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Bad Kissingen
"Der Kissinger Sommer erfindet sich neu"
Der Kissinger Sommer 2017 soll ja einige Neuerungen bringen. Aber das gab es noch nie: einen Auftaktempfang, der sich über zwei Tage erstreckte.
Offizieller Startschuss: Oberbürgermeister Kay Blankenburg, Schirmherr Hans Maier und Kuratoriumsvorsitzende Dorothee Bär eröffneten den Kissinger Sommer 2017. Foto: Ahnert       -  Offizieller Startschuss: Oberbürgermeister Kay Blankenburg, Schirmherr Hans Maier und Kuratoriumsvorsitzende Dorothee Bär eröffneten den Kissinger Sommer 2017. Foto: Ahnert
| Offizieller Startschuss: Oberbürgermeister Kay Blankenburg, Schirmherr Hans Maier und Kuratoriumsvorsitzende Dorothee Bär eröffneten den Kissinger Sommer 2017. Foto: Ahnert
Thomas Ahnert
 |  aktualisiert: 19.08.2022 12:35 Uhr
Nicht, dass die Kissinger plötzlich so etwas wie eine Dauerorgie erfunden hätten. Der Grund war ein ganz rationaler: Bei der Aufzeichnung des Konzerts durch den Bayerischen Rundfunk hatte es in dem Violinkonzert von Henri Vieuxtemps ein paar erhebliche Störgeräusche von außen gegeben. Die waren in der Direktübertragung natürlich nicht zu beseitigen. Aber in der Filmfassung sollten sie nicht stehen bleiben. So musste nachgeschnitten werden.


Umgekehrte Reihenfolge

Die Gäste warteten im Weißen Saal geduldig auf die Musiker, die aber nicht auftauchten, während hinter ihnen das Büffet verführerische Düfte verströmte. Schließlich hatte Oberbürgermeister Kay Blankenburg ein Einsehen. Er trat ans Mikrophon, erklärte die Situation und - entgegen der üblichen Praxis - das Büffet für eröffnet. Das war menschenfreundlich, aber auch mutig. Denn woher nahm er die Gewissheit, dass nach der Leerung des Büffet noch Gäste da sind, die sich dann auch die Grußworte anhören?
Die Sache ging gut, die Kissinger verstanden den Wink. Um 23.45 Uhr konnte Blankenburg vor kaum gelichtetem Publikum den Reigen der Grußredner eröffnen. Und der dauerte halt bis zum nächsten Tag: bis 0.15 Uhr.
"Das Festival ist der Star", meinte der OB, aber er begrüßte natürlich auch die "Stars aus Fleisch und Blut", allen voran die Solistin des Abends, die amerikanische Geigerin Hilary Hahn, deren familiäre Wurzeln, wie er betonte, in Bad Dürkheim in der Pfalz liegen. Sie sei zum ersten Mal beim Kissinger Sommer, "aber hoffentlich nicht zum letzten Mal." Ein Gruß ging auch an die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen und ihren Dirigenten Paavo Järvi - an ihn höflicherweise in Englisch.


Gemeinsam verankern

"Gemeinsam mit allen Künstlern wollen wir das Festival noch stärker in Bad Kissingen verankern", appellierte er an die Gäste. Auch Nichtklassikfans sollten stolz den Kissinger Sommer in die Welt tragen.
Blankenburg dankte allen Sponsoren, den öffentlichen wie den privaten, allen voran der Sparkasse Bad Kissingen und dem Förderverein. Den gelte es weiter zu stärken: "Bis nächstes Jahr sollte jedes Mitglied ein neues Mitglied werben. Ich werde es jedenfalls tun."
Dorothee Bär, die neue Kuratoriumsvorsitzende, dankte dem neuen Intendanten Tilman Schlömp: Er habe seine Feuertaufe mit Bravour bestanden. Und sie freute sich, dass Hilary Hahn sozusagen zu ihren Wurzeln zurückgekehrt sei: 1995 gab sie ihr Deutschlanddebüt beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks mit Lorin Maazel. "Jetzt hat sie ihren Weg nach Bayern zurückgefunden." Und sie hatte auch ein besonderes Lob für die Bremer Kammerphilharmoniker: "Die Schlussverbeugung war oscarwürdig."


Kuratorium reformieren

Bär ging kurz auf ihre Pläne als neue Kuratoriumsvorsitzende ein: Man solle sich nicht nur einmal im Jahr treffen und alles abwinken nach dem (fränkischen) Motto: "Basst scho." Sie wolle künftig nach dem Leitgedanken vorgehen: "Prüfet alles, das Gute behaltet."
Kurdirektor Frank Oette richtete sein Augenmerk auf das Neue: "Der Kissinger Sommer erfindet sich neu." Er dankte Tilman Schlömp für seinen Mut, neue Wege zu gehen: "Das ist wichtig für Bad Kissingen. Wir werden auch in Zukunft erfolgreich sein." Der Winterzauber, meinte er, zeige den richtigen Weg. Oette wies ausdrücklich darauf hin, dass es entgegen anders lautender Meinungen auch in diesem Sommer ein Open-Air geben wird: "Nigel Kennedy spielt vor rund 1000 Besuchern im Luitpoldpark. Das wird eines der Highlights des diesjährigen Festivals."
Tilman Schlömp fasste sich kurz. Für ihn sei das Eröffnungskonzert der Beginn einer wunderbaren Freundschaft und tollen Partnerschaft für die nächsten Jahre gewesen. Auch er dankte allen Sponsoren. Sie hätten nicht die Pflicht zu einer Förderung gehabt, "aber sie haben die Verantwortung gesehen." Er freute sich über den Zuspruch des Publikums; er sei ein Vertrauensbeweis. "Aber wir brauchen Ihre Hilfe auch weiterhin. Bleiben Sie neugierig!"


Gedenken an Helmut Kohl

Schon zu Beginn des Eröffnungskonzerts hatte es eine kurze Begrüßung gegeben. OB Kay Blankenburg und Kuratoriumsvorsitzende Dorothee Bär forderten die Besucher auf, zu "Wiederholungstätern" zu werden - falls sie es nicht schon sind. Staatsminister a.D. Hans Maier, Schirmherr der ersten Stunde, forderte auf zum Gedenken: Am Vormittag sei Helmut Kohl gestorben, der ein großer Politiker gewesen sei. Er habe es ermöglicht, dass der Kissinger Sommer ein Fest der offenen Grenzen werden konnte: "Seien wir dankbar, dass wir nicht nur die Musik, sondern auch die Freiheit genießen können."
 
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