Frauen können ein Lied davon singen. Ein Klagelied. Im Refrain würde es dann mit Ausrufezeichen heißen: „Männer können nicht ordentlich sein!“
Natürlich bestreiten Männer das vehement. Sie behaupten vielmehr, dass ihre Ordnung – nun ja – eine etwas andere Ordnung ist. Und irgendwie stimmt das ja auch. Die männliche Ordnung sieht so aus: Von der Arbeit nach Hause kommen. Jacke aufs Sofa werfen. Schuhe kreuz und quer im Flur stehen lassen. Post im hohen Bogen auf den Esstisch werfen.
Der weitere perfekte und geordnete Feierabend geht so: Küche ansteuern. Bier einschenken. Neugierig schnuppern, was es zu essen gibt. Etwas Greifbares aus dem Kühlschrank naschen.
Dann: Den Sportteil der Zeitung lesen. Dabei krümeln, krümeln, krümeln. Die Reste bleiben wild auf dem Couchtisch zurück.
Kurzum: In viereinhalb Minuten ist das mühsam in viereinhalb Stunden aufgeräumte Wohnzimmer in ein wahres Schlachtfeld verwandelt.
Männer bestreiten das. Und machen eine erstaunliche Rechnung auf, die beweisen soll, dass ihre Ordnung nicht schlechter ist: Viereinhalb Minuten gegen viereinhalb Stunden – das sei doch effektiv, sagen die Männer – und glauben das sogar.
Es lässt sich scheinbar nichts dagegen machen: Wenn Männer etwas in der Hand haben und es nicht mehr brauchen, stellen sie es an Ort und Stelle ab. Lassen es liegen.
Das ist der Grund, warum die Ehe erfunden wurde. Denn jetzt kommen die Frauen ins Spiel: Sie helfen Männern, die Dinge wiederzufinden.
So sehen das die Männer aber nicht. Vielmehr argumentieren sie, dass zu viel Genauigkeit nicht gut ist. Dass chaotische Menschen effizienter sind.
Dabei ist die Unaufgeräumtheit nichts anderes als eine Art Markieren des Reviers. Das Herumliegenlassen ist ihre Art, es sich zu Hause gemütlich zu machen und sich wohlzufühlen.
Was lange Zeit gut geht. Bis sie eines Tages vom Postberg auf dem Esstisch erschlagen werden. Frauen überrascht das nicht, weshalb sie gelernt haben, mit einer solchen Situation professionell umzugehen und dem Unglücksfall sogar etwas Gutes abzugewinnen: Sie fangen an, ein Lied zu singen.