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Der Mann vom Manöver-TV
Der Mann von den Übungsnachrichten: David Bennett in seinem „Studio“ in der Rhön-Kaserne.
Foto: Stefan Busse | Der Mann von den Übungsnachrichten: David Bennett in seinem „Studio“ in der Rhön-Kaserne.
Von unserem Redaktionsmitglied Steffen Standke
 |  aktualisiert: 08.01.2016 17:37 Uhr

David Bennett ist Zivilist. Dennoch darf sich der Brite in der Rhön-Kaserne und auf dem Truppenübungsplatz bewegen, wie es ihm beliebt. Er darf so nah an die Soldaten ran wie kein anderer bei der Übung Peregrine Sword. Er muss es sogar. Bennett und sein Team von Crown Media produzieren fiktive Nachrichten nur für die Übungsteilnehmer. Und schaffen so eine Realität, der sich ihre Nutzer nicht entziehen können.

Das Video ist so täuschend echt, dass es in der Tagesschau laufen könnte: Nachrichtensprecher Marc Armstrong im modernen Studio, mit bedeutungsschwangerer Mine einen Beitrag ankündigend. Soldaten, die darin durch die Rhöner Landschaft streifen und sogar Interviews geben.

Dazwischen Straßenszenen, wie hundertfach aus Afrika oder Afghanistan bekannt: Fahrradfahrer, ein Markt, vom Krieg gezeichnete Häuser, zerschossene Fahrzeuge.

Ein Provinzgouverneur spricht zu seinem Volk: „Die Armee tritt zu massiv auf. Das macht uns Angst.“

Das alles ist ein Schwindel, gemacht für die Soldaten und Mitarbeiter beteiligter ziviler Organisationen. Nicht für die breite Öffentlichkeit.

Das pompöse Fernsehstudio ist ein karger Raum in der Rhön-Kaserne mit Bürotisch und -stuhl. Der Hintergrund wird per Computer ins Bild projiziert.

Der Nachrichtensprecher arbeitet bei Crown Media; der Gouverneur ist ein eigens engagierter Rollenspieler. Die Bilder aus Afrika und Afghanistan stammen aus dem Archiv.

Nur die Bilder von den Soldaten – die sind echt. Es sind Bilder der niederländischen Luftlandetruppen, die zurzeit auf dem Truppenübungsplatz zugange sind. Sogar der Zwischenfall, als Fallschirmspringer bei Wollbach ungeplant in Baumkronen hängen blieben, ist verewigt.

Wobei die Soldaten Schauspieler und Zuschauer gleichzeitig sind.

David Bennett und sein siebenköpfiges Team produzieren 30 Nachrichten für Radio, Fernsehen und die Zeitung – pro Tag. Sie schaffen eine Realität, die es nicht gibt – aber die ihre Nutzer überdenken und eventuell darauf reagieren müssen.

In Bennetts Medienzentrale hängt ein Zettel. Darauf vermerkt die Zwischenfälle, die während der Übung passieren sollen: Angriffe von Rebellen, Flugzeugabsturz, eine Demo.

Für den Ablauf von Peregrine Sword wurden ganze Drehbücher geschrieben. Drin stehen nicht nur militärische Aktionen, sondern Ereignisse, über die Medien berichten.

Bennett: „Gerade ist ein Fernsehteam bei Hammelburg unterwegs. Nach dem Rückzug von Rebellen wurden zwei tote Kinder gefunden.“

Im Ernstfall eine unangenehme Situation für das Militär. Journalisten rufen an: Was ist dort passiert? Warum waren die Kinder in der Gegend? Kann die Sicherheit der Zivilisten noch gewährleistet werden? Die schlechteste Antwort ist da: „Kein Kommentar.“ Jahrelang wurde sie gegeben.

Der Umgang mit den Medien: Das ist, was David Bennett seinen Auftraggebern vorrangig beibringen soll. Früher mauerte die Armee bei Anfragen; heute sind Journalisten in den Konflikten mittendrin: „Allein in Kundus in Afghanistan gibt es zwölf Radiostationen. Wenn wir nicht mit ihnen sprechen – die Taliban tun es.“

David Bennett weiß, wovon er redet. Von 1983 bis 1997 arbeitete er für die renommierte BBC. Dann trat er den britischen Streitkräften bei, diente im Irak und in Afghanistan.

Vor sechs Jahren gründete der Mann aus Südengland mit einem Kompagnon die Firma Crown Media. Die Hälfte der Aufträge kommt vom Militär. 150 Übungen hat Bennett seit 2006 medial begleitet.

Und die Beteiligten immer wieder auf Situationen vorbereitet, wie sie in seinen Nachrichten zu sehen sind: „Wenn ein Soldat in unbekanntem Gelände abgesetzt wird, erwartet er am ehesten, dass auf ihn geschossen wird. Doch dann steht plötzlich ein Reporter vor ihm und stellt Fragen.“

Bennett will den Soldaten Wissen und das Selbstvertrauen geben, solche überraschenden Situationen zu bestehen, sagt er. Und dafür bastelt schon am nächsten Medienereignis.

 
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