
William Shakespeares letztes Drama „Der Sturm“ gehört wohl zu seinen relativ unbekannten Werken, obwohl zwei Zitate zu den bekanntesten des Dramatikers gehören: „Wir sind der Stoff, aus dem die Träume sind, und unser kleines Leben säumt ein Schlaf“. Und: „Oh schöne neue Welt, die solche Menschen hat“. Beide animierten Schriftsteller zu neuen Werken.
Am Donnerstag, 22. Februar, um 19.30 Uhr gastiert die Truppe des Theaters Schloss Maßbach mit dem „Sturm“ beim Theaterring im Kurtheater .
Der Konflikt, der die Eingangsszene des „Sturms“ auslöst, wird nicht auf der Bühne ausgetragen: Prospero, der regierende Herzog von Mailand, scheint kein genießender Machtmensch zu sein. Er zieht sich immer mehr in seine Bibliothek und da in die Abteilung Zauberbücher zurück.
Sein bei der Machtverteilung zu kurz gekommene Bruder Antonio drängt ihn immer mehr aus der Politik hinaus, bis er mit Hilfe von Alonso, dem König von Neapel, Prospero und dessen Tochter Miranda auf ein Schiff verfrachtet und in die Wasserwüste schickt. Sie landen auf einer kleinen Insel, auf der sie gut überleben können. Denn Prospero kann mit seiner Zauberei die Bewohner unter seine Kontrolle bringen und sich vor allem den wilden Caliban zum Sklaven machen. Und er macht sich den Luftgeist Ariel verpflichtet, der das Schiff, auf dem Antonio, König Alonso und dessen Sohn Ferdinand mit einem Sturm gegen die Insel treibt, wo es untergeht. Natürlich retten sich die drei an Land und in die Abhängigkeit von Prospero. Aber der sinnt nicht nach Rache, sondern nach Versöhnung – klar, dass Ferdinand und Miranda sich sofort verlieben. Und so brechen sie auf nach Mailand.
Handlung gestrafft
Sonderlich spannend ist das alles eigentlich nicht. Aber Christian Schidlowsky hat eine eigene Übersetzung und Bearbeitung des Textes angefertigt. Damit konnte er die Handlung sinnvoll straffen, die Sprache modernisieren und Shakespeares Anspielungen durch heute verständliche ersetzen. Und er konnte vor allem diese Romanze oder Robinsonade ganz stark auf schelmische Komödie bürsten, in der Macht und Lächerlichkeit ganz dicht beieinander liegen – ohne dem Dichter Gewalt anzutun. Und trotzdem durchaus auch poetische Momente und Bilder entwickeln.
Herausgekommen ist eine höchst temporeiche Inszenierung. Susanne Pfeiffer spielt den Prospero; die anderen acht Rollen teilen sich Benjamin Jorns, Marc Marchand, Ingo Pfeiffer und Anna Schindlbeck in rasanten Wechseln. Christian Schidlowsky und seine Leute haben Shakespeares „Tempest“ respektvoll und respektlos zugleich unmittelbar in die Gegenwart geholt. Und das ist auch gut so. Denn schließlich sind am Ende alle Streitereien zu einem guten Ende gekommen – und auch der Theaterdichter Shakespeare . Denn der „Tempest“ gilt als sein Abschied von der Bühne.
Autorin Gerhild Ahnert ist Intendantin des Kissinger Theaterrings.