Es wird ja viel darüber diskutiert, wie sich die Frauen einen modernen Mann genau vorstellen. Der harte Kerl? Nicht mehr erwünscht, das Raubein hat ausgedient.
Soft geht aber irgendwie auch nicht. Ihre Macho-Veranlagung dürfen Männer ebenfalls nicht von der Leine lassen, den Pascha im Mann will heutzutage keiner mehr sehen.
Weshalb die Frage eines gewissen Herrn Grönemeyer, wann ein Mann denn nun ein Mann ist, im Grunde bis heute unbeantwortet blieb.
So bleib den Männern oft nur noch eines: das Autofahren. Wenn es schon keine Pferde mehr gibt, die gezähmt werden wollen, bleiben zumindest die Pferdestärken.
Doch auch hier ist der Mann, eine Runde Mitleid, inzwischen aufgeschmissen: Bevor er richtig losfährt, steht er schon wieder – im Stau. In Deutschland gibt es aktuell 3383 Baustellen auf den Autobahnen. Oder anders gerechnet: Auf gefühlt 779 950 Kilometern Länge wird gebaut. Der wilde, ungezügelte Mann, reduziert auf Schritttempo. Gefangen in einer Blechlawine, vom Roten Kreuz versorgt mit warmen Tee.
Das kann ja nur zu Krisen und der entscheidenden Frage führen: Ist der Mann noch der, der er sein will oder glaubt er nur, so sein zu müssen, weil er davon ausgeht, dass man der sein müsste, der man gerade nicht ist? Oder so ähnlich.
Derlei Fragen schießen einem Mann durch den Kopf, wenn es auf 779 950 Kilometern nicht weitergeht und der heiße Tee inzwischen lauwarm geworden ist.
Wem die Männer das zu verdanken haben, ist auch klar: Jenen, die sie in die Sinnkrise gestürzt haben. Also den Frauen. Denn Staus werden prinzipiell von Frauen verursacht. Es ihre kleine Rache an den männlichen Rasern und Dränglern. Wer kennt die Szene nicht: Die Frau kommt verspätet nach Hause und ruft: „Ich stand im Stau!“ Der Mann will wissen: „Hattest Du gar keine Chance, mal zu überholen?“ Darauf die Liebste: „Völlig unmöglich – ich fuhr doch zum Glück ganz vorne!“