Schon erstaunlich, dass es sage und schreibe 98 Jahre dauern sollte, bis der FC Untererthal das erste Mal ein Punktspiel unter Flutlicht austragen sollte. Was der Fall war am 25. November diesen Jahres, als der FC Reichenbach mit 2:1 besiegt wurde dank Doppelpacker Lukas Tartler. Was diesen Freitagabend noch besonderer machte: Das Spiel der Kreisliga Rhön fand nicht auf dem Hauptfeld statt, sondern satte 1,5 Kilometer weit weg auf dem Ausweichplatz, gelegen auf der anderen Seite der Bundesstraße 27.
Am „Stäbruch“ also, wie die Viktorianer liebevoll zu sagen pflegen. Dort, wo im Jahr 1923 mit dem Bau des ersten Untererthaler Fußballplatzes überhaupt begonnen wurde. Mit Pickel, Schaufel und Muskelkraft. Ein Jahr später wurde Vollzug gemeldet, pünktlich zur Vereinsgründung 1924. „Das Feld damals war gerade mal 30 auf 50 Meter groß. Da oben wächst nichts, daher war das Areal nicht für den Anbau von Getreide oder Vieh-Futter geeignet, sodass die Fußball-Verrückten bauen durften“, weiß Michael Hüfner, der aus privatem Interesse eine Art Vereins-Archiv führt mit vielen Zeitungsartikeln.
Einen Steinbruch gibt es jedenfalls nicht in unmittelbarer Nähe, „aber der Name ist wohl entstanden, weil es da so steinig ist. Es gibt in der Nähe auch die Adresse ’Am Steinig’, sagt der 56-Jährige, der selbst viele Male auf dem komplett von Wald umgebenen Spielfeld auflief, das im Jahr 1946 auf seine jetzige Größe erweitert wurde. „50 Prozent meiner Spiele habe ich geschätzt dort oben gemacht, halt immer in den schlechteren Jahreszeiten“, sagt der langjährige Leistungsträger, der 2003 seine Karriere beim früheren Bezirksligisten beendete und später in verschiedenen Funktionen im Verein wirkte.
Auch der FC 05 Schweinfurt war schon da
Sogar der große FC 05 Schweinfurt musste mal ran am legendären „Stäbruch“. Am 11. Dezember 1988 nämlich, in der fünften Pokalrunde. Der damalige Bayernligist mit Werner Lorant als Trainer und Größen wie dem ehemaligen belgischen Torschützenkönig Erwin Albert siegte vor 600 Zuschauern mit 7:2 gegen den B-Klassisten, was der heutigen Kreisklasse entspricht. Zum 1. Januar 1980 wurde das Gelände von der Schäfereigenossenschaft für 99 Jahre gepachtet.
Den „neuen“ Sportplatz an der Erthalhalle gibt es seit 1969, seitdem ist das Spielfeld „Am Stäbruch“ quasi der Schlechtwetterplatz, seit 1991 ausgestattet mit einer Flutlichtanlage.
Ein Projekt, das Wolfgang Jachmann seinerzeit maßgeblich vorangetrieben hatte, mit vier Masten und je zwei Scheinwerfern. Und die sorgen tatsächlich für eine bessere Ausleuchtung des Spielfeldes als die Anlage auf dem Hauptspielfeld. Die Problemzone dort ist das „hintere“ Tor. Weil die Flutlicht-Masten auf der Seite der B27 erhöht und zurückversetzt stehen, kommt, laienhaft ausgedrückt, zu wenig Licht unten an. „Unter der Woche werden im Spätherbst oder Winter ja kaum Spiele angesetzt. Und daher war es halt einfach so, dass noch nie ein Punktspiel unter Flutlicht bei uns angesetzt war“, sagt mit Sven Röthlein der zweite Vorsitzende im Verein.
Rauchen muss es am Stäbruch immer
Zum Mythos „Stäbruch“ gehört, dass dort gerne zünftig gefeiert und bei Spielen ein Lagerfeuer brennt. Was auch gegen den FC Reichenbach der Fall war, als sich das Thermometer in tiefen Regionen bewegte. „Am Stäbruch muss es rauchen. Das gehört dazu“, lacht Sven Röthlein. Für Bewirtung ist auch gesorgt mit Grillwaren und Getränken, die in der kleinen Halle vor Ort angeboten werden. Nicht mehr ertragen müssen Spieler und Zuschauer den „Sound“ vergangener Tage dank einer sinnvollen technischen Neuanschaffung.
„Das alte und längst ersetzte Aggregat war so laut, dass man im Training kaum den Trainer verstanden hat. Aus Sicherheitsgründen wegen möglicher Gas-Bildung musste die Tür vom Häuschen aber immer offen bleiben. Einen Schiedsrichter-Pfiff hätte man wahrscheinlich nicht einmal gehört“, lacht der 34-Jährige.