Vor 30 Jahren wurde der bislang mitgliederstärkste Sportverein im Landkreis aus der Taufe gehoben. Der TV Jahn und die DJK Hammelburg – bislang konkurrierende Einzelvereine – schlossen sich zum TV/DJK Hammelburg zusammen, um als breit aufgestelltes Sportbündnis ihre Leistungen zu demonstrieren und sportliche Erfolge zu erzielen. Daran erinnerte eine Feierstunde in Vereinsdomizil.
Es ist klar, die Gründerväter konnten diesem Ereignis nicht mehr beiwohnen. Sie waren entweder verstorben oder aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage dazu. Irma Sell schilderte die damalige Fusion aus Sicht des TV Jahn, Manfred Kohaupt vertrat die DJK, die ebenfalls ihre Interessen wahren wollte.
Lange Vorbereitungen
Man glaube nicht, dass dieser Zusammenschluss schnell über die Bühne ging. Es dauerte viele Jahre, bis die schwierige Geburt das Licht der Welt erblickte. Beginnend mit ersten Gesprächen des damaligen Vorsitzenden Gustav Feser – vermutlich ausgelöst durch die Bildung der Spielgemeinschaft Volleyball – im Jahr 1968, die scheiterten. Elf Jahre später kam die Spielgemeinschaft Handball hinzu.
Einen erneuten Anlauf starteten 1983 Franz Claßen und Arnold Zeller. Es sollte auch der FC Hammelburg mit einbezogen werden, der aber nicht in die Struktur passte. Als nächster Mittler versuchte im November 1990 Winfried Benner auf Schloss Saaleck einen Anlauf und erzielte zumindest mehrere Gesprächsrunden. Der Fusionsausschuss bildete sich zwei Jahre später. Zum Treffen wurde der Vereinsrechtsexperte Professor Stockinger eingeladen, der alle Fragen klärte. Einer Fusion stehe vereinsrechtlich nichts im Wege, erklärte er.
Zusammenschluss hatte viele Vorteile
Die Antwort auf die Frage „Was bringt eine Fusion?“ kristallisierte sich bald heraus. Einigkeit macht stark, das war allen klar. Doch steckten noch mehr Vorteile im Zusammenschluss. Ehrenamtliche beider Vereine bilden einen funktionsfähigen Vorstand, keine Doppelmitgliedschaft mehr und Kosteneinsparungen bei der Halle und den Übungsleitern. Mit rund 2300 Mitgliedern ein Großverein, lässt sich bessere Bezuschussung erwarten. Die Hallennutzung verbessert sich, Kleingruppen können zusammengelegt werden, und schließlich wäre die Einrichtung einer Geschäftsstelle finanzierbar, womit eine Entlastung der Vorstands einhergeht.
Noch während der Fusionsgespräche feierte der TV Jahn 1992 sein 100-jähriges Jubiläum. Vier Jahre davor konnte die DJK ihren 60. Geburtstag feiern. Ab Januar 1993 ging es stetig voran. Mit einer Satzungsänderung schufen die beiden Vereine die Grundlagen für den Zusammenschluss. Knapp einen Monat später kam es zur Gründungsversammlung im Heinrich-Köppler-Haus. Bürgermeister Arnold Zeller und die Vorsitzenden Anton Schreiner und Rudolf Hannawacker bildeten den Wahlausschuss.
Der Fusionsvertrag wurde am 1. März geschlossen. Der TV Jahn brachte rund 1450 Mitglieder, die DJK etwa 1000 Mitglieder in den Großverein ein. Zwar scheiterte im folgenden die erste Auflösungsversammlung, doch wurde im zweiten Meeting die Auflösung beider Vereine einstimmig beschlossen. Kurz danach gingen die Neuwahlen über die Bühne. Räumlichkeiten für eine Geschäftsstelle fand der neue Verein im Schuhhaus Zoll in der Bahnhofstraße, die mit Hermann Lang besetzt wurde. Die neue Fahne, die Dieter Weitzmann entwarf, flattert seit 1995.
Schnell zusammengewachsen
Das Zusammenwachsen der Abteilungen ging zügig voran. „Zwar zerbrachen bei der DJK zahlreiche Freundschaften, doch es wurden auch viele, neue Freunde gefunden“, konstatierte Kohaupt abschließend. Heute ist der TV/DJK eine funktionierende, geschlossene und erfolgreiche Sportmacht. BLSV-Kreisvorsitzender Martin Wende verband mit seinen Glückwünschen die Erinnerung, wie er selbst den Weg zum Verein fand, durch das Kinderturnen. Daraus bildeten sich Freundschaften. Mit seinem Dank an der Verein, den Vorstand, die Aktiven und die Helfer zeigte er sich überzeugt, dass „das Miteinander ein Erfolgsrezept ist“. Bürgermeister Armin Warmuth sah „im Bündeln der Kräfte, die einen gemeinsamen Weg gehen, eine vorausschauende Entscheidung. Der Großverein hat in unterschiedlichen Sparten schon sichtbare Spuren hinterlassen“. Die Auswirkungen zeigen sich laut Warmuth bei den Aktiven und den Sportstätten. Sein Dank galt auch der Jugendarbeit. TV/DJK-Vorsitzender Willy Willeke lud anschließend zu einem Sektempfang.
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