zurück
GARITZ
Der Linkshänder mit dem sanften Flow
Spitzenklang: Wenn Dennis Dennehy auf der spanischen Ibanez loslegt, klingt das so als spiele er im Duett.
Foto: Isolde Krapf | Spitzenklang: Wenn Dennis Dennehy auf der spanischen Ibanez loslegt, klingt das so als spiele er im Duett.
Peter Rauch
 |  aktualisiert: 06.11.2014 21:02 Uhr

So legendär wie Jimi Hendrix oder so populär wie Paul McCartney ist er noch nicht. Aber das kann ja noch werden. Eines hat der Wahl-Garitzer Dennis Dennehy mit den beiden Meistern der Gitarre aber schon immer gemeinsam: Er ist Linkshänder. Was den Musiker britisch-irischer Herkunft früher gelegentlich störte, zeichnet ihn heute aus. Wenn er die Gitarre „saitenverkehrt“ unter den Arm klemmt und loslegt, kommt da ein kompakter, höchst interessanter Sound heraus. Erst recht seit er die spanische Ibanez auf Open-E-Tuning umgestellt hat: voller, harmonischer und klangreicher geht's nicht. Dumm ist nur, dass die gängige Notenliteratur für seine Händigkeit praktisch Nonsense ist.

Aber er braucht gar keine Noten, wenn er wieder mal stundenlang im stillen Kämmerlein vor sich hin klampft und plötzlich zusammenhängende Melodien aus seinen Fingern in die Saiten fließen. Wenn er dabei so intensiv meditiert, bis sich im Kopf zunächst karge Wortfetzen durcheinandertummeln, die sich allmählich assoziativ verbinden und plötzlich einen tiefen Sinn ergeben. So entstehen seine besten Hits: „Himalayan Star Train“ (Ausdruck indischer Spiritualität), „Being there in America“ (Ausfluss amerikanischer Gesellschaftskritik), „Blue Sky Sunrise“ (Ausleben eines Gefühls), „Mister Mystery“ (Ausmaß des geheimnisvollen Lebens).

Leidenschaft für die Musik

Gitarre spielt er mit Leidenschaft. Und dennoch war die Musik für ihn früher eher ein Hobby – behauptet er jedenfalls. Das klingt widersinnig, wenn er anschließend vom Heimatort seiner irischen Großeltern schwärmt, wo „überall Musik“ war. Kanturk spiegelte für ihn als Teenager den Luxus des Lebens wider, er fühlte sich frei, die Tante verwöhnte ihn mit Selbstgebackenem. In den Schaufenstern hingen selbstgewebte Handtücher, auf denen irische Songs aufgestickt waren. „Da war ich zehn Jahre alt, als ich die alle abgeschrieben habe“, sagt der heute 67-Jährige und rätselt. „Ja, vielleicht hat mich die Musik damals doch schon interessiert.“

Dafür spricht auch, dass er als kleiner Junge immer gern ein irischer „Fiddler“ werden wollte. Doch bis er die Geige geschenkt bekamt, hatte er schon keine Lust mehr dazu. Als sein jüngerer Bruder Robert später eine Gitarre hatte, interessierte ihn die viel mehr. Mit 20 Jahren kaufte er sich ein eigenes Instrument. Doch der Gitarren-Arm bekam einen Spalt, der Korpus wurde nur noch durch die Saiten am Arm gehalten. „Es war meine One-Penny-Guitar.“

Anfang der 60-er Jahre leistete er sich eine professionell gefertigte spanische Westerngitarre und kam richtig au den Geschmack, denn die Ibanez eröffnete ihm neue Tonqualitäten. Obwohl er inzwischen noch eine Westerngitarre und ein elektrisches Instrument besitzt, ist und bleibt er der Liebhaber der Ibanez.

Welchen Musikstil er pflegt? Da zuckt der leidenschaftliche Musiker hilflos mit den Schultern. Freilich sind volkstümliche Balladen dabei. Aber oft spiegeln seine Songs philosophische Erkenntnisse wider, jongliert er so wendig und intensiv mit den Klängen, als ob Wasser dahinplätschert, Schellen gegeneinanderklimpern oder Nebelschwaden sich still zu Boden senken. Man kommt durchaus ins Meditieren, wenn man Dennehy spielen hört. Da öffnet sich der eigene Geist plötzlich zu spirituellen Weitsprüngen.

Dennehys musikalische Mentalität kommt nicht von ungefähr, denn der Garitzer mit den zwei Staatsbürgerschaften hat vor 40 Jahren Yoga so zu sagen von der Pike auf erlernt und ist heute ein Meister des Kriya-Yogas (des Yogas der Tat und gleichzeitig des ausgeglichenen Daseins). Aber sicher hat ihn auch sein Leben „zwischen den Welten“ geprägt: Fast zwei Jahrzehnte lang reiste er in verantwortlicher Position für eine britische Bekleidungsfirma durch die Länder, später arbeitete er als System Manager bei den US-Streitkräften in Deutschland und wurde wieder zum „europäischen Zigeuner“. Er studierte auf dem College in London büxte später von der ersten festen Arbeitsstelle noch mal für ein paar Monate nach Lappland aus. Aber man braucht Geld zum Leben, also ging er zurück in die Bekleidungsindustrie.

Als er beruflich in Bad Kissingen war, lernte er 1970 beim Fasching im Saalbau seine Frau Barbara kennen. 1972 wurde geheiratet und dann ging's erst mal mit dem umgebauten 9-Sitzer Ford Transit in die Welt hinaus (Lappland, Schottland, England, Irland) und später mit dem Flieger in die Vereinigten Staaten. Vier Jahre lebten Beide in Bad Kissingen, 1977 siedelten sie mit den Söhnen Tobias und Markus in den kleinen Kurort Ilkly bei Leeds/Grafschaft Yorkshire um. Drei Jahre später kehrte die Familie zurück und ließ sich endgültig in Bad Kissingen nieder.

Info: Am Samstag, 8. November, ist Dennis Dennehy im Kurgartencafé zu hören. Zu seiner Musik tanzt die südindische Tänzerin Auxilia Albert mit ihren Begleiterinnen. Beginn: 19.30 Uhr.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bad Kissingen
Peter Rauch
Gitarre
Gitarristen
Jimi Hendrix
Paul McCartney
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top