zurück
Bad Brückenau
Ein Jahr humanitäre Hilfe aus der Rhön
Der Verein „Bad Brückenau hilft!“ bringt Hilfsgüter in die Ukraine und unterstützt Geflüchtete. Bei einem emotionalen Abend berichten die Helfer.
Die ehrenamtlichen Helfer berichten von ihren Fahrten ins Kriegsgebiet.       -  Die ehrenamtlichen Helfer berichten von ihren Fahrten ins Kriegsgebiet.
Foto: Sebastian Schmitt | Die ehrenamtlichen Helfer berichten von ihren Fahrten ins Kriegsgebiet.
Sebastian Schmitt
 |  aktualisiert: 29.05.2024 17:07 Uhr

Seit einem Jahr ist Krieg in der Ukraine . Der Verein „ Bad Brückenau hilft!“ organisiert seit Ausbruch des Krieges humanitäre Hilfe für Menschen, die darunter zu leiden haben. Am Samstag hatte der Verein in die Georgi Kurhalle geladen, um von den 13 Hilfseinsätzen im Kriegsgebiet zu berichten. Der Andrang in der Halle war mit 250 Besuchern groß, der Abend emotional.

„Wir wollen gemeinsam mit Euch zurückblicken auf ein Jahr Krieg in der Ukraine - auf unsere Hilfe, die sich im Laufe der Monate immer wieder verändert und neuen Situationen angepasst hat. Und wir möchten mit Euch nach vorne schauen, wie es weiter geht“, sagte Teamleiter der Hilfstransporte, Dirk Stumpe. Bei ihm und den ehrenamtlichen Helfern brechen sich bisweilen starke Emotionen Bahn. Sie haben bei ihren Einsätzen viel erlebt, darunter auch Raketenalarme, die für viele Menschen in der Ukraine längst zum Alltag gehören.

Hilfsaktion für Kriegswaisen

Seit März 2022 ist Dirk Stumpe bei „ Bad Brückenau hilft!“ aktiv. Seitdem ist er bei den meisten Hilfstransporten mitgefahren. Mit Christian Wirth und vielen weiteren Helfern aus Bad Brückenau und Umgebung startet er Hilfskampagnen und organisiert immer wieder neue Hilfstransporte. Am meisten bewegt hat ihn, als in Przemysl ein Bus voller Kinder ankam, die alle ihre Eltern durch den Krieg verloren hatten: „Wir haben diesen schrecklichen Schmerz in den Augen der Kinder gesehen und gespürt, und durch unsere Aufmerksamkeit und Nähe haben wir gemerkt, dass die Kinder plötzlich für einen Moment lang diesen Schmerz vergessen haben“, berichtete Stumpe.

Der Vorsitzende von „ Bad Brückenau hilft!“ Uwe Schindler, berichtete über die Idee zur Gründung des Vereins und über die erste ganz spontane Hilfsaktion. Thomas Weißenfeld beschrieb eine Sondermission, die nach Warschau führte. Eine Familie aus Bad Brückenau hatte damals Kontakt zu acht Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen neun Monaten und 19 Jahren, die ohne ihre Eltern in Warschau gelandet waren. Die Eltern hatten ihre Kinder in Kharkiw in den Zug gesetzt und Richtung Polen geschickt, um ihnen das Leben zu retten. Die Helfer aus Bad Brückenau fuhre nach Warschau, nahmen die völlig erschöpften Kinder in ihre Obhut und brachten sie nach Bad Brückenau .

Hilfe direkt im Kriegsgebiet

Immer wieder erzählen die Mitglieder von „ Bad Brückenau hilft!“, dass sie spüren, wie wertvoll ihre Hilfe ist und wie sehr sie wertgeschätzt wird. Und doch: Ein mulmiges Gefühl haben sie, wenn die Fahrten in Gebiete gehen, die bereits Ziele waren von Raketenangriffen. Für den Informationsabend waren Olga Brunko und ihre Tochter Alyona aus der ukrainischen Region Kamjanez-Podilskyi gekommen. Sie erzählten von der aktuelle Situation in der Ukraine und über die wertvolle Hilfe aus Bad Brückenau .

Olga Brunko ist die Frau von Oleg, dem medizinischen Leiter einer Unfallklinik im Ort. Dorthin hatten die Bad Brückenauer mehrere Male medizinische Hilfsgüter geliefert. Sehr bewegend war für die Helfer die Besichtigung der Klinik. „Uns stockte teilweise der Atem wegen dem, was wir sahen, aber auch wegen den Geschichten hinter den Bildern“, sagte ein Helfer. Das Krankenhaus empfängt täglich etwa 50 verwundete Soldaten und zivile Personen.

Helfer im Schutzbunker

Mit Raketenalarm mussten sich die Bad Brückenauer bei ihrer Fahrt nach Kamjanez-Podilskyi auseinandersetzen - sie standen direkt vor einer militärischen Einrichtung, dem Hauptangriffsziel. Hunderte Soldaten rannten aus der Kaserne, um sich in Sicherheit zu bringen. Die Helfer aus der Rhön fanden Unterschlupf in einem Schutzbunker und erfuhren erst später, dass vier Langstreckenraketen unterwegs waren, aber von der Luftabwehr abgefangen wurden.

Über die Monate hinweg ist der Kreis der Helfer aus Bad Brückenau und Umgebung gewachsen.

Dabei geht es nicht ausschließlich um die Hilfstransporte in die Ukraine. Der Verein organisiert auch die Unterstützung von Flüchtlingen in Bad Brückenau . Darüber berichtete Ulrich Wildenauer. Die Sprachbarrieren sind für die Geflüchteten ein großes Problem. Gabi Schneider und Manuela Word blickten auf die Bemühungen rund um Sprachkurse und Integration der Menschen aus der Ukraine zurück.

Gezielte Hilfe gibt es für die ukrainische Feuerwehr. Davon berichteten Markus Bug und Pierre Worschech. In den umkämpften Gebieten ist die Feuerwehr sehr gefragt, um Brände zu bekämpfen und Menschen zu retten. Dadurch ist der Bedarf an Feuerwehrfahrzeugen und Ausrüstung sehr hoch. Durch die vielen Einsätze verschleißt das Material stark. Dank einer großzügigen Spende konnten die Bad Brückenauer ein gebrauchtes Feuerwehrfahrzeug beschaffen.

Hilfstransporte werden fortgeführt

Vom Bürgermeister Michajlo Positko aus Kamjanez-Podilskyj gab es eine Videobotschaft als Zeichen der Dankbarkeit für die fortwährende Unterstützung aus Bad Brückenau .

„Wenn wir auf 2022 zurückblicken, können wir Vieles selbst kaum fassen. Unglaublich, was sich seit der ersten spontanen Hilfsaktion Anfang März entwickelt hat“, sagte Dirk Stumpe.

Die mehr als 50 Mitglieder von „ Bad Brückenau hilft!“ arbeiten ehrenamtlich. Bei ihren Hilfstransporten sind sie auf Spenden angewiesen. Dabei sind es nicht nur Privatleute, die Unterstützung zusichern, sondern auch Unternehmen, die mit Sachspenden die Hilfsaktionen ermöglichen. „Transparenz ist unglaublich wichtig. Und wenn die Menschen in unserer Region sehen, dass die humanitäre Hilfe direkt vor Ort im Kriegsgebiet ankommt, dann bleibt die Hilfsbereitschaft auch ungebrochen“, sagte Stumpe. Denn niemand weiß, wie lange dieser Krieg in der Ukraine noch dauern wird.

Lesen Sie auch: 

Ukrainerinnen schildern die Lage vor Ort und wie wichtig die Hilfe ist.       -  Ukrainerinnen schildern die Lage vor Ort und wie wichtig die Hilfe ist.
Foto: Sebastian Schmitt | Ukrainerinnen schildern die Lage vor Ort und wie wichtig die Hilfe ist.
Der Andrang in der Georgihalle war enorm.       -  Der Andrang in der Georgihalle war enorm.
Foto: Sebastian Schmitt | Der Andrang in der Georgihalle war enorm.
Eindrücke von den Hilfseinsätzen       -  Eindrücke von den Hilfseinsätzen
Foto: Sebastian Schmitt | Eindrücke von den Hilfseinsätzen
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bad Brückenau
Kriegsschauplätze
Unfallkliniken
Vereine
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top