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BAD KISSINGEN
Der vernachlässigte Nicht-Kurgast
Siegfried Farkas
Siegfried Farkas
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:47 Uhr

Berlin würdigt Adolph von Menzel mit einer Ausstellung und mit Vorträgen. Das brandenburgische Bad Freienwalde, wo der Maler 1861 vier Wochen zur Brunnenkur verbrachte, enthüllte im Februar eine Erinnerungstafel. Selbst im nicht gerade als Menzel-Wallfahrtsort bekannten Friedrichshafen gab es wenigstens einen Volkshochschulvortrag. Und was tut Bad Kissingen, das Heilbad, das Menzel so oft besuchte, dass er sich schon als Nicht-Kurgast bezeichnete, in einem Jahr mit doppeltem Anlass des Künstlers zu gedenken? Es tut nichts.

Am 8. Dezember wäre der 1815 in Breslau geborene und vielfach als bedeutendster deutscher Maler des 19. Jahrhunderts angesehene Adolph Friedrich Erdmann von Menzel 200 geworden. Und sein Tod jährte sich am 9. Februar zum 110. Mal. Bedeutsame Jahrestage, aber in Kissingen ohne erkennbaren Einfluss auf den Veranstaltungskalender.

Dabei hätte die Stadt einige Gründe, das klein gewachsene aber als Künstler große Original der deutschen Kunstgeschichte zu würdigen. „Über das Bad Kissinger Kurleben hinterließ der berühmte Maler der Nachwelt Zeichnungen von unschätzbarem Wert“, heißt es alljährlich im Rosengarten bei der Vorstellung der Historischen Persönlichkeiten des Rakoczy-Festes, zu denen Menzel seit vielen Jahren gehört.

Die Kissinger kennen vor allem das Frontispiz des Goldenen Buches der Stadt, das er 1889 schuf. In die Kunstwelt hinaus getragen haben den Ruf der Stadt aber vor allem Werke wie „Brunnenpromenade in Kissingen“ oder „Frühstücksbüffet der Feinbäcker in Kissingen“. Die Berliner Adolph-Menzel-Gesellschaft stellt dazu aus dem äußerst umfangreichen Werk des Künstlers die Gouache „Biergarten in Kissingen“ heraus.

Blick für die Details

All diese Werke verbindet eine auffallende Vielzahl und Dichte an dargestellten Menschen, die mit ausgeprägter Liebe zum Detail dargestellt sind. Menzels Szenen wirken gelegentlich ungeordnet, seien aber tatsächlich sorgfältig arrangiert, sagen Kunsthistoriker. Gegenstände und Menschen würden manchmal einfach vom Bildrand abgeschnitten. Beliebtes Beispiel dafür ist die Brunnenpromenade, bei der links im Vordergrund eine Hand zu sehen ist, die einen Hund an der Leine hält. Den Menschen zur Hand hat Menzel für seine Komposition nicht gebraucht und einfach weggelassen.

Früher war die Distanz Bad Kissingens zu Menzel übrigens nicht immer so groß, wie jetzt. Im Kurgebiet hat die Stadt eine Straße nach ihm benannt. Beim Rakoczy-Fest gehört der gerne als kleine Exzellenz oder als Menzele bezeichnete Künstler zum Kreis der Historischen Persönlichkeiten. Und dann wäre da auch noch das Menzel-Eck, das von der Weingasse 1 her in den Marktplatz hineinblickt. Menzel habe in der Weinstube, die das Haus früher beherbergte, gerne gesessen und gezeichnet, heißt es mit Blick auf das markante Ecktürmchen. Nach den Angaben im Kissingen-Band der Reihe Denkmäler in Bayern, wurde der Eckturm allerdings erst 1898 angefügt. Danach kam Menzel aber nicht mehr so oft in die Stadt. Das letzte Mal besuchte er Kissingen 1904. Im Jahr vor seinem Tod.

Kissingen Kissinger Motiv des Malers Adolph von Menzel Feinbäckerei
Foto: Adolph von Menzel | Kissingen Kissinger Motiv des Malers Adolph von Menzel Feinbäckerei
Menzel KG       -  A.v. Menzel KGer Motive
Foto: Repro MP (MainPost) | A.v. Menzel KGer Motive
Kissingen Kissinger Motiv des Malers Adolph von Menzel Brunnenpromenade
Foto: Adolph von Menzel | Kissingen Kissinger Motiv des Malers Adolph von Menzel Brunnenpromenade
Kissingen Kissinger Motiv des Malers Adolph von Menzel Spaziergängerin am Springbrunnen
Foto: Adolph von Menzel | Kissingen Kissinger Motiv des Malers Adolph von Menzel Spaziergängerin am Springbrunnen
Kissingen Kissinger Motiv des Malers Adolph von Menzel Biergarten
Foto: Adolph von Menzel | Kissingen Kissinger Motiv des Malers Adolph von Menzel Biergarten
 
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