"Lob dem Erbauer, Ruhm und immerwährende Ehre": So kann man es in lateinischer Inschrift über dem Hauptportal der Großwenkheimer Kirche lesen. Auf einer Tafel erfährt man weiter, dass die Barockkirche Mariä Himmelfahrt von Abt Bonifatius Geßner 1765 bis 1772 erbaut wurde, also genau vor 250 Jahren. An die Aufnahme Mariens in den Himmel erinnert das Gemälde im Hochaltar, der, wie auch die Kanzel, von Abt Bonifatius Geßner gestiftet wurde. Grund genug, mit einem festlichen Gottesdienst an dieses Ereignis zu erinnern, und zwar am Sonntag, 28. August, um 9.30 Uhr, liest man im Kirchenanzeiger. Monsignore Benno Bundschuh, Pfarrer von Großwenkheim , wird den festlichen Gottesdienst halten.
Erbauer erlebte Weihe nicht mehr
Ganz sicher nicht in der Länge wie vor 250 Jahren, als nach siebenjähriger Bauzeit das Gotteshaus in einer dreistündigen Zeremonie vom Würzburger Weihbischof Daniel von Gebsattel geweiht wurde. Es ersetzte einen Vorgängerbau, der um 1430 entstanden ist und wesentlich kleiner war, wie eine Tafel am Turmeingang zeigt. An den Erbauer, der die Kirchweihe nicht mehr erlebte, erinnert das über dem Chorbogen befindliche Abtswappen, eine Sonne mit dem Zisterzienserwappen. Außerdem hat der Grabfeldmaler Johann Peter Herrlein den Abt auch in der linken Vorderseite des Deckengemäldes im Chorraum verewigt. Bonifatius Geßner, Abt des Zisterzienserklosters Bildhausen, ist auch für die Größe der Kirche verantwortlich, die wohl wesentlich kleiner geplant war. Das ist der Ortschronik von Großwenkheim von Wendelin Volk und Josef Wabra aus dem Jahre 1988 zu entnehmen.
Am 25. September 1765 legte Abt Bonifatius den Grundstein für die Kirche auf der linken Seite neben dem Chorbogen beim Altar. Das in einem Kästchen mit einer Steinplatte verdeckte Dokument, so wird berichtet, hat er eigenhändig mit der Kelle eingespeist. Bereits zwei Jahre später war der Rohbau fertig, dem die Innenausstattung folgte. Mit Johann Peter Herrlein, der 1722 in Münnerstadt geboren wurde und 1789 in Saal an der Saale starb, beauftragte der Abt 1768 einen der bedeutendsten fränkischen Maler mit den beiden Deckengemälden. Das 16 Meter lange und 9,50 Meter breite Deckengemälde im Langhaus, das die Verherrlichung der Dreifaltigkeit darstellt, zählt zu den schönsten und größten Werken des Künstlers aus dem Grabfeld. Von ihm stammen außerdem das Deckengemälde im Chorraum und der linke Seitenaltar.
Den Unterlagen zufolge wurde der Hochaltar 1768 bis 1771 in Königshofen im Grabfeld durch den Stuckateur Michael Krieger aus gegossenen Teilen zusammengesetzt und 1777 von Nikolaus Amersbach vergoldet. Die beiden Statuen neben dem Altarbild stellen auf der linken Seite den heiligen Benedikt von Nursia und rechts den heiligen Bernhard von Clairvaux dar. Das Altarbild wurde 1767 vom Bamberger Maler Marquart Treu geschaffen und zeigt Marias Tod und Himmelfahrt.
Interessant ist auch die Finanzierung des Bauwerks. Schuldheiß Caspar Schmitt erstellte 1770 einen aufschlussreichen, präzisen Kostenbericht. Bei den Ausgaben für den Baumeister, die anderen Handwerker und für Materialien errechnete Schmitt eine Summe von 9665 Gulden und 2,5 Batzen. Dem gegenüber standen Einnahmen von 2136 Gulden und 10 Batzen. Den Fehlbetrag übernahm Abt Bonifatius. Im Jahre 1775 konnte der Gotteshauspfleger die Schulden beim Kloster Bildhausen begleichen.
"Sonnenabt" genannt
Abt Bonifatius, der wegen der Sonne in seinem Wappen auch "Sonnenabt" genannt wurde, wurde am 17. November 1699 als Sohn eines Landwirts in Großwenkheim geboren. Am 13. Mai 1721 trat er in das Noviziat des Zisterzienserklosters Bildhausen ein und legte am 14. Mai 1722 die Ordensgelübde ab und erhielt den Klosternamen Bonifatius. Nach der Priesterweihe feierte Pater Bonifatius seine Primiz am 2. November 1727. Im Kloster Bildhausen war er Lektor der Theologie und Philosophie und wurde mit 39 Jahren Kanzleidirektor. In dieser Position hatte er die Gerichtsbarkeit des Klosters teils selbst zu erledigen, teils ließ er sie durch den Syndikus ausüben. Am 5. Mai 1738 war Bonifatius zusammen mit Abt Engelbert Klöpfel (1731 bis 1754) beim Generalkapitel des Zisterzienserordens in Citeaux (Frankreich), um den Generalabt zu wählen. 1751 lenkte er in seinem Geburtsort Großwenkheim die Wahl eines neuen Schultheiß, Johann Nikolaus Geßner. Das Ansehen des Paters Bonifatius stieg in den Jahren im Kloster Bildhausen, und so wurde er am 28. Mai 1754 von den Konventualen zum Nachfolger des verstorbenen Abtes Engelbert gewählt. In seinem Wappen ist unter anderem eine strahlende Sonne zu sehen.