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OBERELSBACH
Den Strohmännern ein Gesicht geben
Einer der letzten seiner Zunft: Franz Weigand aus Oberelsbach schnitzt die traditionellen Masken seines Heimatdorfes.
Foto: Pfeuffer | Einer der letzten seiner Zunft: Franz Weigand aus Oberelsbach schnitzt die traditionellen Masken seines Heimatdorfes.
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 |  aktualisiert: 15.12.2020 14:45 Uhr

Nicht nur die Tradition des Tragens von Faschingsmasken droht in Oberelsbach zu verschwinden, auch die Zahl derer, die noch solche Masken schnitzen können, geht immer mehr zurück. Mit Franz Weigand gibt es aber noch einen Maskenschnitzer in Oberelsbach.

Für ihn ist das Maskenschnitzen nicht nur Tradition, es macht ihm auch richtig Spaß. In seinem Atelier in der Vorstadt stellt der Steinmetz- und Bildhauermeister traditionelle Oberelsbacher Masken mit ihren filigran geschnitzten Gesichtern aus Lindenholz her. Damit daraus original Oberelsbacher Faschingsmasken werden, müssen sie noch bemalt und die Kappe aus Sackleinen und die Haare aus Hanf oder Flachs noch angenäht werden. Weigand ist einer der letzten, die die Tradition des Maskenschnitzens in der Rhön noch aufrechterhalten.

Allerdings ist die Nachfrage gering. Masken sind zwar ein uralter Rhöner Faschingsbrauch, nur verkaufen lassen sie sich heute kaum. Das Hauptgeschäft von Franz Weigand sind Steinmetz- und Bildhauerarbeiten. Dass er noch Masken herstellt, hat also mehr mit Tradition zu tun. Und Tradition ist dem 47-Jährigen wichtig, schließlich sind die Weigands seit fünf Generationen als Steinmetz- und Bildhauer im Ort tätig.

Sein Vater Gerhard, der zwischen den 70er und 90er Jahren noch 15 bis 20 Masken im Jahr verkaufte, als die eingeschlafenen Rhöner Faschingsbräuche wieder auflebten, schnitzte für den jungen Franz in eben diesen 70er Jahren eine Maske, die dem Sohn heute noch als Vorlage dient.

Den Preis, den er dafür verlangen müsste, zahlt ihm niemand, ist er sich sicher. Aber er ist der Überzeugung, dass die Tradition nicht ganz in Vergessenheit geraten darf. So dürfe man das Maskenschnitzen nicht betriebswirtschaftlich betrachten.

Mit 16 Jahren hat er seine erste Maske geschnitzt. Inzwischen hat er die Schnitztechnik natürlich wesentlich verfeinert. „Die Maske muss leicht sein und passen, schließlich hat man sie stundenlang auf“, betont Weigand. Entsprechend dünnwandig wird sie aus Lindenholz hergestellt, die Fäden für die Befestigung der Kappe werden in einer Rille versenkt.

Weigand schnitzt bis auf ganz wenige Ausnahmen typisch Oberelsbacher Strohmann-Masken. Mit dem großen, meist gezwirbelten Schnurrbart, Kinnbart, roten Backen und gewöhnlicher Nase sehen sie fast edel und nicht bedrohlich oder furchterregend aus wie die Fratzen der alemannischen Faschingstradition. Getragen werden sie in Oberelsbach traditionell mit einem übergroßen mit Stroh ausgestopften Arbeitsanzug oder von den selteneren Spieämännern. Dabei ist jede Maske unterschiedlich. Bärte, Augenbrauen und Haare werden individuell geschnitzt.

Wer die Arbeiten von Franz Weigand kennenlernen will, hat dazu beim historischen Hof- und Straßenfest am Pfingstsamstag und -sonntag, 26. und 27. Mai, Gelegenheit dazu. Im Rahmen des Jubiläumsfestes stellt Weigand unter anderem auch seine Masken aus.

 
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