Eine Zitrone bildet die Einzigartigkeit des Menschen ab! So konnte man in einen Workshop einsteigen, vor allem wenn dieser die Teilnehmenden in die „Philosophie als Grundhaltung fürs Zusammenleben“, samt der begleitenden Kommunikation untereinander mitnimmt.
Ein Stuhlkreis, während der Debatte liegen die meisten gelblichen Früchte auf dem Boden, eine Teilnehmerin spielt damit und beteiligt sich rege am Gespräch über Werte in der Schule im Allgemeinen oder im Besonderen bei Migration und Inklusion.
Der Kurs ist ein Bespiel dafür, wie intensiv im Münnerstädter Berufsbildungszentrum (BBZ) einen ganzen Nachmittag lang in sieben Workshops Antworten zum Thema „ Demokratie gestalten – heute. Für morgen“ gesucht wurden.
Das Demokratieverständnis in Deutschland
Als Veranstalter präsentierte sich das „Bildungsbüro des Landkreises Bad Kissingen“ und Natalie Bachmann, die Pressesprecherin des Landratsamts, übernahm die Moderation der Veranstaltung.
Sie stellte eine aktuelle Erhebung, die alle zwei Jahre das Demokratieverständnis in Deutschland repräsentativ misst, dem Plenum vor: 90 Prozent der Bevölkerung finden Demokratie eine gute Staatsform, aber nur 42 Prozent meinen, dass diese in Deutschland auch gut gelebt wird. Und diese Aussagen sind spürbar. Die politische und verbale Radikalität nimmt zu, allgemeine Ängste bestimmen den Diskurs.
100 Menschen bei der fünften Bildungskonferenz
Landrat Thomas Bold ( CSU ) fand in seinem Grußwort „als Hausherr im BBZ“ vergleichende Argumente zum Demokratieverständnis auf dem Land und zwischen Großstadträumen und Provinz. „Deutschland ist nicht Berlin und München, Deutschland ist auch dazwischen“, stellte er ein gehörtes Zitat zu seinen Ansichten.
Er bezog sich weiter auf die vielfältigen Themen zum Demokratieverständnis, die schon lange am BBZ mit seinen sechs Schulzweigen „bespielt“ werden. Besonders freute er sich über die Teilnahme von ca. 100 Menschen bei der fünften Bildungskonferenz des LRA aus sozialen und schulischen Berufen und Verbänden, wie auch aus der Kommunalpolitik.
Thomas Bold nannte die sozialen Strukturen, wie sie lange Zeit in den Dörfern prägend waren, beispielgebend für die demokratische Kindererziehung, „die pro Kind ein ganzes Dorf brauchte, bei mir jedenfalls“.
Demokratische Prozesse sind mühsam
Münnerstadts Bürgermeister Michael Kastl ( CSU ) bezog sich in seinem Grußwort u.a. „auf die Kommunalpolitiker – insbesondere die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister – als Speerspitzen der Demokratie !“
Die Erfahrungen in Bürgerversammlungen oder Stammtischen zeigen, wie mühsam demokratische Prozesse sein können. Es werden einfache Lösungen verlangt in Unternehmungen, die sich höchst komplex darstellen. „Wir“, meinte der Bürgermeister, „müssen hinausgehen und die Arbeit machen. Wir müssen zeigen, dass die Demokratie die für uns beste Staatsform ist.“
Der Schulleiter des BBZ, Georg Gißler, freute sich im „Kompetenzzentrum für soziale Berufe“, wo sich derzeit 604 Schülerinnen und Schüler auf ihren Beruf vorbereiten. Das Thema „ Demokratie gestalten“ erfährt während der Ausbildung einen hohen Stellenwert, was sich auch in der Teilnahme an der Bildungskonferenz zeigt.
Die „Volksverpetzer“ gegen Fake News
Und diese Staatsform „ Demokratie “ wird angegriffen – und zwar von innen heraus. Die „Volksverpetzer“ sind dort tätig, wo die Angriffe besonders häufig und wirkungsvoll sind, im Internet auf den sozialen Medien.
Die Verpetzer sind ein „Anti-Fake-News-Blog“, der es sich zur Aufgabe gemacht hat „Volksverhetzer“, also solche, die u.a. durch emotionale Ängste ein Zerrbild der Wirklichkeit erreichen wollen, durch Fakten zu entlarven.
Die Kurzform heißt „Fake-News“ (gefälschte Nachrichten), die es schon immer gibt, jedoch gerade durch die Social-Media-Plattformen eine Wirklichkeit suggerieren, die es in Teilbereichen gibt, deren Schlussfolgerungen aber glatte Lügen sind.
Keine Demokratie ohne Fakten
Wie Desinformationen entstehen, wie man sie erkennt und auch bekämpfen kann, legen Saskia Pfalz und Frederik Mallon vom Team der „Volksverpetzer“ in einem Impuls-Vortrag dar. „Wir versuchen mehr als nur trockene Faktenchecks zu liefern, sondern eher auch mal emotional, mal satirisch, mal sachlich die Narrative und Behauptungen von Extremistinnen und Extremisten, von Verschwörungsideologen und -Ideologinnen zu entlarven und zu zeigen, wie man deine Meinung mit Lügen manipulieren will“.
Das Thema “Keine Demokratie ohne Fakten“ ist ebenso komplex wie die Demokratie sich selbst erklärt, doch wer sich auf die Darstellung des Inhalts im Vortrag und später im gleichnamigen Workshop einlässt, konnte sich in einem Thriller wiederfinden, einer Psychogeschichte, die am Ende wissen will: „Wie gehe ich mit der Erkenntnis Wahrheit -den Fakten- um?“
Der Workshop zum Thema hatte den meisten Zulauf, was wohl auch die Betroffenheit am besten abbildet. Weitere Themen waren die „starke Gemeinschaften für eine lebendige Demokratie “, „Wie wollen wir leben?“, „Brauchen Werte einen Schulversuch?“, " Demokratie und inklusive Bildung gestalten- Impulse für die Praxis“ und "MehrWERT Demokratie- Erneuerbare Energien im Fokus“.