135-jähriges Bestehen feiern die „Tätsch’r“ nächstes Jahr. Kein rundes Jubiläum, aber Anlass genug für den Bad Brückenauer Männerverein, wieder ein größeres Projekt anzugehen. Der Kollergang an der Georgihalle soll attraktiver gestaltet werden. Und die Mitglieder beleben eine Tradition neu.
Mahlwerke aus der Stockpapiermühle bei Römershag
Die Tätsch’r haben sich nicht nur Hilfe untereinander auf die Fahnen geschrieben, sondern auch Unterstützung für Stadt und Kirche (siehe Infokasten). So wurde auf ihre Initiative hin 1967 der Springbrunnen am Alten Rathaus gebaut und der Stadt übergeben. 1974/75 kam der Brunnen in der Altstadt – auf dem Platz zwischen den Anwesen Höttinger und Kirchner – hinzu.
1984 wurden zwei Mahlwerke aus der Stockpapiermühle zwischen Römershag und Riedenberg ausgebaut und im Georgi-Kurpark vor dem damaligen Heimatmuseum (heute August-Kömpel-Musikschule) wieder aufgestellt. Die Mahlwerke – Holländer und Kollergang genannt – wurden pavillonartig überdacht und mit einer Infotafel versehen.
Platz neben Kollergang wird befestigt
Um diese Installation geht es nun wieder. Die Tätsch’r wollen laut ihrem Vorsitzenden Michael Schäfer den Platz vor dem Kollergang neu gestalten. Von der Stadt gestelltes Sandsteinpflaster soll die dort liegenden Kiesel ersetzen. Durch das Aufstellen zweier Bänke soll ein Platz zum Verweilen entstehen. Ein Geländer, das die Mahlwerke vom parallel fließenden Mühlbach abgrenzt, wird erneuert.
Projekt soll im Sommer fertig sein
Bis zum Sommer 2024 soll das Projekt fertig sein; die Tätsch’r nehmen dafür eine niedrige fünfstellige Summe in die Hände, wollen aber auch viel Eigenleistung beisteuern.
Mit zur Finanzierung beitragen sollen die Einnahmen aus dem auch in diesem Jahr erfolgreichen Sommerfest „Sinn in Flammen“ im Siebenerpark, das die Tätsch’r am 20. Juli ausrichteten. „Das ist ja auch der Sinn der Sache: das Geld aus Veranstaltungen, bei denen Bad Brückenauer feiern, an die Allgemeinheit zurückführen“, sagt Vorsitzender Schäfer.
Doochrewell: Tradition der Tagerweckung wird erneuert
Im Siebenerpark hatten die Tätsch’r ab 2013 einen Wasserspielplatz geschaffen und stetig erweitert – auch mit Geld aus „Sinn in Flammen“. Nun wollten sie laut Schäfer kein weiteres Bauwerk erstellen, sondern lieber die bestehenden herrichten und so zur Verschönerung der Stadt beitragen.
Im Halbjubiläumsjahr erneuert der Verein eine Tradition . Beim „Doochrewell“ (Tagerweckung) im Herbst starten die Tätsch’r früh in den Tag, frühstücken gemeinsam und ziehen in Frack und Zylinder von Bauwerk zu Bauwerk. Das gab es zuletzt 2014. Ein genauer Termin wird noch bekanntgegeben.
Zwei Gruppen gründeten Verein unabhängig voneinander
Der Verein wurde von zwei Gruppen unabhängig voneinander gegründet, zunächst von der einen am 17. November 1889 als „Tätsch’r Kuchen-Verein (Gemütlichkeit)“, acht Tage später von einer anderen, unter gleichem Namen an selber Stelle und mit demselben Zweck. Am selben Abend erfolgten die Vereinigung und das gemeinsame Entwerfen der Statuten. Demnach sollten sich die Mitglieder gegenseitig unterstützen, in der zu gründenden Familie und im Geschäftsleben. Die Tätsch’r halfen in Stadt und Kirche, „wo Not sich auftat“.
Heute verschreiben sie sich der Erhaltung und Pflege alter Brückenauer Tradition , Bräuche und Sprache. Dazu kommen die Stadtverschönerung sowie die Förderung des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens sowie das gesellige und gemütliche Beisammensein. Insofern sind die Tätsch’r mehr ein Bürger- als ein klassischer Männerverein.
Name Tätsch’r rührt von Kuchen her
Die Bezeichnung „Tätsch’r“ geht auf eine Begebenheit aus dem Jahre 1888 zurück. Damals wollten Brückenauer Junggesellen, die gern im Bayerischen Hof, dem späteren „Hotel Post“, einkehrten, der sympathischen Gastwirtin an ihrem Namenstag einen riesigen Kuchen backen.
Die Überraschung misslang etwas; das überdimensionale Backwerk war bei der Präsentation „zommgetätscht“, wie ein Anwesender rief. Daraus leitete sich bald das Wort Tätsch’r ab. Der Vereinsgruß „Gut reif“ bezog sich darauf, dass der Kuchen nicht reif war, sonst wäre er nicht zusammengefallen.
Nur zwei Frauen waren jemals Mitglieder
Er könnte auch die Ehefähigkeit der Mitglieder meinen, denn Ende des 19. Jahrhunderts war eine Heirat vor dem 26. Lebensjahr, vor dem Militärdienst, unüblich.
Eine Verlobung wurde unter Mitgliedern oft erst gefeiert, nachdem die Wirtin als Tätsch’r-Mutter ihren Segen gegeben hatte. So waren nur zwei Frauen je Mitglieder im Verein : die Postwirtin und deren Schwiegermutter.
Tätsch’r haben nun 43 Mitglieder
Bei der Plenarsitzung wurden mit Leopold Stöhr und Sven Schumacher zwei Mitglieder neu aufgenommen. Damit hat der Verein 43 Mitglieder . Der Vorstand wurde bestätigt: Vorsitzender Michael Schäfer, Stellvertreter Axel Zeier, Kassier Stephan Patzer, Schriftführer Marco Lieb.
Vier langjährige Mitglieder geehrt
Die goldene Vereinsnadel bekamen Josef Krug (50 Jahre Mitgliedschaft), Oskar Bott und Axel Zeier (je 30 Jahre Vereinsausschuss), die silberne für 15 Jahre im Vereinsausschuss Bernd Kleinhenz.
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