Schnell und unbürokratisch sprachen sich am Sonntag alle Mitglieder des Stadtrates für eine Demonstration gegen den Krieg in der Ukraine aus. "Für mich war klar, dass die Stadt als Veranstalter auftreten wird", erklärte Bürgermeister Jochen Vogel ( CSU ) am Abend der Veranstaltung.
Rund 250 Menschen folgten den fraktionsübergreifenden Aufrufen aus dem Stadtrat. Darunter auch kommunalpolitische Vertreter aus den Rhönallianz-Gemeinden. Aus der kirchlichen Gemeinde luden Pfarrer Gerd Kirchner und Pfarrer Armin Haas gemeinschaftlich zu Gebeten und Gesang ein. "In dieser Stunde beten wir für den Zusammenhalt der Menschen", eröffnete Haas seinen Wunsch.
Zu Tränen gerührt
In einer emotionalen Rede verurteilte Bürgermeister Vogel die Aggression von Russlands Präsident Wladimir Putin gegenüber der Ukraine. "Das ist ein Angriff auf Europa und den Frieden ", sagte er. Wichtig sei aber, dass kein Groll gegenüber russischen Mitbürgern entstehe. "Die Menschen können nichts dafür", erklärte er. Einzige Schuld trage der Präsident.
Lobende Worte äußerte Vogel gegenüber der großen Hilfsbereitschaft der Menschen aus der Region. Kurz skizzierte er, wie rund 30 Helfer am vergangenen Wochenende befüllte Kleintransportern an die Grenze schickten, Essen und Trinken sowie Kleidung und Decken verteilten. Mit 21 ukrainischen Flüchtlingen kamen die Fahrer zurück. "Das ist ein Akt der Nächstenliebe", sagt der Bürgermeister zu Tränen gerührt.
Traumatische Erlebnisse
Auch Brigitte Meyerdierks ( CSU ), stellvertretende Landrätin, schloss sich - ohne viele Worte - den Ausführungen des Bürgermeisters an. Die beiden Organisatoren der Fahrten an die polnische Grenze, Uwe Schindler und Christian Bieler, berichteten von ihren Erlebnissen und der überwältigenden Welle der Hilfsbereitschaft aus der Region.
"Das werden wir in unserem Leben nie vergessen", sagte Bieler, der Kinder und Frauen an der Grenze in traumatischen Zuständen erlebt hat. Weitere Hilfeleistungen und Fahrten in die Grenzregion von Polen zur Ukraine sind bereits in Planung (wir berichteten).
Der Organisator der Friedensdemo, Dirk Stumpe (PWG), stimmte sich noch in der Nacht auf Montag mit dem Bürgermeister ab. Er entwarf Flyer und erstellte für die Stadträtinnen und Stadträten Westen mit einem Friedensaufdruck. "Der Krieg vor der Haustüre trifft mich sehr", sagte er. Auch Stumpe wird am kommenden Wochenende mit einem Konvoi in die Grenzregion fahren. Weitere Friedensaktionen in der Stadt schließen weder Bürgermeister noch Stadträte und Stadträtinnen aus.
Das sagen die Teilnehmer
Hannelore Krack
Die Seniorin fühlt sich in der aktuellen Situation an ihre Kindheit und die Flucht aus Schlesien erinnert. "Das macht mir sehr Angst", erklärt sie. Mit ihrer Teilnahme an der Demonstration möchte sie Flagge gegen den Krieg zeigen .
Adele Trompeter
Die Drittklässlerin ist mit ihrer Familie zur Friedensdemonstration erschienen. In der Hand hält sie ein ausgemaltes Bild, das eine Friedenstaube und das Peace-Zeichen zeigt. In der Schule sprechen die Kinder viel über die Situation in der Ukraine.
Florian Wildenauer
Der Stadtrat ( SPD ) fühlt sich durch den Krieg in Europa schwer mitgenommen. "Wenig Schlaf und viel Motivation", beschreibt Wildenauer seinen aktuellen Zustand. Er lobt die Zusammenarbeit mit der Stadt und den Helfern.
Thomas Weißenfeld
Kurzfristig entschloss sich der Rentner dazu, am vergangenen Wochenende mit an die ukrainische Grenze zu fahren. "Wir haben den Flüchtlingen versucht zu erklären, dass wir Familienväter sind und sie in Sicherheit bringen können", berichtet er über die dramatische Fahrt.