Auf der „Rentner-Tribüne“ am Sportheim sitzen die Edel-Fans des TSV Steinach. Etwas erhöht für den besseren Blick auf den Rasenplatz. Dort, wo in der neuen Saison wieder Kreisliga-Fußball zu sehen sein wird. Die Unterstützung der Kicker durch die älteren Herrschaften ist nur ein Beispiel dafür, wie sehr der örtliche Sportverein im Dorfleben verwurzelt ist. Daher ging die Meisterfeier nach dem letzten Saisonspiel in Westheim eben auch mit reichlich Publikum über die Bühne.
Zum offiziellen Teil hatte sich sogar Bürgermeister Andreas Sandwall eingefunden, um den Meister der Kreisklasse Rhön 1 zu würdigen. Es war die nahtlose Fortsetzung einer Party, die schon 14 Tage vorher gestartet war, als mit dem 1:1-Remis vor über 300 Zuschauern gegen den ärgsten Verfolger SV Garitz der Titel endgültig unter Dach und Fach war.
„Die Meisterschaft wurde regelrecht zelebriert mit Luftballons, Bierduschen aus großen Weißengläsern und Konfetti-Regen. Das hatten insbesondere die Spielerfrauen organisiert, die sich über den Rahmen viele Gedanken gemacht hatten“, berichtet Fabian Schmitt, Spieler und zugleich Sportverstand im TSV.
Kurz-Trip an den Ballermann
Und dann verloren die Steinacher Jungs endgültig den Boden unter den Füßen – als der Flieger zum Kurz-Trip von der heimatlichen Saale Richtung Mallorca und damit ans Meer abhob. Mit 25 TSV-Kickern insgesamt. „Schon im Trainingslager in Baunatal hatten wir das geplant. Das war auch ein Ansporn für alle, dass wir als Aufsteiger am Ballermann feiern“, sagt Fabian Schmitt.
„Oh ja, es wurde zuletzt viel gefeiert. Ich bin superhappy. Aber zum lachenden kommt auch ein weinendes Auge mit viel Wehmut. In den vergangenen acht Jahren sind mir die Jungs sehr ans Herz gewachsen. Aber klar, Freude und Stolz überwiegen“, gibt Michael Voll Einblicke in sein Gefühlsleben.
In Sachen Fußball deutlich kürzer treten wird der bisherige Spielertrainer, der zur neuen Saison von Werner Feder beerbt wird. „Der Pass bleibt in Steinach bei meinem Heimatverein . Und Malle wird der krönende Abschluss. Aber der Plan ist, erst einmal keinen Fußball zu spielen und mehr Zeit der Familie zu widmen“, sagt der 38-Jährige.

Nach Stationen beim TSV Münnerstadt und SV Rödelmaier kehrte Voll zur Saison 2016/17 zu seinem Heimatverein zurück und beerbte Norman Jung. „Das Potenzial war da, denn schon damals haben wir immer mal wieder oben angeklopft. In meinem zweiten Trainerjahr hat es dann mit dem Aufstieg in die Kreisliga geklappt. Als wir in der Saison 21/22 wieder abgestiegen sind, war es das große Ziel, es noch einmal in die Kreisliga zu schaffen“, blickt Michal Voll zurück.
Die Voraussetzungen dafür waren diesmal geradezu ideal. Von einem „kleinen, aber feinen Kader“ spricht der 38-Jährige. Mit Charakter starken Spielern, die viel in ihr Hobby investierten, um das große Ziel zu erreichen. Zudem hatten Leistungsträger den Verlockungen höherklassiger Vereine immer wieder widerstanden, sodass das Team nicht nur qualitativ gut bestückt, sondern auch eingespielt, aber alles andere als überaltert war. „Nur Arne Wieschal, Fabian Schmitt und ich selbst haben die 30 überschritten“, sagt Voll, dessen Team früh liefern sollte.

Wurden in den Jahren zuvor diverse Saisonstarts verbockt und fehlten hinten raus oft nur wenige Punkte, waren diesmal alle Sinne geschärft. Nach sieben Siegen am Stück wurden erstmals Punkte abgegeben beim 1:1-Heimremis gegen den SV Ramsthal, ehe bis zur Winterpause die nächste Siegesserie gestartet wurde.
„Es lief sensationell gut. Die Euphorie und das nötige Polster auf die Konkurrenz waren da. Letztlich wurde die Saison zum Selbstläufer, wir mussten im Trainerteam gar nicht viel reden, weil die Einstellung zu hundert Prozent gepasst hat“, blickt Voll gerne zurück.
Fabian Schäfer ist der treffsicherste Steinacher
Erst als der Titel nur noch Formsache war, setzte es gegen den VfR Sulzthal und den TSV Oberthulba die einzigen Niederlagen sowie vier Punkteteilungen gegen die SG Bad Brückenau/Römershag, den SV Ramsthal, die SG Reiterswiesen sowie den SV Garitz. Mit 85 Treffern und 28 Gegentoren stellte der TSV Steinach die beste Offensive und Defensive der Liga. Die interne Torjägerwertung gewann mit 26 Treffern Fabian Schäfer, der im 4-2-3-1-System den Neuner gab und regelmäßig von den Regie-Künsten von Spielmacher und Co-Trainer Joshua Jung profitierte.
Ebenfalls zweistellig traf Aaron Friedel (20). „Wir waren oft das bessere Team und wollten die Spiele dominieren. Aber über allem stand der Teamgedanke, das möchte ich hervorzuheben“, sagt Michael Voll. Dass die Konkurrenz Respekt hatte vor dem physischen Fußball der Steinacher? „Wenn dem so ist, sehe ich das als Kompliment. Wir wollten unangenehm zu bespielen sein. Hart, aber dennoch fair. Das ist mir wichtig.“
Die Kirsche auf der Sahnetorte war, dass die Reserve-Mannschaft in der B-Klasse Rhön 2 ebenfalls den Titel holte und damit in der nächsten Saison in der A-Klasse kicken wird. Immerhin acht Steinacher kicken in der SG Unter-/Oberebersbach/Steinach II, die in 22 Spielen 84 Treffer erzielte und nur 19 kassierte. Nur zwei Spiele gingen verloren, nur einmal wurden die Punkte geteilt. „Die zwei Vereine kommen aus unterschiedlichen Landkreisen. Dennoch hat das Sinn gemacht, zumal die Ortschaften nur wenige Kilometer voneinander entfernt sind. Wir haben uns gesucht und gefunden“, sagt Erfolgstrainer Michael Voll.