Lange bevor man ihn sieht, hört man ihn: den pfeifenden Briefträger Stefan Matthes. Schon in aller Frühe streift er fröhlich durch Kissingens Innenstadt und zieht damit die Aufmerksamkeit auf sich. Auch die von Johannes R. Köhler, der den Musikanten in seinem Gedicht „Der Pfeiferich“ verewigte: „Man hört ihn oft von Weitem schon - an seinem frohgemuten Ton.“
Bei Stefan Matthes sitzt jeder Ton. Das verwundert nicht, denn der 58-jährige Burkardröther ist Dirigent der Bad Kissinger Postkapelle. Und das seit 25 Jahren.
Matthes gehört mit zu den Gründungsmitgliedern, von denen einige noch heute in der Postkapelle spielen. Die Initialzündung kam damals vom Amtsvorsteher des Kissinger Postamtes, Engelbert Trapp. Eine Liste wanderte durch alle Instanzen der Post, wo sich Hobbymusiker mit Namen und Instrument eintragen konnten. Schon bald fanden sich 21 Postler zwischen 17 und 70 Jahren zu ihrer ersten Probe zusammen, Stefan Matthes hatte das Dirigat übernommen. Das war im März 1990. Bereits am 1.Mai folgte der erste öffentliche Auftritt, als die Posträume in Münnerstadt eingeweiht wurden.
Eine wichtige Rolle -wie könnte es anders sein - spielte die Postkutsche im Terminkalender der Musiker. Mit zünftigen Tönen begleiteten sie Anfang und Ende einer Postkutschensaison. Eine Solistenrolle besonderer Art hatte Stefan Matthes übernommen. „Ich bin 25 Jahre als Postillon in der Kutsche mitgefahren.“
Musikerfamilie hält zusammen
Spielte die Postkapelle anfangs nur bei postalischen Veranstaltungen, änderte sich das im Laufe der Jahre. Auftritte in der Kissinger Bavaria Klinik und in der Wandelhalle, im Kursaal Bad Bocklet und seit einigen Jahren beim Rakoczy-Fest, in Kitzingen und Himmelstadt locken immer viele Fans der Postler an. Inzwischen sei es aber ruhiger geworden, meint Matthes. „Wir treten nicht mehr so oft auf wie in den Anfangsjahren.“
Ein wirkliches Problem hatte die Kapelle nur einmal, nämlich 1995, als die Privatisierung der Deutschen Bundespost zur Trennung in drei Sparten (Deutsche Post AG, Deutsche Telekom AG, Deutsche Postbank AG) führte. „Damals standen wir kurz vor der Auflösung“, sagt Stefan Matthes rückblickend. Einige Kollegen waren im Zuge dieser Umstrukturierung versetzt worden. Aber sie meisterten diese Schwierigkeiten, die Musikerfamilie hielt zusammen.
Heute spielen noch 17 in der Kissinger Postkapelle mit. Der Zusammenhalt mit anderen Kapellen sei groß, freut sich Matthes. Mal helfen die Postler aus, mal spielen „Musikergäste“ in den Reihen der Postkapelle. Organisation und Moderation sind die Aufgaben von Stefan Matthes. Ihm stehen Kassenwart und zwei Helferinnen zur Seite. Denn der Auftritt allein ist es nicht, der Zeit beansprucht. Noten beschaffen, Programm zusammenstellen, Einladungen verschicken und vieles mehr. „Wir verdienen nichts mit unseren Auftritten“, so Matthes. „Aber wir haben viel Spaß.“ Auch bei den Proben, die immer montags im Schulungsraum des Postamtes stattfinden. Seit 2011 tritt die Postkapelle „standesgemäß“ in gelb-schwarzer Uniform auf. Vor 25 Jahren musizierten sie in ihrer Dienstkleidung, dann kamen blaue Uniformen.
Konzerte zum Geburtstag
Im Jubiläumsjahr gibt die Postkapelle Bad Kissingen noch mal richtig Gas. Allein im April absolviert sie vier Auftritte:
19.April Konzert in der Wandelhalle Bad Kissingen um 15.30 Uhr;
20.April Konzert im Kursaal Bad Bocklet um 19.30 Uhr;
25.April Postkutschensaisoneröffnung am Regentenbau um 13.30 Uhr;
26.April Benefizkonzert in Oberthulba mit den Bergmusikanten, 18 Uhr;
13.Juni Jubiläumskonzert in der Wandelhalle Bad Kissingen um 19.30 Uhr.
