Es war ein Höhepunkt in der Geschichte des TSV Volkers: Andreas Brehme , Siegtorschütze im Finale der Fußball-WM 1990 , war vor knapp drei Jahren Gast beim Rhöner Verein. Nun ist die Ikone im Alter von 63 Jahren überraschend gestorben. Beim TSV erinnern sie sich gern an ihn.
Brehme ließ für Volkers EM-Vorrundenspiel sausen
"Andi" Brehme - so der Eindruck des Autors bei seinem Besuch am 19. Juni 2021 - hatte mit dem großen Fußball-Zirkus abgeschlossen. "Ich spiele keinen Fußball mehr", sagte er demonstrativ beim Pressetermin am Volkerser Vereinsheim.
Locker hätte sich der 86-fache deutsche Nationalspieler das zweite Vorrundenspiel seiner Nachfolger bei der Europameisterschaft gegen Portugal (4:2) anschauen können - wohlgemerkt live in der Allianz-Arena in seinem Wohnort München. Stattdessen folgte er der Einladung seines Freundes Alexander Kron, Gesellschafter der Klosterschänke auf dem Volkersberg, in die Rhön.
"Final-Elfer" gegen den Bürgermeister
Zu Beginn bei der öffentlichen Fragestunde noch nordisch unterkühlt, taute der gebürtige Hamburger danach in geselliger Runde zusehends auf. Und tat das, was er vorgeblich nicht mehr zu tun gedachte: Fußball spielen.
Beim "Warmschießen" mit Bad Brückenaus Bürgermeister Jochen Vogel im Tor zeigte Brehme schelmisch grinsend, wie er das damals gemacht hatte, in der 85. Minute am 8. Juli 1990, im Finale gegen Argentinien in Rom: rechter Fuß, vom Torwart aus gesehen linke untere Ecke. Nur eben nicht im weißen Nationaltrikot mit schwarz-rot-goldenen Streifen, sondern im blauen Jersey des TSV Volkers.
TSV-Vorsitzende: Einladung "aus Partylaune heraus"
Dessen Vorsitzende Claudia Karg war am Dienstagmorgen schockiert über Andreas Brehmes Tod. Die Idee, den Weltmeister einzuladen, sei beim Grillen mit Alexander Kron "aus einer Partylaune heraus" entstanden.
Die TSVlerin wusste, dass der Gastronom und der Ex-Fußballer befreundet waren. Man einigte sich, dass Kron Brehme mal fragt, ob er nach Volkers kommt. Nie hätte Karg gedacht, dass das wirklich geschieht.
Bammel vor dem ersten Treffen
"Es ist ja eine große Ehre, so jemanden Berühmtes in so einem kleinen Ort zu Gast zu haben. Das ist nicht selbstverständlich", schwärmt sie noch heute.
Ein bisschen Bammel hatte die Volkerserin schon, Brehme gegenüberzutreten, wegen dessen Promistatus. "Doch diese Aufgeregtheit hat er mir sehr schnell genommen. Er war ein ganz normaler Mensch."
Brehme habe nicht den Promi raushängen lassen. Allerdings wollte er nicht ständig auf seine Fußballkarriere und besonders nicht auf sein WM-Siegtor angesprochen werden, erinnert sich Karg. Am Freitagabend vor dem offiziellen Termin auf dem TSV-Vereinsgelände habe man sich über Gott und die Welt unterhalten, nicht über Fußball.
Gemeinsam EM-Spiel gegen Portugal geschaut
An jenem 21. Juni 2021 war Andreas Brehme noch lange da. Er schaute im Sportheim das EM-Spiel gegen Portugal mit. Anschließend ging es in die Klosterschänke. Claudia Karg fand das gut. Schließlich hätte der Fußball-Weltmeister nach dem offiziellen Teil auch in sein Hotel zurückkehren können. Die Volkerserin ist sich auch sicher: "Er hat die privaten Momente mehr genossen als die offiziellen."
Bei seinem Besuch beim TSV trug Brehme sich auch ins Goldene Buch der Stadt Bad Brückenau ein. Und er gab Karg und ihrem Mann ein Autogramm. Es ist im Vereinsheim zu sehen. Und wird die TSV-Vorsitzende immer an einen schönen Tag erinnern - für alle Beteiligten und die Vereinsgeschichte.