Münnerstadt
Der echte Kaspar von der Rhön
Der Münnerstädter Mitverfasser des Dresdner Heldenbuchs lebte im 15. Jahrhundert. Am Sonntag wird er auf dem Anger aktiv sein.
Wer zum Studium in die Welt hinausstrebt, bringt es oft sehr weit. Das war schon im Mittelalter so, als ein junger Mann aus Münnerstadt sich im Sommer 1474 an der Universität in Leipzig immatrikulierte. Als Kaspar von der Rhön "in der Nation der Bayern" trug er sich damals ins Studienregister ein, "unter Zahlung der höchsten Immatrikulationsgebühr, wie das seinerzeit nur Vornehme und Graduierte taten", heißt es in der Deutschen Biografie Hellmuth Rosenfelds.
Der gleichlautende Sänger mit der Laute aus dem Münnerstädter Heimatspiel hat mit diesem Studenten allerdings nur den Namen gemein.
1472 erstmals schriftlich belegt
Der Student "Kaspar von der Rhön" oder auch "von der Roen" ist erstmals schriftlich 1472 belegt. Zu Ostern des selbigen Jahres vollendete der Münnerstädter nämlich in Nürnberg das später nach seinem Aufbewahrungsort genannte "Dresdner Heldenbuch". Die Sammlung umgearbeiteter deutscher Heldensagen wurde angeblich im Jahr 1472 auf Bestellung des Herzogs Balthasar von Mecklenburg von zwei fränkischen Schreibern verfasst. Einer davon war Kaspar von der Rhön. Dieser hat seinen Namen den von ihm geschriebenen Stücken "theils vollständig, theils mit den bloßen Initialen beigefügt", so Karl Bartsch in der Allgemeinen Deutschen Biografie.
Wie alt Kaspar von der Rhön war, als er sich an der Uni Leipzig einschrieb, weiß kein Forscher zu berichten. Doch er dürfte schon in einem vernünftigen Alter gewesen sein, denn die Heldengedichte, die er schrieb, soll er abgewandelt und auch etwas "züchtiger" formuliert haben. Möglicherweise tat er das auch auf Verlangen des Herzogs von Mecklenburg, oder einfach aus religiöser Anschauung.
Der Schreiber der Gedichte
Belegt ist jedenfalls, dass er die Stücke Eckenlied, Rosengarten zu Worms, Sigenot, der Wunderer, Herzog Ernst und Laurin schrieb. Was die sprachliche Bearbeitung der Gedichte angeht, die dem so genannten "ostgotischen Kreis" entstammen, kommt der Münnerstädter Schreiber bei Friedrich August Pischon ("Denkmäler der Deutschen Geschichte", 1840) erst mal nicht gut weg: Der Franke bearbeitete die Gedichte "im Ganzen geistlos und roh", schreibt er und: "Sie waren wohl schon durch viele Hände gegangen, bis sie auf ihn kamen".
Sein Verdienst sei es immerhin gewesen, so Pischon weiter, dass er sie abkürzte, so dass man sie nun "auf einem Sitzen" lesen konnte. Wissen muss man dazu, dass diese Heldenepen wohl während der großen Völkerwanderung entstanden sind. Die Sprache war oft vulgär, die Taten waren oft blutrünstig.
In einem englischen Literaturlexikon der Neuzeit steht hingegen, dass die Heldensagen 1472 von Kaspar von der Rhön "zeitgemäß aufbereitet" und dem "Geschmack des Volkes" angepasst wurden. Das Dresdner Heldenbuch zählt heute zu den wichtigsten Sammelhandschriften mit Heldendichtung. Die Handschrift selbst, die elf Texte und zehn ganzseitige Illustrationen aufweist und in der Sächsischen Landesbibliothek aufbewahrt wird, hat 1945 unter einem Wassereinbruch stark gelitten. Zwar wurde der Codex in den Jahren 1997 und 1998 restauriert, ist aber an manchen Stellen nahezu unlesbar. Ein Digital-Faksimile auf CD-ROM soll die Handschrift in Farbabbildungen präsentieren.
Als Ludwig Nüdling dann viel später im Jahr 1927 für die Münnerstädter in nur vier Wochen ein ausgefeiltes Schauspiel zu Papier brachte, baute er auch einen Kaspar von der Rhön ein - wohlwissend, dass ein Mann selbigen Namens aus dem Lauer-städtchen einstmals sozusagen als Schriftgelehrter zu Rang und Namen kam.
Der Sänger mit der Laute
Die "Schutzfrau von Münnerstadt" aber beschreibt eher die Epoche von 1580 bis 1680, sagt Festspielleiter Bruno Eckert im Gespräch mit dieser Zeitung. "Kaspar von der Rhön hat viel früher gelebt." Also baute ihn Nüdling als "Nachfahren" jenes Schriftkundigen aus dem 15. Jahrhundert ein. Auch am Sonntag wird Kaspar von der Rhön also auf dem Anger wieder als fahrender Sänger in buntem Ornat auftreten und die Laute schlagen. Seine Aufgabe: die Frauen und Kinder am Tag der Schlacht um sich sammeln und mit ihnen zu Maria zu beten.
1472 erstmals schriftlich belegt
Der Student "Kaspar von der Rhön" oder auch "von der Roen" ist erstmals schriftlich 1472 belegt. Zu Ostern des selbigen Jahres vollendete der Münnerstädter nämlich in Nürnberg das später nach seinem Aufbewahrungsort genannte "Dresdner Heldenbuch". Die Sammlung umgearbeiteter deutscher Heldensagen wurde angeblich im Jahr 1472 auf Bestellung des Herzogs Balthasar von Mecklenburg von zwei fränkischen Schreibern verfasst. Einer davon war Kaspar von der Rhön. Dieser hat seinen Namen den von ihm geschriebenen Stücken "theils vollständig, theils mit den bloßen Initialen beigefügt", so Karl Bartsch in der Allgemeinen Deutschen Biografie.
Wie alt Kaspar von der Rhön war, als er sich an der Uni Leipzig einschrieb, weiß kein Forscher zu berichten. Doch er dürfte schon in einem vernünftigen Alter gewesen sein, denn die Heldengedichte, die er schrieb, soll er abgewandelt und auch etwas "züchtiger" formuliert haben. Möglicherweise tat er das auch auf Verlangen des Herzogs von Mecklenburg, oder einfach aus religiöser Anschauung.
Der Schreiber der Gedichte
Belegt ist jedenfalls, dass er die Stücke Eckenlied, Rosengarten zu Worms, Sigenot, der Wunderer, Herzog Ernst und Laurin schrieb. Was die sprachliche Bearbeitung der Gedichte angeht, die dem so genannten "ostgotischen Kreis" entstammen, kommt der Münnerstädter Schreiber bei Friedrich August Pischon ("Denkmäler der Deutschen Geschichte", 1840) erst mal nicht gut weg: Der Franke bearbeitete die Gedichte "im Ganzen geistlos und roh", schreibt er und: "Sie waren wohl schon durch viele Hände gegangen, bis sie auf ihn kamen".
Sein Verdienst sei es immerhin gewesen, so Pischon weiter, dass er sie abkürzte, so dass man sie nun "auf einem Sitzen" lesen konnte. Wissen muss man dazu, dass diese Heldenepen wohl während der großen Völkerwanderung entstanden sind. Die Sprache war oft vulgär, die Taten waren oft blutrünstig.
In einem englischen Literaturlexikon der Neuzeit steht hingegen, dass die Heldensagen 1472 von Kaspar von der Rhön "zeitgemäß aufbereitet" und dem "Geschmack des Volkes" angepasst wurden. Das Dresdner Heldenbuch zählt heute zu den wichtigsten Sammelhandschriften mit Heldendichtung. Die Handschrift selbst, die elf Texte und zehn ganzseitige Illustrationen aufweist und in der Sächsischen Landesbibliothek aufbewahrt wird, hat 1945 unter einem Wassereinbruch stark gelitten. Zwar wurde der Codex in den Jahren 1997 und 1998 restauriert, ist aber an manchen Stellen nahezu unlesbar. Ein Digital-Faksimile auf CD-ROM soll die Handschrift in Farbabbildungen präsentieren.
Als Ludwig Nüdling dann viel später im Jahr 1927 für die Münnerstädter in nur vier Wochen ein ausgefeiltes Schauspiel zu Papier brachte, baute er auch einen Kaspar von der Rhön ein - wohlwissend, dass ein Mann selbigen Namens aus dem Lauer-städtchen einstmals sozusagen als Schriftgelehrter zu Rang und Namen kam.
Der Sänger mit der Laute
Die "Schutzfrau von Münnerstadt" aber beschreibt eher die Epoche von 1580 bis 1680, sagt Festspielleiter Bruno Eckert im Gespräch mit dieser Zeitung. "Kaspar von der Rhön hat viel früher gelebt." Also baute ihn Nüdling als "Nachfahren" jenes Schriftkundigen aus dem 15. Jahrhundert ein. Auch am Sonntag wird Kaspar von der Rhön also auf dem Anger wieder als fahrender Sänger in buntem Ornat auftreten und die Laute schlagen. Seine Aufgabe: die Frauen und Kinder am Tag der Schlacht um sich sammeln und mit ihnen zu Maria zu beten.
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