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Rupboden
Spedition in Rupboden: Plötzlich ist der Brummi weg
Mutmaßlich stiehlt eine Bande am Pfingstwochenende einen Lkw der Spedition Kenner. In der Region ist so ein Verbrechen selten, aber kein Einzelfall.
Mehr als der Fahrzeugbrief ist Kerstin Kohlhepp von der Spedition Kenner in Rupboden vom verschwundenen Lkw samt Ladung nicht geblieben.       -  Mehr als der Fahrzeugbrief ist Kerstin Kohlhepp von der Spedition Kenner in Rupboden vom verschwundenen Lkw samt Ladung nicht geblieben.
Foto: Steffen Standke | Mehr als der Fahrzeugbrief ist Kerstin Kohlhepp von der Spedition Kenner in Rupboden vom verschwundenen Lkw samt Ladung nicht geblieben.
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 11.07.2024 17:00 Uhr

Kerstin Kohlhepp ist ratlos. Am Pfingstwochenende kam ihrer Spedition Kenner aus Rupboden einer ihrer 15 Lkw samt dazugehörigem Gabelstapler abhanden, wahrscheinlich gestohlen. Von der Zugmaschine mit dem amtlichen Kennzeichen BRK-SK 100 und dem Anhänger BRK-SK 101 fehlt jede Spur. Vermutlich das Werk einer organisierten Bande.

Tatort in Bünde in Ostwestfalen

Der Tatort liegt 300 Kilometer vom Kenner-Stammsitz entfernt – in Bünde, einer Stadt in Nordrhein-Westfalen, nicht weit von Bielefeld und Osnabrück. Der Fahrer hatte nach Kohlhepps Angaben am Freitag vor Pfingsten in Grefrath an der niederländischen Grenze „Riesenrollen mit Kunstrasen“ geladen. Er sollte sie in die Nähe von Osnabrück bringen.

Da erst am Dienstag danach auf einer Baustelle angeliefert werden sollte, stellte er sein Gefährt wenige hundert Meter von seiner Wohnung im ostwestfälischen Bünde ab. Am 26. Mai, gegen 22 Uhr, sah der Fahrer seinen Brummi zum letzten Mal. Als er ihn am 30. Mai gegen 5 Uhr wieder besteigen wollte, war er weg.

Ortung des Gespannes unmöglich

Und scheint seitdem samt Ladung und zugehörigem Gabelstapler wie vom Erdboden verschluckt. Dass Diebe Schriftzüge und Logos relativ unkompliziert ab- oder überkleben, kann Kerstin Kohlhepp sich noch vorstellen. Aber solch ein Lkw verfügt über diverse elektronische Systeme, über die sich sein Standort ermitteln lässt: Tachograph/Fahrtenschreiber, Navigations- und Mautgerät, notfalls das Radio. Doch all diese Systeme schweigen, sind nach Angaben der Spediteurin wohl ausgebaut worden.

Und so bleibt viel Raum für Spekulationen. Kerstin Kohlhepp glaubt, dass organisierte Kriminelle das Gespann Richtung Osten oder die Niederlande gebracht haben, vielleicht mithilfe gefälschter Papiere sogar über eine EU-Außengrenze. Höchstwahrscheinlich hatten es die Diebe vor allem auf den Lkw abgesehen; die Ladung war nur „Kollateralschaden.

Vioer weitere Gespanne gestohlen

Für diese Idee spricht die Tatsache, dass rund um Pfingsten in Nordrhein-Westfalen vier weitere Gespanne anderer Speditionen gestohlen wurden. Eines habe sich wiedergefunden.

Natürlich hat der Fahrer den Diebstahl von Lkw samt Zubehör bei der Polizei angezeigt. Aufgrund des Tatortes sind nicht die Bad Brückenauer Beamten, sondern die in Herford/Ostwestfalen zuständig. Von dort hat Kohlhepp keine Neuigkeiten vernommen.

Papiere der Fahrzeuge ungültig

Inzwischen wurden die ebenfalls entwendeten Fahrzeugscheine von Zugmaschine und Anhänger bei der Zulassungsstelle für ungültig erklärt, die Versicherung informiert, sämtliche Tankkarten gesperrt. Lediglich die Fahrzeugbriefe besitzt die Rupbodenerin noch.

Heiko Vierheilig, Stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Bad Brückenau , kann sich in den vergangenen Jahren nicht an Lkw-Diebstähle erinnern. „Das Phänomen ist in unserer Region so gut wie nicht vorhanden.“

Diebstahl auf Witzel-Betriebshof

Mindestens einen gab es aber doch, bei der Spedition Witzel in Oberbach. Inhaber Jochen Witzel erinnert sich, dass ihm zwischen Karfreitag und Ostermontag 2015 zwei Lkw vom Betriebshof geklaut wurden. Dabei hatte die Spedition Glück im Unglück. Die Diebe entdeckten laut Witzel zwei Navigationsboxen hinterm Armaturenbrett nicht. So ließ sich der Weg der Gefährte nachverfolgen.

Zunächst ging es an den Rand eines Suhler Industriegebietes, wo Jochen Witzel und seine Frau im Nachhinein unter anderem die Fahrzeugpapiere in einer Böschung fanden. Die beiden Lkw stellte die Polizei in Tschechien sicher, machte immerhin einen der Fahrer dingfest; der andere floh.

Professionelles Vorgehen der Diebe

Witzel ist immer noch erschüttert, wie professionell die Diebe aus Osteuropa vorgingen. „Die wussten ganz genau, welche Art von Auto sie haben wollten.“ Für die gestohlenen Gespanne gab es nicht nur neue Nummernschilder, sondern auch gefälschte Papiere aus Litauen. „Es war ein Riesenaufwand, die Fahrzeuge wieder zurückzubekommen.“

Natürlich hofft auch Kerstin Kohlhepp, dass ihr Gespann sich wieder findet. Sollte es verschwunden bleiben, würde die Versicherung den Wiederbeschaffungswert, also die Summe für ein vergleichbares Fahrzeug, ersetzen.

Mehr zur Kriminalität im Landkreis Bad Kissingen lesen Sie hier:

So sieht der Lkw aus, der der Spedition Kenner in Rupboden am Pfingstwochenende mutmaßlich gestohlen wurde.       -  So sieht der Lkw aus, der der Spedition Kenner in Rupboden am Pfingstwochenende mutmaßlich gestohlen wurde.
Foto: Kerstin Kohlhepp | So sieht der Lkw aus, der der Spedition Kenner in Rupboden am Pfingstwochenende mutmaßlich gestohlen wurde.
 
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