging: Es bediente die Floskeln und die melodischen Erwartungen, aber es überfiel die Zuhörer mit einem Zugriff und einem Ton, der diese Beethovensche Trotzigkeit, dieses "Rühr mich nicht an" spiegelte. Da war eine unglaubliche Lebendigkeit und Intensität im Spiel, die einfach gute Laune machte.
Ein anderer Querkopf war Béla Bartók mit seinem Streichquartett Nr. 2 op. 13, der die Spätromantik zu überwinden suchte, indem er sie auf die Spitze trieb und zerlegte - eine Interpretation, die für manchen der Höhepunkt des Konzerts wurde. Denn das Artemis-Quartett zeigte, wie nahe Bartók im Grunde Beethoven noch war, aber auch, wie er zu ihm auf Distanz ging. Mit einem enormen Zugriff und einer geradezu atemlos machenden Intensität wurde der Umgang mit den traditionellen Quellen deutlich: durch Stimmenaufspaltung, Imitation und allmähliche Zusammenführung - ein Verfahren das von den Interpreten starke Nerven fordert, weil es kaum Anhalte gibt, aber für den Zuhörer enorm spannend wird.
Wolfgang Amadeus Mozart , der Älteste in dem Komponistentrio, war noch am zurückhaltendsten: In seinem Dissonanzenquartett KV 465 war seinerzeit nur der Anfang verstörend, an dem sich die Musik erst einmal harmonisch sortieren muss. Aber ansonsten wurde das zu einer ganz lockeren, amüsanten, kontaktfreudigen Spielmusik mit einem anrührenden Andante cantabile.
Als Zugabe spielte das Artemis-Quartett eine Bearbeitung des Chorals "Des heiligen Geistes reiche Gnad" BWV 295 von Johann Sebastian Bach .
Das zeigte sich jetzt auch bei dem begeisternden Konzert des Quartetts im König-Ludwig-I.-Saal im Staatsbad Brückenau . Denn da war sie wieder, die alte - oder vielleicht doch neue - Kompromisslosigkeit, mit der die vier Musiker ihre Konzepte entwickeln und umsetzen, die phantastische Kommunikation untereinander, das blinde Verstehen, die Lust am Schwierigen und an sprechenden Klangfarben - reiner Schönklang als Selbstzweck ist nicht die Sache des Quartetts. Es darf auch schon mal kratzen oder pfeifen, wenn dadurch die Klangbilder lebendig werden. Und es ist eine gewisse Sturheit in der Unbeirrbarkeit.
Dazu passte das Programm optimal, denn die Artemis-Leute hatten drei Komponisten ausgewählt, auf die das auch zutrifft, die sich verstanden fühlen konnten - wie beispielsweise Ludwig van Beethoven mit seinem Streichquartett D-dur op. 18/3 und damit seinem dritten Streichquartett, dessen neue Ambitionen wunderbar zu Tage traten: weg zu kommen von der damals erwarteten Unterhaltungsmusik mit ihren bekannten Floskeln zu einer starken, durchaus auch verstörenden Subjektivität. Das Artemis-Quartett zeigte, dass Beethoven hier noch Kompromisse einging: Es bediente die Floskeln und die melodischen Erwartungen, aber es überfiel die Zuhörer mit einem Zugriff und einem Ton, der diese Beethovensche Trotzigkeit, dieses "Rühr mich nicht an" spiegelte. Da war eine unglaubliche Lebendigkeit und Intensität im Spiel, die einfach gute Laune machte.
Überwindung der Romantik
Ein anderer Querkopf war Béla Bartók mit seinem Streichquartett Nr. 2 op. 13, der die Spätromantik zu überwinden suchte, indem er sie auf die Spitze trieb und zerlegte - eine Interpretation, die für manchen der Höhepunkt des Konzerts wurde. Denn das Artemis-Quartett zeigte, wie nahe Bartók im Grunde Beethoven noch war, aber auch, wie er zu ihm auf Distanz ging. Mit einem enormen Zugriff und einer geradezu atemlos machenden Intensität wurde der Umgang mit den traditionellen Quellen deutlich: durch Stimmenaufspaltung, Imitation und allmähliche Zusammenführung - ein Verfahren das von den Interpreten starke Nerven fordert, weil es kaum Anhalte gibt, aber für den Zuhörer enorm spannend wird.Wolfgang Amadeus Mozart , der Älteste in dem Komponistentrio, war noch am zurückhaltendsten: In seinem Dissonanzenquartett KV 465 war seinerzeit nur der Anfang verstörend, an dem sich die Musik erst einmal harmonisch sortieren muss. Aber ansonsten wurde das zu einer ganz lockeren, amüsanten, kontaktfreudigen Spielmusik mit einem anrührenden Andante cantabile.
Als Zugabe spielte das Artemis-Quartett eine Bearbeitung des Chorals "Des heiligen Geistes reiche Gnad" BWV 295 von Johann Sebastian Bach .
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