
„Der Kissinger Sommer ehrt einen der berühmtesten Komponisten, einen rebellischen Musiker in einer Zeit des Umbruchs: Ludwig van Beethoven, dessen 250. Geburtstag wir 2020 feiern. Von Klaviersonaten über Kammermusik bis zur berühmten Neunten Sinfonie mit dem Chorfinale über Schillers Ode An die Freude geht das Programm unseres Festivals“, so Intendant Tilman Schlömp. Wobei er beim Gespräch zur Vorstellung des Programms ausdrücklich darauf hinwies, das kein lexikalisches Abfeiern geplant ist, sondern neben der Aufführung von Originalwerken auch kreativer, überraschender Umgang gepflegt werden soll nach dem Motto: Beethoven und die Moderne.
Auf drei große Projekte wies der Intendant besonders hin, nicht zuletzt deshalb, weil sie mit einem 200 000-Euro-Zuschuss aus Berlin erst möglich wurden: die Aufführung der Missa solemnis mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, der Gächinger Kantorei und namhaften Solisten am 11. Juli: „Das ist Paavo Järvis absolutes Wunschstück“; das Abschlusskonzert am 19. Juli mit Beethovens triumphaler Neunter Sinfonie: Jérémie Rohrer, einer der ganz großen jungen Hoffnungsträger, dirigiert sein Orchester, „Le cercle de l'harmonie“ und dem Philharmoniachor Wien, und das Zukunftslabor mit einer Erarbeitung von Beethovens einziger Oper Fidelio.
Breites musikalisches Spektrum
Natürlich gibt es viele Konzerte, die Beethoven feiern in Sinfoniekonzerten und Kammermusik, etwa mit dem Hagen-Quartett oder dem Kuss-Quartett. Frank Peter Zimmermann und Martin Helmchen setzen ihren Zyklus mit Violinsonaten fort. Ausgewählte Teilnehmer des KlavierOlymps widmen sich dem Sonatenwerk.
Jazzpianist Iiro Rantala spielt sein Projekt The Best of Beethoven. Partner dieses Klangabenteuers, mit dem auch das Beethovenjahr 2020 in Berlin offiziell eröffnet wird, ist am 20. Juni das Festivalorchester des Kissinger Sommers, die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
Übrigens: Khatia Buniatishvili kommt bereits am 8. Mai zu einem Vor- oder Sonderkonzert, bei dem sie neben Liszt auch Beethovens Mondscheinsonate und Appassionata spielen wird. Klaus Florian Vogt wird „An die ferne Geliebte“ singen, und sicher wird Beethoven auch als Kontrastprogramm in der LiederWerkstatt eine Rolle spielen.
Ein wenig im Schatten Beethovens steht ein anderer Komponist, der 2020 halb so alt geworden wäre: der Münchner Carl Orff. Genau an seinem 125. Geburtstag, am 10. Juli, findet im Innenhof des Luitpoldbades eine Aufführung seines berühmtesten Werkes, der Carmina Burana, statt.
Die Bamberger Symphoniker werden mit drei Vokalsolisten sowie dem Philharmonischen Chor Bamberg und einem Kinderchor unter der Leitung von Alain Altinoglu die große szenische Kantate aufführen. Die Besonderheit: Zur Musik werden eigens produzierte Sequenzen des Videokünstlers Michael Carstens an die Magazinwände projiziert – ganz im Sinne von Carl Orff, der sich magische Bilder zur Musik gewünscht – und nie bekommen – hat.
Dafür, dass es bei dem Festival nicht nur Beethoven zu hören gibt, garantiert schon der Artist in Residence 2010, der französische Pianist Jean-Yves Thibaudet, denn mit Beethoven hat er nicht allzu viel am Hut. Er war schon ein paar Mal beim Kissinger Sommer, und, so Schlömp, „er hat sofort zugesagt, denn er kommt gerne hierher.“
In vier Konzerten wird er zu erleben sein: mit dem Orchester seiner Heimatstadt, dem Orchestre National de Lyon und Leonard Slatkin und Gershwins Klavierkonzert (21. Juni), mit der Geigerin Nicola Benedetti (22. Juni), mit dem DSO Berlin und Tugan Sokhiev und dem 2. Klavierkonzert (28. Juni) und gleich anschließend beim Late Night Concert im Kurgartencafé mit Kollegen des DSO. Da gibt's moderne Klassik und Jazz bunt gemischt: „Auf das Konzert freut er sich besonders. Das stellt er extra für uns zusammen“, so Schlömp.
Aus Fulda und Würzburg
Neue Spielstätten wird es im nächsten Sommer nicht geben, aber neue Ideen. So werden zwei Shuttlebus-Linien eingerichtet, die Besucher aus der weiteren Umgebung nach Bad Kissingen holen sollen, und zwar aus Fulda und Würzburg. Jeweils drei Termine werden an den beiden Orten angeboten. Die Fahrt kostet 10 Euro – in Verbindung mit der Eintrittskarte. Nur mal schnell für wenig Geld nach Bad Kissingen fahren ist also nicht drin.
Was es wieder geben wird, ist ein Abstecher des Kissinger Sommers aus dem Landkreis hinaus nach Bad Neustadt. Am 27. Juni kommt das bereits bestens bekannte und belachte Duo Igudesman& Joo in die dortige Stadthalle. Der Titel lautet (nicht überraschend) „And now Beethoven“.
Die Veranstaltung in der KissSalis-Therme am 11. Juli wird 2020 erstmals nicht als Konzert, sondern als Lounge angeboten. Ab 21 Uhr legt Dany Reebo auf, ab 22.30 Uhr spielen dann Mitglieder des Bayerischen Kammerorchesters Bad Brückenau Live-Musik.
Das komplette Programm des Kissinger Sommers 2020 kann im Internet unter www.kissingersommer.de aufgerufen werden.