Es ist schon immer eine ganz besondere Stimmung im großen Saal des historischen Abteigebäudes Maria Bildhausen, wenn dort das traditionelle Weihnachtsspiel stattfindet. Nur die Lichter an den Girlanden tauchten den Raum in eine fast heimelige Atmosphäre. Im Hintergrund saßen erwartungsvoll, teils auch etwas aufgeregt, die Laiendarsteller. Hie und da wurde noch an der Kleidung gezupft, ein Engelsflügel korrigiert und von Erika Pascher leise, beruhigende Woche gesprochen. Dann erklingt leise Musik und lädt zum Innehalten ein.
Eine Türe geht auf und ein Mann geht zu einem Tisch, um die Vorbereitungen für das Weihnachtsspiel zu treffen. Der Hausmeister kommt dazu und holt aus dem Keller einen sichtlich verstaubten Koffer hervor. In diesem befinden sich die verschiedenen Utensilien für ein Weihnachtsspiel. Im Turnus von einer Woche, so entnimmt man dem Gespräch, trifft man sich, um alles genau zu besprechen und die einzelnen Gegenstände der jeweiligen Szene zuzuordnen.
Im blauen Kleid und mit weißem Schleier betritt dann ein junges Mädchen die Bühne. Von der „Stimme aus dem Hintergrund“ erfährt man von Maria, die zu Hause ist. Wie in der Bibel berichtet, kommt ein Engel zu ihr und sagt, dass sie ein Kind bekommt. Das zweite Bild zeigt den Besuch bei ihrer Verwandten Elisabeth, wo sie erfährt, dass auch diese ein Kind bekommt. Beide freuen sich, fallen sich in die Arme.
Die Herbergsuche
Es folgt die Herbergsuche, die bekannterweise in einem Stall endet, wo Christus geboren und in eine Krippe gelegt wird, Ein Mädchen im Rollstuhl bringt den Stern von Bethlehem . Auf einem Feld erfahren Hirten durch den Engel von der Geburt des Jesuskindes und eilen zur Krippe. Ein Lichtertanz drückt ihre Freude über das Neugeborene aus. Untermalt von perfekt ausgewählter Musik bekam das 50. Weihnachtsspiel eine besondere Note. Martin Riß, Geistlicher Direktor des Dominikus-Ringeisen-Werkes in Ursberg, war beeindruckt von der etwas anderen Weihnachtsgeschichte.
Wie alles begann
Die Bewohner in Maria Bildhausen hätten wieder einmal mehr gezeigt, was die Weihnachtsbotschaft bedeutet. Das unterstrich auch Landrat Thomas Bold , der auf die Zukunft der Einrichtung mit der Barbara-Stamm-Akademie verwies. Ihr sei man zu großem Dank verpflichtet. Nach der Aufführung war dann die Möglichkeit zur gemeinsamen Begegnung gegeben.
Das Jubiläum „50 Jahre Bildhäuser Weihnachtsspiel“ zeigte, dass auch nach dieser Zeit die Bewohner des Dominikus Ringeisenwerks voll und ganz integriert sind. 1973, so ist in den Unterlagen nachzulesen, begann alles mit einem „schwäbischen Weihnachtsspiel“.
Seitdem wurde die Tradition unter den im Kloster einst beheimateten Schwestern der St. Josefs Kongregation weiter gepflegt und immer wieder vervollständigt. Mittlerweile sind es neue aber auch teils altbewährte Laiendarsteller, sagt Erika Pascher, die für die Einstudierung verantwortlich ist. Mit ihnen werden dann gemeinsam die Szenen erarbeitet. Und nach einer kurzen, aber sehr intensiven Probephase kommt der Tag der Aufführung .
Wie sie auch immer vorgetragen wird: Die Botschaft der Weihnacht bleibt immer dieselbe, erfuhr man in Maria Bildhausen bei der Aufführung .
Mehr Interessenten als Rollen
Für die Bewohnerinnen und Bewohner der Einrichtung des Dominikus-Ringeisen-Werks übt das Weihnachtsspiel eine besondere Faszination aus, und stets wollen mehr mitspielen als Rollen vorhanden sind. Tatsächlich werden die Rollen weitgehend von Bewohnern besetzt und die Stücke entsprechend inszeniert. Das Weihnachtsspiel ist stets ein Gemeinschaftswerk von Bewohnern, Mitarbeitern und Praktikanten. Gespielt wird für die Bewohner und seit einigen Jahren zusätzlich für die Förderschulen der Umgebung.
Die Themen sind überwiegend aus der biblischen Weihnachtserzählung in szenischen Bildern dargestellt. In manchen Jahren wurde das Weihnachtsthema auch in die heutige Zeit übertragen. Mit welcher Begeisterung die Betreuten ihre Rollen sehr eindrucksvoll spielen, beweist ein Zitat nach einer der letzten Aufführungen . „Schön war’s, Spaß hat’s gemacht. Aber nächstes Jahr möchte ich wieder mitmachen.“
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