So geht Kultur auf dem flachen Land: Ein heißer Sommerabend und anregende Atmosphäre rund um Kloster Altstadt. Erwartungsfrohe Besucher treffen auf hochgestimmte junge Künstler beim Abschlusskonzert der Preisträger des 7. internationalen Kulturfestivals "Kunst und Frieden" in der Musikakademie. Viele asiatische Gesichter, freundlich und zurückhaltend lächelnd. Langes Kleid und Gala Anzug treffen auf Kurzarmhemd und Sommerkleidchen. Festspielfeeling in der Musikakademie beim Abschlusskonzert der Preisträger des 7. internationalen Kulturfestivals "Kunst und Frieden".
Nervosität und Anspannung auf den Wegen sind zu spüren. Bis zu einer Woche haben sich hier junge und ganz junge Menschen ihrer Passion Musik gewidmet, haben mit den Professoren an ihrer Technik, ihrem Ausdruck, ihrer Interpretation gefeilt und haben geübt, geübt und nochmals geübt. Durch dieses Fegefeuer müssen sie alle, aber die, die heute auftreten, haben schon einen kleinen Sieg errungen, haben die internationale Jury aus China, Polen, Korea, Spanien, Russland und Deutschland überzeugt und dürfen auftreten beim Preisträgerkonzert. Das ist schon was.
Noch ist das Preisgeld bescheiden, aber der Wettbewerb ist ein erster Nachweis ihres Könnens. Immerhin kann dann Preisträger auf der Visitenkarte stehen. Weit schwerere Prüfungen liegen noch vor ihnen. Aber das ist morgen. Heute gilt es zu überzeugen. Nicht nur die Eltern, den Anhang und die Besucher. Wer weiß, wer im Publikum sitzt?
Großes Talent haben sie alle, aber es ist ein langer Weg, bis sie als Orchestermusiker anfangen oder gar eine Solokarriere starten können. Aber so haben auch Lang Lang und David Garrett begonnen. Mu Zhang, die Lehrgangsleiterin von Kolonnade, begrüßt die Gäste, Professoren, Jurymitglieder und die Besucher.
Die Preisträger der Klavierklasse beginnen mit Yunge Li. Sie ist vielleicht sechs, beginnt zu spielen und das Publikum staunt. Gibt's das? Bach, Invention Nr. 13 a-Moll? Auswendig und absolut sicher? Sie sind 13, 14, 17, 18, heißen Yin, Schott, Qin, Hubert, spielen mit feinem Anschlag die Chopin Etüde Opus 10, lassen Glinka's Romanze von der Nachtigall flöten und trillern, hämmern Rachmaninow in die Tasten und wenn das nur vivace ist, was Laura Romero bei Prokofjew anschlägt, wie muss dann erst ihr Presto klingen? Die Zuhörer genießen Mozarts D-Dur Sonate, lauschen Bachs wasserklarem e-Moll Präludium und lassen sich mitnehmen von den Empfindungen die Zijian Zhang aus den Appassionata von Liszt klingen lässt. Durchgehend brillant gespielt, technisch auf hohem Niveau und zum großen Teil auch ausdrucksvoll vorgetragen. Durchweg Klassiker der Klavierliteratur von jungen Talenten gespielt. Ein Abend voller Zauber.
Steinway Flügel ermögliche Meisterkonzerte
Die vielversprechenden Talente dürfen am Konzertflügel Extraklasse spielen, den sich die Musikakademie geleistet hat. Günstige Umstände hatten das ermöglicht, dafür musste sogar ein eigener Aufzug gebaut werden. Akademiechef Kuno Holzheimer hatte den Steinway seinerzeit in Stuttgart entdeckt und - fast neu - für eine niedrige sechsstellige Summe erwerben können. "Heute wäre er um ein Vielfaches teurer, aber ohne Spitzeninstrument kannst du keinen Meisterkurs veranstalten" freut sich Holzheimer über den seinerzeitigen Clou und vermutet: "Gut möglich, dass Lang Lang in seiner Stuttgarter Zeit schon darauf gespielt hat".
Young-Yun Lee aus Taiwan hilft er jedenfalls, den Klavierwettbewerb zu gewinnen. Sie ist schon über zwanzig, überzeugt durch klangliche Homogenität, punktet aber auch mit der deutlichen Artikulation, mit der sie die differenzierten Stimmungen der beiden Brahms Capriccio ausdrückt.
Nach der Pause schwärmt Prof. Nahum Ehrlich, der die Violinklasse unterrichtet, vom Geist der Musikakademie: "Wir freuen uns auf Hammelburg . Hier klingt Musik ".
Da wagt sich Laura Klooz tatsächlich an das Allegro aus Bruchs weltberühmten Violinkonzert, wo nicht nur die Experten jeden Ton kennen. Es gelingt unglaublich gut. Zuvor hatte ihre ältere Schwester Anna mit Corelli überzeugt. Das lässt Jay Wan nicht auf sich sitzen. Als letzten Beitrag das nicht weniger oft gespielte Allegro aus Dvoráks Violinkonzert Op. 53. Auch überzeugend. Dann gibt's nur noch Urkunden. Aber Sieger sind sie alle: Was für ein musikalisches Fest!