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THUNDORF
Der gelehrte Augustinerpater
In der Heimat: Weihbischof Kempf wird in Thundorf von Lehrer Hegmann, Pater Rudolph Arbesmann und Pfarrer Pflüger empfangen
Foto: Bauernschubert | In der Heimat: Weihbischof Kempf wird in Thundorf von Lehrer Hegmann, Pater Rudolph Arbesmann und Pfarrer Pflüger empfangen
Von unserem Mitarbeiter Philipp Bauernschubert
 |  aktualisiert: 02.12.2012 12:02 Uhr

Am Dienstag, 4. Dezember, jährt sich zum 30. Mal der Todestag von Rudolph Arbesmann, einem der größten Söhne Thundorfs. Der Augustinerpater und Philosophieprofessor lebte bis zu seinem Tod in den USA im Staat New York. Er starb am 4. Dezember 1982 im St. Josephskrankenhaus in Yonkers.

Arbesmann wurde am 25. Juli in Fürth geboren und erhielt bei der Taufe den Vornamen Eugen. Im Alter von acht Jahren zog er mit seinen Eltern nach Thundorf. Hier war nach eigener Aussage zeitlebens seine Heimat.

Der begabte Junge besuchte das Augustinergymnasium in Münnerstadt, zunächst zwei Jahre als Stadtschüler, dann als Klosterschüler bis zu seinem Abitur 1914. Von Dezember 1914 bis Dezember 1918 nahm Arbesmann am ersten Weltkrieg teil. Er wurde nach dem Krieg 1919 Novize des Augustinerordens. Dem Studium der Philosophie und Theologie widmete sich Arbesmann in Würzburg und Rom, wo er 1923 auch zum Priester geweiht wurde.

Nach Deutschland zurückgekehrt, studierte er in Würzburg klassische Philologie und promovierte 1929 zum Doktor der Philosophie. Von 1930 bis 1932 wirkte er als Studien-Assessor am Gymnasium in Münnerstadt im Studienseminar St. Josef. Aber schon 1932 berief man ihn als Klerikermagister nach Rom.

1934 wurde Arbesmann, der als Augustinerpater den Namen Rudolph trug, mit zwei anderen Patres, Placidus Vollmer und Friedrich Broßler, im besonderen Auftrag in die chilenische Ordensprovinz geschickt. Er sollte dort die Ausbildung der Kleriker und der Ordenskandidaten übernehmen.

Während seines Aufenthaltes in Chile erhielt Arbesmann die Einladung, klassische Sprachen an der Universität von Santiago zu lehren. 1936 kam der gelehrte und vielseitig verwendbare Ordenspriester in das zur deutschen Vizeprovinz gehörende Kloster New York. Hier verbrachte er die nächsten 46 Jahre seines Lebens.

Lange nach seiner Emeritierung behielt Arbesmann ein Büro an der Universität und wurde als der „große alte Mann klassischer Bildung“ verehrt. Später stellte man ihm ein eigenes Büro in den Räumen der Druckerei der Fordham-Universität zur Verfügung. Von Seiten der Bibliotheksleitung der Uni wurden ihm jederzeit besondere Vergünstigungen zuteil.

Im Laufe seiner fast 40-jährigen Lehrtätigkeit an der Universität war Arbesmann ein äußerst produktiver Wissenschaftler. Seine Bibliographie machen zehn Bücher und 59 Artikel aus. Der letzte Artikel erschien 1979, als er 84 Jahre alt war. Arbesmann war ein international bekannter Wissenschaftler, der aufgrund seiner gediegenen Gelehrsamkeit und Lebenserfahrung geschätzt wurde.

In Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistung verlieh ihm das Merrimack-College das Ehrendoktorrat der Rechte, die Fordham-Universität einen Ehrendoktor in Literatur. Seine Heimatgemeinde Thundorf, in der noch heute die Tochter seines Bruders Otto wohnt, verlieh ihrem großen Sohn am 31. Juli 1961 das Ehrenbürgerrecht.

Obwohl Arbesmann sich vor allem als Wissenschaftler einen Namen gemacht hatte, wurde in seinem Nachruf betont, dass er stets Priester und zeitlebens Augustiner war. Seine Bibliographie zeigt, wie viel er für die augustinische Wissenschaft geleistet hat, besonders durch die Herausgabe des Werks „Vitasfratrum“ des Jordan von Sachsen oder seine Veröffentlichungen von Augustins „De Opere Monachorum“ und das grundlegende Werk über den Humanismus der ersten Augustiner sowie sein Interesse für den Ordensheiligen.

Wie Ordensgründer Augustinus hatte auch Arbesmann die Gabe, anderen Freund sein zu können. Wie der Heilige zeigte er er dies durch Briefverkehr über eine Periode von vielen Jahren. Ein Beweis ist der Brief, den Arbesmann ein Jahr vor seinem Tod an den damaligen Thundorfer Bürgermeister Felix Braun schrieb: „Lieber Felix, nach meiner Rückkehr in die USA drängt es mich, dir nochmals für die unerwartete Ehrung zu danken, die du für mir von meiner Heimatgemeinde zuteil werden ließest. Ich fühle mich immer noch etwas beschämt, weil ich eigentlich nicht weiß, womit ich diese verdient habe. Es trösten mich dabei nur zwei Gedanken, einmal, dass solche Ehrungen von selber kommen, wenn man wie in meinem Beruf alt genug geworden ist und zweitens, dass mich auch in der Fremde immer innigstes Heimatgefühl nach dem Dörfchen verbindet, das mich wissenschaftlich geformt hat und mir eine glückliche Jugend schenkte“.

Im Rahmen eines Festgottesdienstes hatte Arbesmann zusammen mit Ortspfarrer Oskar Pflüger und zwei Ordensbrüdern am Sonntag, 14. Oktober 1973, als damals einziger lebender Geistlicher aus Thundorf, in seiner Heimatgemeinde sein Goldenes Priesterjubiläum gefeiert. Eigentlich wäre dieser Festtag des damals 78-jährigen Ordenspriesters am 31. März gewesen, aber der Jubeltag sollte bei einem Besuch in seiner Heimat Thundorf gefeiert werden.

Max Rößler, der ihn als Student kennenlernte, urteilte über Arbesmann: „Bei ihm konnten sie erleben, was eine augustinische Theologie des Herzens in gelebter Wirklichkeit bedeutet.“

 
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