Ein Container steht neben einer Arbeitsbühne am Berghaus Rhön. Seit Montagmorgen entfernen Arbeiter der Firma Leinweber die Holzfassade der Gaststätte. "Das sind 300 Quadratmeter. Dafür brauchen wir etwa vier Tage", schätzt Rainer Büttner. Seit 7 Uhr bearbeitet er mit zwei Kollegen die Fassade mit Brechstangen und Kettensägen. "Wir machen das Seite für Seite." Aktuell entfernt das Trio die Holzverkleidung auf der westlichen Seite des Gebäudes.
Langer Weg bis zum neuen Berghaus
Sind die Bretter entfernt, soll als nächstes der Bagger für den Restabbruch anrücken. Ein Datum steht dafür noch nicht fest. Geplant ist allerdings, den Abbruch noch in diesem Jahr zu vollenden. "Das Gebäude wird dann erst mal bis zur Kellerdecke abgerissen", informiert Wolfgang Reith, aus der Abteilung des Hochbaus im Landkreis. Probleme seien dabei nicht zu erwarten. Zwar gibt es laut dem mehr als 30-seitigem Schadstoffgutachten teils bedenkliche Altlasten, diese seien jedoch für ein Gebäude diesen Alters normal. "Damals wurde zum Beispiel Asbest verbaut. Den müssen wir beim Abbruch fachgerecht entsorgen."
Beim Neubau im kommenden Jahr muss dann auch die alte Kellerdecke weichen. Der Grund dafür liegt in der Architektur der Gaststätte: Aktuell hat die Kellerdecke kein einheitliches Niveau. "Das passt nicht ins Konzept der Barrierefreiheit und wird deshalb geändert", führt er aus. Erst danach soll mit dem Neubau begonnen werden. Geplant ist, das Gebäude in Holzbauweise zu errichten. "Fertig sind wir dann voraussichtlich im Herbst 2019", prognostiziert Reith. Für die Bauarbeiten fallen Kosten in der Höhe von 2,58 Millionen Euro an.
Noch bewohnt
Bei allen Abrissarbeiten muss jedoch behutsam vorgegangen werden, denn: "Im Dachboden wohnen Fledermäuse", informiert Christina Beyer, mitverantwortlich für den Naturschutz im Landkreis. Bei den geflügelten Bewohnern handelt es sich um geschützte Arten, die ihre Einfluglöcher teilweise in der Fassade haben. Deshalb hat der Teilabbruch und Neubau des Berghauses für den Landkreis schon vor den sichtbaren Bauarbeiten begonnen. "Wir haben vorab die Fledermäuse beobachtet und Ersatzquartiere aufgehängt", blickt Beyer zurück. Bei den Ersatzquartieren handelt es sich um Betonzylinder mit einem Loch zum Einfliegen für die Tiere.
Fledermäuse sind Gewohnheitstiere
Zuständig für die Beobachtungen vor Ort ist unter anderem Gabriel Cristaldo vom Naturschutzplanungsbüro Kaminsky. "Insgesamt haben wir sieben Fledermaushöhlen in der Nähe des Berghauses an Bäumen installiert", informiert er. Umgezogen ist allerdings erst ein Tier. "Das liegt daran, dass Fledermäuse Gewohnheitstiere sind. Die mögen Veränderungen am Quartier nicht so gerne." Wird bei den Arbeiten ein Tier verletzt, kommt das Ehrenamt ins Spiel: "Fledermaushelfer päppeln die Tiere dann wieder auf, bevor es an seinem angestammten Platz ausgewildert wird."
Am Berghaus nisten vermutlich sieben bis zehn Fledermäuse. "Das sind Zwerg- und Mausohrfledermäuse", teilt der Fachmann seine Beobachtungen mit. Geholfen hat ihm bei der Artenbestimmung vor allem die Technik. "Wir haben im Dachboden sogenannte Batcorder aufgestellt." Dabei handelt es sich um eine Art Rekorder, der in der Lage ist, die Ultraschallrufe der Tiere aufzunehmen. Allerdings erzeugen auch die Bauarbeiten Geräusche im Ultraschallbereich. Um die verschiedenen Töne unterscheiden zu können, wertet er die Aufnahmen regelmäßig am Rechner aus.