
Wenn Janosch Dietz sich nach der Arbeit in seine Werkstatt setzt, kann er die Welt um sich herum schon einmal vergessen. Der Veterinärmediziner repariert seit acht Jahren nebenberuflich alte Saxophone und hat sich damit zwischenzeitlich in der Fachwelt einen Namen gemacht. Seine Ein-Mann-Werkstatt hat den Namen "Dr JD Saxophone ". Musiker aus der ganzen Republik, darunter auch viele Profis, bringen mittlerweile ihre Instrumente nach Brünn, damit sie Janosch Dietz überholen kann. Die Reparatur von Saxophonen und sein Beruf als Veterinär sind in einigen Punkt gar nicht so weit entfernt voneinander, hat er festgestellt. Wie ein Haustier liegen die Instrumente ihren Besitzern sehr am Herzen. Und wie vor jeder Therapie in der Medizin, geht auch der Reparatur eine ausführliche Diagnose voraus. Manches Mal muss der Saxophon-Doc allerdings auch die traurige Nachricht überbringen, dass eine Reparatur leider nicht mehr möglich ist.
Janosch Dietz hat seine Werkstatt als Nebenberuf angemeldet. In der Handwerkskammer ist er in der Berufssparte der Holzblasinstrumentenmacher eingetragen. Eine Ausbildung hat er darin nicht. Bei ihm waren es "Learning by doing" und der Wunsch immer besser zu werden, in dem, was er tut. "Ich bin perfektionistisch", sagt Janosch Dietz von sich selbst.
Die Liebe zum Saxophon hat der heute 36-Jährige bereits als Achtjähriger entdeckt, allerdings damals nur zum Musizieren. Die Leidenschaft zum Herrichten alter Instrumente begann erst viele Jahre später, als er sich ein Vintage-Saxophon kaufen wollte. Weil sein Wunschstück schon vergriffen war und der Verkäufer nur noch einen reparaturbedürftigen Ersatz anbieten konnte, entschied er sich, es mit dem Herrichten einmal selbst zu versuchen. Mit einfachsten Werkzeugen und mit Hilfe von Youtube-Videos und Lehrbüchern hat sich Dietz in die Arbeit gestürzt und es auch geschafft. Es war der Beginn einer Leidenschaft . "Ich hab so Feuer gefangen", sagt Janosch Dietz heute rückblickend.
Der erste Erfolg war auch die Grundlage für eine Sammlung von Saxophonen , die er allesamt selbst restauriert hat. Sein ältestes Stück der Sammlung zählt mittlerweile 100 Jahre. Immer wieder hat er aber auch von ihm überholte Saxophone verkauft und andere in seine Sammlung aufgenommen. Heute umfasst sie rund 30 Exemplare.
Geduld und Ruhe
Über die Jahre hinweg hat Janosch Dietz seine Technik verfeinert und seine Werkstatt ausgebaut. Die einfachen Werkzeuge sind heute Spezialwerkzeugen gewichen. Manche muss er aus Südkorea oder den USA beziehen, andere baut er sich selber. Eine kleine Drehmaschine steht auf der Werkbank. Jede Schraube, jedes Ersatzteil hat seinen festen Platz.
Als er mit dem Restaurieren begann, war ihm nicht klar, dass er dafür tatsächlich Talent hat. Er habe allerdings Spaß daran gehabt, etwas mit den Händen zu machen, sagt Dietz. Was ihm beim Aneignen der nötigen Techniken geholfen hat, waren seiner Meinung nach Geduld und Ruhe. "Ich kann mich sehr gut auf etwas fokussieren". Und es war die Tatsache, dass er es einfach können wollte. Dafür nahm er auch den langen Lernprozess in Kauf.
Gute Resonanz
Bis Janosch Dietz es wagte, fremde Instrumente komplett zu überholen, habe es gedauert. Es habe Selbstvertrauen in die eigene Arbeit gebraucht. "Jetzt weiß ich, dass es passt". Ein schlechtes Feedback habe er bei mindestens 400 restaurierten oder reparierten Saxophonen nie erhalten.
Um ein Saxophon einer Generalüberholung zu unterziehen, muss Janosch Dietz das Instrument komplett auseinanderbauen. Viele, viele Stunden vergehen, bis der Saxophon-Doc weiß, dass das Musikgerät wieder optimal bespielbar ist. Dabei hilft dem Brünner seine jahrelange musikalische Erfahrung. Andere Holzblasinstrumente würde er nie reparieren. Denn sie spiele er nicht gut genug, um beurteilen zu können, ob sie wirklich gut klingen.
Das Saxophon zählt übrigens nur wegen eines winzigen Details zu den Holzblasinstrumenten. Es ist ein kleines Rohrblatt am Mundstück, mit dessen Hilfe die Töne erzeugt werden. Ansonsten besteht der Korpus in der Regel aus Messing, seltener auch aus Silber.
Janosch Dietz ist im Laufe der Jahre zu einem richtigen Experten in Sachen Saxophone geworden. Das betrifft die handwerkliche Seite ebenso wie die Instrumentengeschichte. Und er versucht auch, regelmäßig zu üben, bestenfalls täglich eine Stunde, aber zumindest jeden zweiten Tag.
Ein bisschen vergleicht er seine Passion mit der von Oldtimerfans, für die es nichts Schöneres gibt, als an ihren alten Autos zu schrauben. Das Restaurieren fühlt sich für ihn niemals wie Arbeit an. Es sei Leidenschaft oder vielleicht könne man es auch als Berufung bezeichnen, meint er.