Mit seinen knapp 800 Einwohnern ist Westheim zwar nur der viertgrößte Stadtteil Hammelburgs. Von der wirtschaftlichen Bedeutung her aber rangiert er deutlich vor dem noch größeren Diebach und Untererthal, gleich hinter der Kernstadt. Grund dafür ist der doch ansehnliche Gewerbepark Saaletal, der seit 1978 wächst und wächst. 22 Firmen haben sich mittlerweile dort angesiedelt. Etliche kommen von auswärts, kennen ihre Nachbarn kaum. Dies wollte Hammelburgs Bürgermeister Ernst Stross ändern – mit seiner Einladung zum ersten Unternehmergespräch.
Mit der Resonanz war er einigermaßen zufrieden: Mehr als die Hälfte der Firmen im Gewerbegebiet waren vertreten, die meisten von ihnen durch den Chef persönlich, etliche auch mit Anhang. Auffallend in den Reihen der Stadträte war, dass die Mehrheitsfraktion lediglich mit der stellvertretenden Bürgermeisterin Elisabeth Wende sowie Patrick Bindrum in seiner Doppelfunktion als Stadtrat und Unternehmer präsent war.
Als Treffpunkt hatte Stross eine bemerkenswerte Einrichtung auserkoren: das eher nüchterne, sachliche GeFiGa-Heim. Gesang, Film und Garten stecken als Abkürzung in diesem ungewöhnlichen Namen – drei Vereine, die 1996 ein gemeinsames Vereinsheim am Ortsrand gebaut haben. Das Gemeinsame herauszufinden, bei Schnittchen und Sekt, war auch eine der Absichten des Bürgermeisters.
Bei einem Anliegen war sich Stross des gemeinsamen Interesses sicher: Das Thema „noch schnelleres Internet“. Doch das hob er sich extra als Nachspeise auf.
Vorausgegangen waren – quasi als Entree – seine Vorstellung der Betriebe. Danach stellten die Firmenvertreter sich selbst einander und den Stadträten vor. Vertieft und damit quasi gewürzt wurde dies dann in lockeren Gesprächsrunden an runden Tischchen. Die gut 30 Anwesenden begegneten sich locker und entspannt, freundlich und höflich.
Stross wirkte beim Servieren seines Desserts noch recht vorsichtig. Dem Stadtrat stehe in Kürze eine schwere Entscheidung bevor, signalisierte er den Grund für seine Zurückhaltung. Um dann aber doch zu versprechen: „Wir schauen in eine rosige Zukunft im Gewerbegebiet.“
Hintergrund ist das neue Förderprogramm, das die bayerische Staatsregierung noch in diesem Jahr auf den Weg bringen will. Der Freistaat will insbesondere den Ausbau von Breitbandnetzen für Gewerbegebiete fördern. Pro Gemeinde soll es bis zu 500 000 Euro Zuschuss geben, damit eine Leistung von 50 Mega-Bit erreicht werde. „Das wird ein für uns wichtiges Thema sein“, sagte Stross, und: „Wir stehen Gewehr bei Fuß.“ Wenngleich dies, wie er einräumte, für Hammelburg mit seinen zehn Stadtteilen „kein leichtes Unterfangen“ sein werde.
Schließlich wirbelte auch Westheims heimliche Bürgermeisterin durch die Reihen, Gabriele Ebert. Die rührige Ortsbeauftragte erhielt geradezu einen Strauß von Komplimenten von Hans-Dieter Böhler, dem geschäftsführenden Gesellschafter von Schmitte Hydraulik, überreicht. Ebert habe der Firma „die Türen geöffnet und die Hallen“, bedankte er sich. Auch die Stadt habe schnell gearbeitet. Seine anfängliche Skepsis sei verflogen. Die 70-Mann-Firma siedelt bekanntlich aus Arnstein ins Saaletal um, investiert hier 4,2 Millionen Euro. Der erste Teil der Firma werde noch vor Weihnachten umziehen, führte Böhler aus, der Rest folge „je nach Baufortschritt“ im Frühjahr.
Ebert nutzte die Chance, für ihr Westheim, Hammelburgs „wichtigsten Stadtteil“, zu werben. Sie würde sich freuen, wenn sich der ein oder andere Unternehmer bei dörflichen Festlichkeiten sehen lassen würde.