Turnhallen sind die letzte aller Möglichkeiten, neue Unterkünfte für Flüchtlinge im Landkreis Bad Kissingen zu schaffen. Das betont Landrat Thomas Bold nach einer Besprechung mit den Bürgermeistern und Bürgermeisterinnen auf Anfrage unserer Redaktion. Ganz ausschließen will er eine solche Lösung aber auch nicht.
Auch Container und Turnhallen nicht ausgeschlossen
„Entweder wir finden umgehend Gebäude, in denen wir Flüchtlinge dezentral unterbringen können, oder wir müssen darüber nachdenken, Turnhallen zu belegen oder Container aufzustellen“, betont dazu Landrat Thomas Bold in einer Pressemitteilung des Landratsamtes. Die Nutzung von Turnhallen bezeichnet er als „Ultima Ratio“. Aber man müsse sich auch auf dieses Szenario vorbereiten, gleiches gelte für die Unterbringung in Containern .
Bereits am Dienstag hatte das Landratsamt mitgeteilt, dass ab dieser Woche wöchentlich mindestens 25 Menschen aus dem Anker-Zentrum Geldersheim im Landkreis aufgenommen werden müssen.
Dringlichkeit deutlich gemacht
In der Besprechung wurden die Bürgermeister auf die Dringlichkeit hingewiesen, geeignete Unterkünfte in ihren Gemeinden zu finden. Der Eindruck Bolds: Die Kommunalpolitiker simd bereit, sich dieser Aufgabe zu stellen. Das Fazit des Kreisverbandsvorsitzenden des bayerischen Gemeindetages, Matthias Klement (Maßbach) lautet: „Es ist uns allen bewusst geworden, wie dramatisch die Situation ist“. Es sei eine Herausforderung, vor der sich niemand verschließen könne. Die Stimmung sei jedoch nicht gut, bestätigt Klement.
Große Enttäuschung geäußert
Landrat Thomas Bold ergänzt dazu, er habe eine große Enttäuschung darüber gespürt, was der Bund den Kommunen und dem Landkreis auflastet. „Wir halten die Situation parteiübergreifend für inakzeptabel“.
Erste Angebote da
Benötigt werden „auf nicht absehbare Zeit“, so Landrat Thomas Bold , neue Unterkünfte für mindestens 25 Menschen wöchentlich. Wohnraum werde sowohl für Familien, als auch für Einzelpersonen gebraucht, teilt Thomas Bold auf Anfrage mit. Aufgrund der Medienberichte hat es in den letzten Tagen zwar einige Angebote gegeben. Ob diese Objekte geeignet sind, müsse geprüft werden.
Ideal wären Wohneinheiten, in denen bis maximal 30 Personen untergebracht werden könnten. Mit dieser Größe habe der Landkreis gute Erfahrungen gemacht, sagt Bold.
An der Kapazitätsgrenze
„Wir werden mithelfen und uns umgucken“, sagt Münnerstadts Bürgermeister Michael Kastl . „Wir müssen das stemmen“. Er macht aber auch deutlich, dass Münnerstadt bereits an seinen Kapazitätsgrenzen sei. Hier gibt es einerseits eine große Gemeinschaftsunterkunft, andererseits haben viele ukrainische Flüchtlinge im Ort eine Wohnung. Kastl selbst geht davon aus, dass die Stadt pro Monat ungefähr sieben Flüchtlinge aufnehmen muss.
Für gleichmäßige Verteilung
Thomas Bold bestätigt, dass die Städte im Landkreis bereits überproportional belastet sind. Idealerweise hofft er in Ortschaften Unterkünfte zu finden, wo es derzeit noch keine dezentralen oder zentralen Flüchtlingsunterkünfte gibt. Allerdings weiß er, dass es oft leichter ist, in den Städten geeignete Immobilien zu finden.
Kritik an Asylpolitik
Immer wieder kritisiert Bold im Laufe des Gesprächs die bisherige Asylpolitik der Bundesregierung , sei es wegen des anhaltenden Zustroms von Flüchtlingen oder wegen gekürzter Finanzmittel zur Integration der Flüchtlinge. „Die lassen uns im Regen stehn“, bekundet auch ein Bürgermeister.
Gemeinsam ein Zeichen setzen
Deshalb wollen sich die Bürgermeister mit kommunalen Spitzenverbänden sowie weiteren Landräten zusammenschließen und vor Ort in Berlin ein Signal setzen, dass es so nicht weiter gehen könne.
Zeichen setzen
Thomas Bold ist jetzt die Suche nach geeigneten Unterkünften der erste, dringende Schritt. Danach müsse jedoch die soziale Infrastruktur geschaffen werden, um die Menschen zu integrieren, betont er. Wie das funktionieren soll, ist die große Frage, die die Kommunalpolitiker beschäftigt. Bold macht deutlich, dass dazu die Kommunen nicht alleine in der Lage sind. Schon jetzt seien Kindergärten und Schulen vielerorts an ihren Belastungsgrenzen, wie auch Bad Kissingens Oberbürgermeister Dirk Vogel erklärte. Laut der Pressemitteilung des Landratsamtes habe ein Bürgermeister berichtet, dass die Stimmung in der Bevölkerung entsprechend schlecht sei.
Mehr Personal nötig
Der Landkreis muss sich auch personell auf die Situation einstellen. Thomas Bold geht davon aus, dass Personal aufgestockt werden muss. Denn alleine die Aufnahme so vieler neuer Flüchtlinge müsse organisiert werden.
Freie Gebäude melden
Sollten Notunterkünfte in großen Hallen die letzte Lösung sein, um all den zu erwartenden Menschen ein provisorisches Dach über dem Kopf geben zu können, braucht der Landkreis weitere Helfer. Dann werde man auch auf die Unterstützung von Wohlfahrtsverbänden wie dem Roten Kreuz zurückgreifen, denkt Bold.
Nutzbare Liegenschaften können auch direkt von privater Seite dem Landratsamt gemeldet werden, und zwar per E-Mail: unterkunftsverwaltung@kg.de.