"Unterschätzt!" - etwas enttäuscht ist Antonia Höffner von ihrem Ergebnis beim sogenannten "Kleinbankspringen". "Nur 30 Sprünge, das ist keine gute Note", so die 22-jährige Hammelburgerin, die freiwillig am Sporttest der Bayerischen Polizei in Bad Kissingen teilnahm und hoffte: "Es kann nur besser werden." Für Antonia Höffner und weitere 70 Interessierte war es eine gute Möglichkeit, ihre Fitness und ihre Chancen beim Einstellungstest zur Bayerischen Polizei einzuschätzen.
Physische Anforderungen aufzeigen
Der Hans-Weiß-Sportpark in Bad Kissingen und etliche Zaungäste waren die passende Kulisse für den Sporttest, dem sich Bewerber für eine Ausbildung bei der Bayerischen Polizei stellen müssen. Für den Ersten Polizeihauptkommissar (EPHK) Thomas Baumeister, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Bad Kissingen und damit Herr über 78 Bedienstete, war es eine gute Möglichkeit, den zukünftigen Bewerbern die physischen Anforderungen aufzuzeigen. "Die meisten Bewerber sind zwar sportlich, aber ohne gezielte Vorbereitung wird so manche Übung zum Hindernis." Polizeihauptmeisterin (PHM) Bianca Rittelmeier, eine von vier Einstellungsberaterinnen und -beratern für den unterfränkischen Bereich, berichtete von knapp 70 Anmeldungen aus dem ganzen Landkreis und war kompetente Ansprechpartnerin am Informationsstand.
Polizei steht mit Rat und Tat zur Seite
Darüber hinaus standen knapp 20 Polizeikräfte parat, die nicht nur die Ergebnisse der insgesamt vier Übungseinheiten notierten, sondern sich auch um Motivation und Verpflegung des zukünftigen Polizeinachwuchses kümmerten. Darunter war auch der Ochsenfurter Patrick Karl, der in der Abteilung "Spitzensport" der Bayerischen Polizei trainiert, im 3000-Meter-Hindernislauf zur deutschen Spitze gehört, pro Woche 100 Trainings-Kilometer absolviert und somit dem Nachwuchs nicht nur einige Tipps für die Übungen geben konnte. Sondern er bereitete den Nachwuchs mit einem kurzen Aufwärmtraining auch auf die Übungen vor. Kraft, Kondition und Koordination - das erwartet man von den zukünftigen Polizeikräften, und das sind die Grundlagen für der Einstellungsübungen. Neben dem Springen über die Kleinbank gibt es noch das Bankdrücken, den Pendellauf und den sogenannten "Cooper-Test".
Jana Miller ist erst 15 Jahre, kommt aus Bad Neustadt und hat als Berufswunsch Polizistin. Sie hat schon Schnuppertage und Praktikum bei der Bayerischen Polizei hinter sich, und eigentlich dürfte der sportliche Einstellungstest kein Problem sein. "Sie ist sportlich sehr aktiv", meint ihre Mutter. Dies beweist sie mit 40 Sprüngen über die Kleinbank und 18 Wiederholungen beim Bankdrücken. Die Langhantel wiegt 45 Prozent ihres Körpergewichts, ab 19 Wiederholungen hätte sie die Note Eins erzielt. Für männliche Bewerber ist die Vorgabe 60 Prozent ihres Körpergewichts.
"Das ist die Note Eins"
Sehr zufrieden mit seinem Ergebnis beim Pendellauf ist Anton Hesselbach aus Hambach. In 24,78 Sekunden lief er viermal zwischen zwei Kleinbänken hin und her, bückte sich jeweils, um ein Seil aufzuheben. Mit Blick auf seine "Motivationsübersicht", wo alle Ergebnisse notiert werden, zeigt er sich sehr zufrieden: "Das ist die Note Eins", meinte er etwas kurzatmig nach der anstrengenden Übung. Bei abschließenden Cooper-Test war nochmal die Ausdauer gefordert: In zwölf Minuten sollte man eine möglichst lange Strecke laufen. "Nicht zu schnell angehen", war der Tipp von EPHK Baumeister, der sich als begeisterter Jogger auch auf die Strecke machte. Gemessen wurden die gelaufenen 100 Meter, und anhand einer Skala konnten die Teilnehmer selbst einschätzen, ob sie den Einstellungstest mit souverän oder eher knapp bestanden hätten - oder ob noch Nachbesserungsbedarf besteht. Hierfür hätte man noch Zeit, denn die Bewerbungsfristen sind der 31. Oktober bzw. 30. April des Vorjahres. Und nach erfolgreicher Bewerbung geht es zur zweitägigen Einstellungsprüfung, die in München oder Nürnberg stattfindet. Abschließend stand dann nochmals eine Herausforderung auf dem
Bewerbung/Ausbildung bei der Bayrischen Polizei
Gesund soll man sein, mindestens 1,65 Meter groß, zwischen 17 und 30 Jahre alt und sportlich - das sind einige der Voraussetzungen, um sich bei der Bayerischen Polizei zu bewerben. Tätowierungen sind kein Hinderungsgrund, wenn sie nicht sichtbar sind bzw. keine unzulässigen Inhalte zeigen. Wenn man also diese Hürden geschafft hat, dann steht ein zweitägiger Einstellungstest an, bei dem die Eignung mit Sportprüfung, ärztlicher Untersuchung, Bewerbungsgespräch, Gruppendiskussion und einer schriftlichen Prüfung getestet wird. Bei entsprechender Eignung kommt es dann zur Einstellung im September oder März. Ausgebildet wird an verschiedenen Standorten in Bayern - "heimatnah" wie die Broschüren versprechen. Der erste Abschnitt der Ausbildung dauert zwei Jahre, woran sich ein dreimonatiges Praktikum sowie intensivere Übungseinheiten anschließen. Im letzten Halbjahr der dreijährigen Ausbildungszeit werden die Anwärter mit komplexen Einsatzlagen konfrontiert und im Umgang mit Stresssituation geschult. Den Abschluss bildet eine Qualifikationsprüfung. Danach geht es für 24 Monate bei der Bereitschaftspolizei weiter, bevor man sich für die weiteren Möglichkeiten bis zum Aufstieg in die 3. Qualifikationsebene durch ein Studium zum Polizeikommissar/in bzw. Diplom-Verwaltungswirt/in (FH) bzw. für den Einsatz in besonderen Einheiten.