
Vor 22 Jahren kam der Perser Reza Shadab (48) als politischer Flüchtling aus dem Iran in die Bundesrepublik. Inzwischen gehört der gelernte Kaufmann nach Wertung eines Branchenmagazins zu den "30 besten Hochzeitsfotografen Deutschlands" und erledigt Aufträge im deutschsprachigen Europa. Am Freitag eröffnete er mit seiner Frau Ayna (44), einer aus Turkmenistan stammenden Grafikdesignerin, in der Ludwigstraße 14 das "kleinste Fotostudio Deutschlands".
Nicht die Größe seines Studios, sondern die Qualität seiner Arbeit ist entscheidend für das Renommee eines guten Fotografen. Das beweist der aus Teheran stammende Reza Shadab. Trotz der Vielzahl seiner Aufträge in Deutschland, Österreich und Schweiz begnügt sich der renommierte Produkt-, Mode- und Hochzeitsfotograf bescheiden mit einer Ladenfläche von gerade einmal 16 Quadratmetern in der Bad Kissinger Fußgängerzone. Dies reicht ihm durchaus, um für seine künftige Kundschaft die gängigen Bewerbungs- und Passfotos zu machen. Doch selbst hierbei bietet das Ehepaar Shadab beste Qualität dank neuester Digitaltechnologie. " Auf Wunsch schicken wir die Passfotos auch gleich digital an die zuständige Ausweisbehörde." Ein größeres Studio braucht der Fotograf nicht, denn seine Großaufträge erledigt er direkt vor Ort - sei es die Produkt- und Modefotografie bei Firmen oder die Hochzeitsfotos bei Privatkunden.
Viele Hindernisse überwunden
Der Weg zum Erfolg war für Shadab mühsam und anfangs voller Hindernisse: Im Jahr 2000 kam der damals 26-Jährige als politischer Flüchtling zunächst nach Chemnitz. Dort sollte er mit Übersiedlern aus Russland Deutsch lernen. "Am Ende konnte ich besser Russisch als Deutsch", sagt er. Da er noch keine Arbeit annehmen durfte, las der gebürtige Moslem im Koran und verglich dessen Inhalt mit der Bibel, die er sich auf Persisch und in modernem Deutsch besorgt hatte. "Durch das Lesen der Bibel lernte ich dann Deutsch." Die Bibeltexte berührten ihn sogar mehr als die Suren des Korans, weshalb er schließlich zum evangelischen Christentum konvertierte. Heute trägt Shadab gut sichtbar ein silbernes Kreuz an der Halskette.
Seine evangelische Gemeinde in Chemnitz vermittelte ihn nach knapp zwei Jahren an die die Partnergemeinde in Schwaigern (Landkreis Heilbronn), da man ihm dort eine Arbeitsstelle in einem Produktionsbetrieb anbieten wollte. Doch die dortigen Behörden verweigerten dem Flüchtling die Arbeitserlaubnis. Erst nach heftigem Druck seiner Freunde aus der Kirchengemeinde wurde dem gelernten Kaufmann nach weiteren vier Monaten die Arbeitsaufnahme gestattet. In den nun folgenden elf Jahren bis 2013 arbeite er sich bis zum Abteilungsleiter hoch. In der Zwischenzeit war er nach achtjährigem Deutschland-Aufenthalt endlich 2008 auch offiziell als politischer Flüchtling anerkannt worden.
Doch trotz der vielen Jahre war Shadab mit seinem Job nicht zufrieden. Er war eher ein kreativer Mensch und Freunde hatten sein "Naturtalent" als Fotograf erkannt. Von diesen gefördert, eröffnete Shadab im Jahr 2013 in Mannheim sein erstes Fotostudio - "viel größer als in Bad Kissingen " - und startete mit Unterstützung deutscher Fachkollegen recht zügig seine Karriere als Fotograf. Schon 2016 wurde er als Mode- und Produktfotograf ins Profi-Team der Mannheimer Trendfabrik Masquare Mode GmbH aufgenommen. Mehrere seiner Fotos erhielten internationale Auszeichnungen. Zuletzt wählte ihn der Hochzeitsdienstleister Zankyou unter die 30 besten Hochzeitsfotografen .
Doch Ehefrau Ayna gefiel die Großstadt Mannheim nicht, weshalb sich beide nach einem schöneren Wohnort umsahen. Shadab: "Ich hatte vorher schon oft Aufträge in Würzburg, Bad Brückenau und Bad Kissingen und kannte die Region." Die Wahl fiel auf Bad Kissingen . Vor zwei Jahren zog das Paar in die Kurstadt, doch der damals schon geplanten Eröffnung eines Fotostudios machte 2020 die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung. Shadab suchte nach Alternativen und besorgte sich einen Job in der Diagnostik-Abteilung der Würzburger Augen-Universitätsklinik. "Dort erledige ich die Vorarbeit für die Diagnose durch die Ärzte und fotografiere die Augen der Patienten."
Nach nun erfolgter Eröffnung seines Bad Kissinger Fotostudios "I love Fotos" wird Shadab nur noch die Hälfte seiner Arbeitszeit in der Uniklinik arbeiten. Die andere widmet er künftig dem seinen Angaben zufolge "kleinsten Fotostudio Deutschlands" in der Ludwigstraße und weiterhin seinen Großaufträgen als Produkt-, Mode- und Hochzeitsfotograf .