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Bad Kissingen
Der Computer der 1980er Jahre: C 64
In den 1980er Jahren entwickelte sich unter Kindern und Jugendlichen eine spezielle Subkultur.
Wegen seines abgerundeten Designs wurde der C 64 etwas spöttisch 'Brotkasten' genannt. Foto: Archiv/Arkadius Guzy       -  Wegen seines abgerundeten Designs wurde der C 64 etwas spöttisch 'Brotkasten' genannt. Foto: Archiv/Arkadius Guzy
| Wegen seines abgerundeten Designs wurde der C 64 etwas spöttisch "Brotkasten" genannt. Foto: Archiv/Arkadius Guzy
Arkadius Guzy
 |  aktualisiert: 18.08.2022 00:10 Uhr

Es gibt eine Kluft zwischen den Generationen. Sie äußert sich bei Gelegenheiten wie zum Beispiel vor knapp zwei Wochen: Die Kreisräte diskutierten über ein E-Sports-Turnier, also einen Wettbewerb für Computerspieler. Viele der Argumente zeigten, dass sie bis heute überhaupt keinen Zugang zu der Thematik haben und eine Entwicklung verpasst haben, die in den 1980er Jahren begonnen hatte. Damals öffnete sich die Kluft.

Die 1980er Jahre waren das Jahrzehnt der sogenannten Heimcomputer . Eine der am weitesten verbreiteten und millionenfach verkauften Plattformen war der C 64 von Commodore. Er prägte viele, deren Kindheit- und Jugendzeit in das Jahrzehnt fiel. Er schuf Mythen und Erfahrungen, die nur diese Generation teilt. Er begründete die Games-Kultur mit, die sich über spätere Generationen bis zu E-Sports-Turnieren weiter entwickelt hat.

Vorwand zum Kauf: Der PC als Lernhilfe

Am Anfang aber war der Satz: "Ich kann ihn zum Lernen nutzen, für die Schule und zum Hausaufgaben machen." Diese Worte begründeten in etlichen Familien den Besitz eines C 64. Diese Worte waren so etwas wie der Initiationsschwur der C-64-Jünger. Lernen, Hausaufgaben machen - sie wussten es natürlich besser: Auf dem C 64 macht das Spielen richtig Spaß.

War der C 64 an den Antenneneingang des Fernsehgeräts gestöpselt und eingeschaltet, begrüßte der blaue Startbildschirm als Portal zur Acht-Bit-Computerwelt. Um in sie einzutreten, musste man die Losung kennen: LOAD"*", 8 - dieser BASIC-Befehl setzte das Laufwerk in Gang, damit es das erste Programm von der 5,25 Zoll großen Diskette in den Arbeitsspeicher las. Oder vielleicht erst LOAD"$", 8 - um zu schauen, was auf der Diskette überhaupt drauf ist. Nach einer Weile, die sich ziehen konnte, war man mit RUN dann drin in der Welt des jeweiligen Spiels. Und das meistens nicht allein.

Von wegen Single-Player Modus

Entgegen den geläufigen Vorurteilen war Computer-Spielen nie die einsame Angelegenheit, für die sie bis heute gehalten wird, obwohl es damals noch kein Internet und keine Online-Games gab. Eine Handvoll Kumpels, Freunde, Bekannter oder Verwandter versammelte sich im Wohnzimmer um die auf dem Couch-Tisch aufgebaute Apparatur. Der Joystick wurde der Reihe nach weiter gereicht. Oder es spielten zwei Spieler gleichzeitig und gegeneinander. Bei Spielen wie Summer Games war das zum Beispiel möglich.

Diese Simulation der Olympischen Spiele hätte schon damals die Bezeichnung E-Sports redlich verdient, denn sie war durchaus motorisch fordernd. Einige der Disziplinen, die Summer Games versammelte, ließen sich nur gewinnen, indem der Joystick möglichst rhythmisch aber schnell hin- und herbewegt wurde. Es war ein Wettkampf zwischen der Belastungsfähigkeit der Kontakte des Eingabegeräts und der des eigenen Handgelenks.

Hatte der C 64 so nie wirklich eine Bedeutung für die Schule gehabt, so hatte die umso mehr Bedeutung in der Subkultur der Computerspieler. Die Schule, der Pausenhof war der Umschlagplatz für Spiele. Auf diesem wurden sie getauscht, auf diesem gingen sie von Hand zu Hand, als Kopie oder Kopie von der Kopie der Kopie.

Das Urheberrecht gab es natürlich schon damals, aber das war abstrakt und ganz weit weg. Zwar kursierten untereinander Geschichten und Gerüchte über Bekannte von Freundesfreunden, die erwischt worden waren, die zur Strafe etwas Gemeinnütziges machen mussten und deren Eltern zahlen mussten. Doch ob die Erzählungen wirklich zutrafen, war fraglich. Sie reichten für einen kurzen Grusel, mehr nicht. Wer unter den Erwachsenen verstanden denn auch wirklich, was da vorging?

Anspruchsvolles Programmieren

Völlig disziplinlos war der C-64-Haufen aber nicht. Einzelne packte der Ehrgeiz. Wie Mönche, die im Mittelalter die Heilige Schrift in ihrer Schreibwerkstatt per Hand mühselig kopierten, tippen sie aus Computerzeitschriften Listings ab. Das waren zumeist mehrere Seiten lange Abdrucke von Programm-Code. Es kostete Konzentration die BASIC-Befehle mit ihren Symbolen akkurat auf der Tastatur abzuschreiben.

Wie frustrierend war am Ende dann oft das Ergebnis, weil das Programm nicht starten wollte. Irgendwo in Zeile so und so gab es einen Fehler in der Syntax. Der ließ sich beim besten Willen nicht finden. Die Faszination brach dennoch nicht ab. Dann blieben die Listings eben einfach liegen. Für einige simple, nur paar Zeilen lange Programmierfingerübungen reichten die BASIC-Kenntnisse irgendwann auch so. Sie verschafften einem das befriedigende Gefühl, die Maschine zu beherrschen und die Welt, die sie mit dem Zauberwort RUN eröffnete, zu kontrollieren - eine Welt, zu der Lehrer, Eltern und andere Erwachsen nie Zugang finden würden - und das war das beste daran.

Der C 64 von Commodore Der C 64 ist 1982 erschienen. Er entwickelte sich in den 80er Jahren zu einem der populärsten, damals sogenannten, Heimcomputer der Acht-Bit-Technikzeit. Legendär war zum Beispiel dessen Sound-Chip. Die Ära des C 64 reichte bis in die Anfänge der 1990er Jahre. Heute erlebt er in der Retro-Szene neue Aufmerksamkeit und Zuneigung, wie wohl der C 64 bei vielen Fans trotz des Aufkommens des PCs nie wirklich Sympathien verloren hatte. Seinen Namen hat der C 64 von den 64 Kilobyte Arbeitsspeicher. Der Arbeitsspeicher moderner PCs ist um das Millionenfache größer.

 
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