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Sulzthal
Der Maibaum verhilft Sulzthal zu einem zünftigen Dorffest
Weil die Gemeinde Sulzthal in diesem Jahr den Wettbewerb um den schönsten Maibaum Bayerns gewann, gab es zum Dorffest zünftige Musik.
Die Mitglieder der Band 'Frankenbengel' spielten beim Dorffest auf dem Sulzthaler Dorfplatz.  Ralf Ruppert       -  Die Mitglieder der Band 'Frankenbengel' spielten beim Dorffest auf dem Sulzthaler Dorfplatz.  Ralf Ruppert
| Die Mitglieder der Band "Frankenbengel" spielten beim Dorffest auf dem Sulzthaler Dorfplatz. Ralf Ruppert
Ralf Ruppert
 |  aktualisiert: 18.08.2022 18:45 Uhr
Von Schunkelrunden über Schlager bis zu rockigen Klängen: Die "Frankenbengel" aus Würzburg heizten bei eh schon sommerlichen Temperaturen auf dem Sulzthaler Dorfplatz zusätzlich ein. Eigentlich wollte der Vereinsring heuer nur ein kleines Dorffest feiern, das zweite seit der Einweihung des Platzes im Jahr 2013. Doch im Frühjahr hatten einige Sulzthaler die Idee, bei der Aktion "Schönster Maibaum Bayerns"
des Mineralbrunnens "Kondrauer" mitzumachen. Die kleinste Gemeinde im Landkreis Bad Kissingen setzte sich gegen fast 100 Mitbewerber durch. Deshalb gab es beim Dorffest nun Live-Musik und Frei-Getränke.
Zum zweiten Mal suchte Kondrauer heuer den schönsten Maibaum im Freistaat, berichtet Michael Keßler von der Marketing-Abteilung des Mineralbrunnens aus dem oberpfälzischen Waldsassen. Im vergangenen Jahr siegte das oberbayerische Aying, das sich mit 2852 Stimmen nur knapp gegen Zwiesel durchsetzte.
Heuer reichten deutlich weniger Stimmen:  447 Teilnehmer stimmten nach der persönlichen Registrierung für Sulzthal, das als einzige Gemeinde aus ganz Unterfranken teilnahm. "Die anderen Bewerber in Ost- und Südbayern haben sich vielleicht gegenseitig die Stimmen abgenommen", vermutet Keßler. Schließlich konnte jeder nur einmal abstimmen.


Starke Konkurrenz

"Wir haben uns  gegen Städte wie Weiden durchgesetzt", freute sich der Sulzthaler Bürgermeister August Weingart, der die knapp 400 Gäste des Dorffestes auf dem Dorfplatz begrüßte. Besonders bedankte er sich bei den Initiatoren um Irmina Schießer für die Teilnahme am Wettbewerb und bei den zahlreichen Helfern, die nicht nur die Freigetränke ausschenkten, sondern auch noch Essen dazu vorbereitet hatten. "Kondrauer steht für Tradition und lebendiges Brauchtum", erklärte Michael Keßler und wünschte den Besuchern einen schönen Sommerabend.
Dass das Fest heuer vier Stunden Fahrtzeit von Waldsassen und damit außerhalb des eigentlichen Verbreitungsgebietes stattfand, sah Keßler gelassen: "Sehen wir es einfach als Potentialregion." Erst als Ende Juni Sulzthal als Sieger feststand, begannen die Vorbereitungen. "Wir konnten den Termin festlegen", berichtet Weingart. Also wählten Gemeinde und Vereinsring das erste August-Wochenende, weil dafür im Vereinskalender eh' ein Dorffest eingetragen war.


Erlös für den Kindergarten

Ganz frei gab es aber nur nicht-alkoholische Getränke. Der halbe Liter Bier wurde gegen eine Spende von einem Euro ausgeschenkt, auch wenn Kondrauer 300 Liter Freibier mitgebracht hatte. "Die Gemeinde stellt das weitere Bier, vom Erlös soll dann eine Doppel-Wippe für den Kindergarten angeschafft werden" sagte Vereinsring-Vorsitzender Herbert Keller.
"Eigentlich werden wir meistens ein Jahr im Voraus gebucht", berichtet Florian Fischer von den Frankenbengeln. Dass die Stimmungsband an dem Termin noch frei war, sei ein großer Zufall gewesen: "Wir sind in ganz Deutschland unterwegs, wenn wir nicht heute in Sulzthal wären, hätten wir ausnahmsweise mal frei gehabt." Die Musik der drei Würzburger kam so gut an, dass Vereinsrings-Vorsitzender Keller sie am Ende spontan noch eine Stunde zusätzlich buchte, weil die Tanzfläche nach der geplanten Zeit noch voll war.


Junge Tradition

Dass ausgerechnet der Sulzthaler Maibaum gewann, ist angesichts der Bewerber überraschend: Farbig gefasste, in Selb zum Beispiel mit Porzellan-Schildern geschmückte und deutlich höhere Maibäume standen auf der Kondrauer-Homepage zur Wahl. Einige Teilnehmer warben mit jahrhundertealter Tradition, andere drehten eigens ein Video über ihren Baum.
In Sulzthal dagegen ist die Maibaum-Tradition noch ganz jung: Erst zum vierten Mal wurde heuer eine einfache Birke aufgestellt, geschmückt mit einem grünen Ring, an dem sieben goldene Äpfel hängen, und einem roten S für Sulzthal am Stamm. Die Äpfel verweisen auf das Dorfwappen, in dem sieben goldene Früchte, die angeblich sieben Höfe symbolisieren, aus denen der Ort einst entstanden ist .

Historie: Im Jahr 953 wurde "Sulzidal" erstmals urkundlich erwähnt, erst 1060 Jahre später, also 2013 wurde der Dorfplatz eingeweiht, auf dem der Maibaum jetzt jedes Jahr aufgestellt wird.
Obwohl Sulzthal bereits im Jahr 1472 das erste Marktrecht erhielt, gab es im Ort keinen großen Marktplatz, denn: Bis ins 19. Jahrhundert durfte nur innerhalb der rund 1100 Meter langen und bis heute fast vollständig erhaltenen Dorfmauer gebaut werden. Also wurde die Bebauung immer mehr verdichtet und die einzigen Plätze waren der vor der Kirche und der rund um die Dorflinde. Im Zuge der Dorferneuerung wurden dann insgesamt vier ehemalige Höfe abgerissen und so ein großer Platz in der Ortsmitte geschaffen. Mehr Platz im Altort gibt es vor allem deshalb, weil nach dem Zweiten Weltkrieg durch Neubaugebiete die Siedlungsfläche mehr als verdoppelt wurde; aktuell werden neue Bauplätze bis an die Gemarkungsgrenze zu Euerdorf erschlossen.
Die neue Maibaum-Tradition ist eng mit einer viel älteren Ortstraditionen verbunden: Zum einen wird allen neu gewählten Bürgermeistern eine große Tanne vors Haus gestellt. Die Sulzthaler wissen also, wie ein Baum aus dem Wald transportiert und mit Muskelkraft aufgerichtet wird. Zudem wechseln sich für die Organisation die
historischen Viertel des Dorfes ab: Bereits im Mittelalter werden die Bereiche Untertor, Obertor, Bug und Hohe Straße erwähnt. Sie teilten rand- und Nachtwachen untereinander auf. Bis heute lebt die Tradition im so genannten Vierteltrinken weiter:Die verheirateten Frauen des Dorfes feiern alle zwei Jahre am Rosenmontag einen besonderen Fasching, an dessen Ende jeweils für eines der neu aufgeteilten und durch Siedlungen erweiterten Viertel zwei "Bürgermeisterinnen" und ein "Polizeidiener"gewählt werden.
 
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