Ostheim Möbel raus und dafür Uniformen rein - so hieß es 1986 im Haus von Manfred Greck im Fliederweg in Ostheim. Wohnzimmer, Esszimmer, Schlafraum und schließlich auch die Diele wurden zu einem Museum. Selbst der Keller und die Garage blieben nicht von der Sammelleidenschaft des Ostheimers verschont. Heute ist Manfred Greck, wie er schmunzelnd sagt, "in die Jahre gekommen". Alter und Gesundheit zwingen ihn, sein Museumshaus langsam leerzuräumen.
360 Exponate , vorwiegend Uniformen, hat Greck in all den Jahren zusammengetragen - das zahlreiche Bild- und Urkundenmaterial gar nicht dazugerechnet. "Meine Sammlung ist einmalig in Deutschland und soll in gute Hände kommen", sagt er. Sein Ziel ist es, Interessenten in Rhön und Grabfeld zu finden, die seine Sammlung übernehmen.
Auch das thüringische Grabfeld wäre aus seiner Sicht ideal. Eine Stadt an der einstigen deutsch-deutschen Grenze, zum Beispiel Römhild, wären da ebenso überlegenswert wie Bad Königshofen, wo ja bereits das Museum für Grenzgänger seit 2006 eingerichtet ist.
Wirtsleute bei Bundeswehr
Angefangen hat Grecks Sammelleidenschaft 1985. Damals waren er und seine Frau Inge Wirtsleute in der Bundeswehr-Kantine in Wildflecken. Ab und zu blieben Uniformstücke liegen, die nicht mehr abgeholt wurden. "Wir behalten sie mal, man weiß nie, wie man so etwas gebrauchen kann", sagten sich die Grecks. Dass die Sammlung einmal ein solches Ausmaß annehmen würde, ahnte damals keiner. Erste Uniformstücke stammten von französischen, englischen und amerikanischen Truppen . Natürlich auch von der Bundeswehr . Der Truppenübungsplatz Wildflecken war ja ein Übungsgebiet für die Nato .
Eine Besonderheit ist das sogenannte Affenjäckle, so wurde die Dienstjacke der Bundeswehr einst von Soldaten bezeichnet, sagt der Ostheimer Sammler - "das ist mein allererstes Sammlungsstück". Nach und nach kam eine Uniform nach der anderen dazu, und Zimmer für Zimmer im Hause Greck wurde zum Museum.
Neues Sammelgebiet
Mit der Öffnung der innerdeutschen Grenze hatte Manfred Greck ein neues Sammelgebiet entdeckt. Heute hat er deshalb nicht nur Uniformen aus aller Welt, sondern zahlreiche Exponate aus den Armeebeständen der NVA, der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik. Dazu gehört eine kleine Feldküche mit Geschirr und Besteck.
Gegenüber in der Ecke steht ein transportables WC. Manfred Greck: "Früher ging man mit dem Spaten in den Wald, heute hat man so etwas dabei." In den Blick fallen Feldbetten, Ausrüstungsgegenstände und vieles andere.
Schon früher Radio mit Solar
Dann greift Manfred Greck in die Uniformjacke eines amerikanischen Soldaten und hat ein kleines schwarzes Radiogerät in der Hand. Mehrmals kurbeln, und schon funktioniert der Apparat.
"Schau mal, das ging damals schon mit Solar", lacht Manfred Greck und zeigt auf die Solarzellen auf der Rückseite. Solche Geräte wurden von amerikanischen Truppen in Kriegsgebieten abgeworfen, um die Bevölkerung zu informieren. Der Rundgang durch das Uniformhaus in Ostheim ist vor allem auch eine Reise in die Zeit des "Kalten Krieges".
Wer in den Fliederweg in Ostheim einbiegt, sieht von Weitem schon die deutsche Flagge am Mast wehen. Darunter steht ein Wachhäuschen. Am Hauseingang sitzt eine Soldatenpuppe mit einem Scherenfernrohr.
Statt Klingel ein Feldtelefon
Nach einer Klingel sucht man vergebens, findet dafür aber ein Feldtelefon. Nach dem Kurbeln freut sich am anderen Ende der Leitung Manfred Greck über den Besuch. Im ehemaligen Wohnzimmer sind Uniformen aus DDR-Zeiten, dazwischen ein original schwarz-rot-goldener Grenzpfahl, wie er einst an der deutsch-deutschen Grenze stand, ein Stück Grenzzaun und Hinweisschilder "Vorsicht Grenze".
Im nächsten Raum wieder Uniformen und militärische Abzeichen. "Das ist das ehemalige Esszimmer", lacht Manfred Greck. Er zeigt Dienstanzüge aus England, Belgien, Slowenien, den Bahamas, Griechenland, Russland und der Bundeswehr . Über jeder Uniform hängt das jeweilige Schreiben der Botschaft, die die Uniformen geschickt hat - kostenlos, wie er bemerkt.
Bis unters Dach ist das Einfamilienhaus mit Uniformen ausgestattet. Privaten Platz, wie Wohn-, Schlaf- oder Arbeitszimmer, gibt es nicht mehr. So auch im einstigen Schlafzimmer. Dort steht nur noch das Bett. Manfred Greck beantwortet die Frage nach seinen privaten Utensilien mit einem Verweis auf die Schränke hinter den Uniformen. "Die stehen auf Rollen und können weggeschoben werden, damit ich an meine Sachen komme." Beim Rundgang durch das Haus gibt es Orden, Urkunden, Schriftstücke und Auszeichnungen.
Letztes Jahr circa 900 Gäste
Wie beliebt das private Museum ist, zeigen die Besucherzahlen: An die 900 Gäste waren es im vergangenen Jahr. Doch der Ostheimer ist auch flexibel und, wenn er angefordert wird, mit einem NVA-Fahrzeug unterwegs. "Damit fuhren die Soldaten früher auf dem Kolonnenweg, jetzt mach ich ab und zu meine Touren." Was aus all diesen Exponaten werden soll? Manfred Greck weiß es selbst noch nicht, ist sich aber sicher, dass sich jemand findet, der diese außergewöhnliche Sammlung übernimmt.