Der Max-Littmann-Saal im Regentenbau wurde zur Kathedrale für das Jubiläumskonzert des Gospelchors "Die KisSingers", in der die über 100 Mitwirkenden auf und hinter der Bühne mehr als nur ein Konzert zelebrierten: Sie feierten zusammen mit fast 1000 Gästen das 20-jährige Bestehen des Chores, der mittlerweile zum musikalischen Botschafter Bad Kissingens geworden ist.
Eine 4000 Jahre alte Tradition erlebte die Fangemeinde des Gospelchors im Regentenbau, denn " Psalmen singen ist nichts anderes als Gospels singen", erläuterte Chorleiter Kirchenmusikdirektor (KMD) Jörg Wöltche. Vorsingen und die Gemeinde antwortet beziehungsweise "Call-and-Response" sind die Grundlage der meisten Gospels und damit auch die Basis für den Groove, der sich daraus für einen Chor und die Zuhörer entwickelt. "Stillstand ist Rückschritt" scheint ein Motto von Kirchenmusikdirektor Wöltche zu sein. Selbstverständlich erweitert er konsequent das Repertoire des Chores und verbindet das Traditionelle mit modernen Rhythmen, selbstverständlich begeistert er junge Menschen mit den Gospel Kids oder dem Jugendchor PraiSing, selbstverständlich reizt er moderne technische Möglichkeiten mit Flammenwerfer, Medienwand und Lichteffekten auf der Bühne aus. So vieles hat sich in den 20 Jahren entwickelt und eine kleine Rückschau auf die vielfältigen Auftritte in der Region, auf die Zusammenarbeit mit bekannten Künstlern wie Brenda Jackson, Joanne Bell oder Roberta Kelly und die ausgedehnten Konzertreisen in die Kissinger Partnerstädte oder in die Schweiz bringt dies und vieles mehr nochmals in Erinnerung.
Dazu gehörte auch den Dank an die zahlreichen Unterstützer, wobei "Ideenbegleiter" Pfarrer i. R. Hermann Schröder namentlich genannt wurde, und an die musikalische Begleitung durch die KisSingers Band sowie dem Kammerorchester. Und dass man mit der Entwicklung noch nicht am Ende sei, signalisierte eine Bemerkung Wöltches am Rande: "In knapp elfeinhalb Jahren werde ich pensioniert," - ergänzt durch Hinweise auf weitere Auftritte wie das Open-Air-Konzert des Chores am 3. August 2019 in Innenhof des Luitpoldbades.
Ein beeindruckendes Bild waren die 60 Sängerinnen und Sängern in ihren roten Talaren mit den goldenen Schals, die zusammen mit der sechsköpfigen KisSingers Band und weiteren Musikern des Kammerorchesters Bad Kissingen die Bühne des Max-Littmann-Saales ausfüllten - dazwischen die wohl kilometerlangen Kabel, die zu den einzelnen Mikrophonen führten beziehungsweise die Lichteffekte auf den medialen Wänden inszenierten. "Die KisSingers" erleben, bedeutet mehr als nur zuhören, denn auf den Medienwänden unterstützten Lichteffekte den Auftritt und eingespielte Textzeilen animieren zum Mitsingen. Und dieses Erlebnis wird noch verstärkt durch das Universal-Medium Wöltche, der nicht nur Moderator und Vorsänger, sondern auch Vortänzer und Vorklatscher ist und somit seine musikalische Dynamik auf den bewegungsintensiven Chor sowie auf das klatschfreudige Publikum überträgt. Beide machen auch begeistert mit, wenn mit "Kumbaya, My Lord" begonnen und man nach drei Stunden mit "Amen" (Hey Man) den Auszug gestaltet wird. Dazwischen liegen 17 weitere Stücke, die das gesangliche Können des Chores und seiner Solisten, die musikalische Vielfalt der Traditionals, Gospels und Spirituals sowie Wöltches Begabung beweisen, diese in einem modernen, zeitgenössischen Stil zu arrangieren.
In dem sehr abwechslungsreichen Programm dominierten die groovigen, die dynamischen Stücke wie zum Beispiel "When I Get There" von Kirk Franklin, aus dessen Feder auch "Gonna Be A Loveley Day" - eine Botschaft, die vom jungen Solisten Felix Blaßdörfer gerappt wurde. Weitere Stücke waren das wundervolle "Gloria Hallelujah", in dem die Band mit treibenden Rhythmus ihr Können zeigte. Herausfordernd war das Stück "Hide Me" - sowohl wegen des langen Textes als auch wegen der eindringlichen Bitte "Behüte mich", die Wöltche in Worte fasste und Solist Hans-Einar Geiger im Stück aufnahm. Anrührend waren unter anderem die musikalische Begleitung des Zeichentrickfilms "Der Prinz von Ägypten", der im Hintergrund auf der Medienleinwand lief und die siebenjährige Dorothea Spasow einen Solopart übernahm, sowie die Balladen "Why We Sing" oder "My Heart Is Yours". Eigene Stücke präsentierte der Chor mit "Your Journey", "Never Give Up" und der Uraufführung "Beginnings", das nicht nur durch einen akzentuierten Rhythmus, sondern auch durch die Solisten Silke Graskamp und Herrman Perleth begeisterte. Zum Ende hin wurde es erhaben und Jörg Wöltche verwandelte sich vom Entertainer zum Dirigenten, als er bei dem Stück "Ode To Joy" zum ersten und einzigen Mal mit dem Taktstock den Chor und die Musiker führte. Mit "Standing Ovations" bedankte sich das Publikum bei allen Mitwirkenden für eine überaus unterhaltsame Geburtstags-Party, bei der der Chor als Jubilar selbst für eine tolle Stimmung sorgte.