„Weiß – Schweiz – Blues? Geht irgendwie gar nicht!“ Philipp Fankhauser fasst selbst zusammen, was man so alles an Bedenken haben könnte, wenn eine „Bluesband aus der Schweiz“ angekündigt ist.
Doch er straft alle Bedenken Lügen an diesem Winterzauber-Abend im Max-Littmann-Saal: Wippende Stiefelspitzen überall, lauschende Ohren, singende Münder, klatschende Hände – selbst die Kronleuchter fungieren als Lichtorgel. Fankhauser und seine hervorragende Band schaffen es im Handumdrehen, die heiligen Hallen in eine Bluesscheune zu verwandeln.
Ohne Zweifel: Dieser Mann hat den Blues - in seiner Stimme, aber auch hinter den Rippen. Und dann ist da noch dieser ganz eigene Charme, die witzig-hintergründige Moderation, die sparsame Gestik und Mimik, wirkungsvoll eingesetzt: mal eben eine Augenbraue heben.
Ob Blues, Rock oder Funk: Alles ist sauber ausarrangiert und mit tollen Soli garniert, ob an der Fender-Gitarre (Marco Jencarelli), an Piano und Hammond B3 (Hendrix Ackle) oder aus der sehr homogenen Bläsergruppe. Sie besteht aus Luigi Töni (Trompete), Tommy Geiger (Tenorsaxofon) und Till Grünewald (Alt- und Baritonsaxofon). Körperliche Schwerstarbeit leistet Tosho Yakkatokuo bei seinem langen Schlagzeugsolo, während Rastaman Angus Thomas an seinem fünfseitigen Bass scheinbar nicht aus der Ruhe zu bringen ist.
Leben aus dem Koffer
Besonders intensive Momente erleben die Zuhörer bei den Balladen. So zum Beispiel bei „Roadhouses & Automobiles“, in der Fankhauser das Leben aus dem Koffer beschreibt. „Ich lebe auf der Straße, bin ein Fremder für meine Liebsten und auch für mich selbst“. Jedes einzelne Instrument bekommt hier Zeit und Raum. Und es entsteht ein Moment der Spannung, als plötzlich alle schweigen und Philipp Fankhauser lange wartet, bevor er weitersingt: „Es wird nichts übrigbleiben, wenn diese Straße mit mir untergeht“.
Am Ende müssen die Akteure mehrfach zurück auf die Bühne, denn die Begeisterung ist groß. Was soll man auch machen, wenn so einer plötzlich mit seinem sonoren Bass den Barry White gibt? Und falls der Name Philipp Fankhauser so manchem bis dato nichts gesagt hat: An diesem Abend hat er – sogar als weißer Schweizer Blues-Sänger – viele Fans neu dazugewonnen.