Ein bisschen Wehmut mag mitschwingen. Vor allem bei den älteren Semestern im TSV Stangenroth, die ihren alten Fußballplatz im Herzen behalten oder künftig auf Bildern betrachten müssen. Wo einst glorreiche Erfolge gefeiert wurden, liegt nun ein Spiel-Feld der komplett anderen Art. Die grüne und von fleißigen Händen über viele Jahre gepflegte Fläche ist endgültig Geschichte.
Vor etwa einer Dekade fand auf dem im Jahr 1972 erneuerten Sportplatz nahe an der Verbindungsstraße nach Gefäll das letzte Punktspiel im Erwachsenenbereich statt. Mit dem Bau des neuen Rasenfeldes Mitte der 90er Jahre wurde der Platz allenfalls für den Trainingsbetrieb im Nachwuchsbereich genutzt.
In den vergangenen Monaten umgesetzt wurde ein beeindruckendes Projekt, welches an diesem Sonntag, 29. September, vor seiner feierlichen Eröffnung steht. Punkt 12 Uhr wird der neue Dirtpark freigegeben. Dabei handelt es sich um einen Übungsparcours, der auf eher kleinem Raum große Zweirad-Freuden möglich macht mit Dirtjumps für die kleinen bis großen Sprünge sowie Tricks, Trails und Flowlines für die Genuss- und Technik-Fans sowie einem Pumptrack, in dem der Sportler mit Auf- und Abwärtsbewegungen des Körpers Tempo aufbauen kann.
Ein Brückenschlag zum Wettkampfsport
„Über einen Starthügel kommt man auf die nötige Geschwindigkeit für Sprünge und Tricks. Wir verstehen unsere Anlagen als Brückenschlag zum Wettkampfsport. In Stangenroth handelt es sich um eine optimale Trainingsanlage, die für alle nutzbar ist, sogar für Kinder im Laufrad“, sagt Günter Bracht von der in Warstein ansässigen Fachfirma „Turbomatik Bikeparks“, die das Projekt auf einer Gesamtfläche von 90 auf 35 Metern mit einer Streckenlänge von 500 Metern in die Tat umsetzte. Dafür wurden 1600 Kubikmeter Erdreich angeliefert und verbaut sowie 100 Tonnen einer mineralischen Deckschicht aufgetragen, um die Anlage wetterfest zu machen. Bei Bedarf könnte sogar die vorhandene Flutlichtanlage benutzt werden.
Schweres Gerät wurde vor Ort angemietet, so dass Bracht sich mit seinem Team in Etappen Ende Juli diesen Jahres an die Arbeit machte und von der TSV-Familie bestens unterstützt wurde. „Das Miteinander ist wichtig. Prinzipiell soll man sich nicht nur zum Konsumieren treffen. So eine Anlage kann mit dem Sport mitwachsen. Jeder, der Sprünge mit dem Rad lernen kann, kann auch mit einer Schaufel umgehen“, betont Bracht, für den Anlagen aus Erde die sanfteste Variante darstellen, diesen Sport kennenzulernen. „Stürze gehen in der Regel glimpflich aus, da man auf Erde oder angrenzender Grünfläche relativ weich landet.“
Um den Dirtpark bestmöglich zu nutzen, hat der TSV Stangenroth mittlerweile die Abteilung „Fahrrad“ ins Vereins-Portfolio aufgenommen unter der Federführung von Bernhard Keßler. „Damit wollen wir eine neue Sportart anbieten und vor allem Jugendliche mobilisieren“, sagt der 49-Jährige, der selbst erstaunt ist, was sich binnen eines Jahres aus einer vagen Idee entwickelt hat durch die Zusammenarbeit von Sportverein, Gemeinde und Fachfirma, auf die man über die Internet-Recherche aufmerksam wurde.
„Erst dachten wir nur an ein paar Schanzen für die Kids. Dann ist daraus dieses Projekt entstanden“, so Keßler. Schöner Nebeneffekt: Ein kleineres Areal in Richtung Straße kann von den Nachwuchs-Kickern weiterhin genutzt werden – nachhaltiger geht es nicht. Die Gesamt-Kosten in Höhe von etwa 45.000 Euro werden über die Gemeinde finanziert, dafür obliegt dem TSV Stangenroth die Pflege der Anlage.
Profi Tom Pfeiffer kommt zur Einweihung
Das offizielle Programm startet am Sonntag mit einem Zweirad-Gottesdienst mit Segnung (11 Uhr) sowie der anschließenden Strecken-Freigabe durch Marktgemeinde-Bürgermeister Daniel Wehner samt Vorführungen mit Mountainbike-Profi Tom Pfeiffer.
