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Bad Brückenau
Dekadenz und Verdorbenheit lustvoll zur Schau gestellt
Mit "Beggars Opera" gastiert der Kulturpreisträger des Bezirks Unterfranken in Bad Brückenau. Thomas Glasmeyer spielt nicht nur mit Puppen, sondern kreiert Requisiten und Puppencharaktere mit viel Liebe zum Detail.
Thomas Glasmeyer ist mit seinem Puppentheater mit dem Stück 'Beggars Opera' am Samstag, 3. September, zu Gast beim Kunsthaus Bad Brückenau. Foto: Martin Menner       -  Thomas Glasmeyer ist mit seinem Puppentheater mit dem Stück 'Beggars Opera' am Samstag, 3. September, zu Gast beim Kunsthaus Bad Brückenau. Foto: Martin Menner
| Thomas Glasmeyer ist mit seinem Puppentheater mit dem Stück "Beggars Opera" am Samstag, 3. September, zu Gast beim Kunsthaus Bad Brückenau. Foto: Martin Menner
Redaktion
 |  aktualisiert: 17.10.2022 03:40 Uhr

Thomas Glasmeyer, frischgebackener Kulturpreisträger des Bezirks Unterfranken , ist am Samstag, 3. September, mit "Beggars Opera " zu Gast beim Kunsthaus Bad Brückenau in der städtischen Georgi-Kurhalle.

Als John Gay 1728 seine "Beggars Opera " auf die Bühne brachte, "rockte" er sozusagen die Theaterszene. Mit der Gesellschaftssatire stellte er nicht nur weite Teile der sogenannten besseren Gesellschaft bloß, er brach auch mit der Theatertradition, die sich zu jener Zeit weitgehend am italienischen Musiktheater orientierte. Zuschauermassen aus allen Ständen genossen die lustvolle Zurschaustellung der Dekadenz und Verdorbenheit der "Upper class" und der Politik. Die Figur des Mr. Peachum ( "Wo wären wir, wenn wir unsere Ärmsten nicht arm halten würden?") karikierte den damaligen britischen Premier, so dass das Stück die um das Ansehen von Hof und Regierung besorgten Zensoren alarmierte und eine geplante Fortsetzung verboten wurde.

Ähnlichkeiten - rein zufällig - beabsichtigt

Mit "runderneuertem" Text nimmt Thomas Glasmeyer mit Richard Mayr (Musik) unter Regie von Martin Menner die Befindlichkeiten der - nicht notwendig damaligen - Gesellschaft aufs Korn. Etwaige Ähnlichkeiten mit aktuellen Gegebenheiten wären - rein zufällig - beabsichtigt.

Thomas Glasmeyer, geboren in Bochum, hat zunächst in Würzburg Jura studiert. "Doch ich scheiterte", bekennt er. "Das schematische Denken war gar nicht mein Ding." Und fortan tat er das, was ihn schon als kleinen Bub fasziniert hatte: Er machte Puppentheater. Dabei meint "machen" nicht nur das Spielen mit Puppen , sondern auch das Bauen der Puppen aus Holz, Pappmaschee und Stoff. Seit 1990 ist er als freischaffender Puppenspieler tätig, gibt Vhs-Kurse und Workshops für Kinder und Erwachsene. Vor 30 Jahren baute er sukzessive sein "piccolo teatro espresso" auf, mit dem er ständig auf Achse ist. Auf der Bühne steht er mit einer Unmenge an Requisiten und Puppencharakteren, die er allesamt mit viel Liebe zum Detail selbst kreiert.

Dialekt- und Akzentwechsel

Beim Spielen beherrscht er jeglichen Dialekt- und Akzentwechsel. Hat man ihn einmal beobachtet beim Auf-und Abbau seiner Requisiten, weiß man, was auch um das bloße Spiel herum noch alles geleistet wird. Über 1000 Puppen hat er in seinem Leben geschaffen, die er über die verschiedensten Bühnen Deutschlands bewegt. "Und ich habe noch Tausend Ideen im Kopf, die ich mit meinen Puppen gern realisieren möchte - bevor ich erwachsen werde. Das Skurrile, das sich so oft in banalen Alltagsszenen findet, reizt mich dabei besonders."

Die Coronapandemie hat lang vorbereitete Premieren rund um sein 30. Bühnenjubiläum platzen lassen und riss Löcher in die Kasse. "Aber die Hoffnung bleibt, dass sich das Publikum nicht von der Kultur entwöhnt, sich nicht mit Streaming-Angeboten zufriedengibt, sondern Live-Auftritte weiter schätzt und fordert. Denn ein Live-Erlebnis ist durch nichts zu ersetzen."

Sehr selten verliehene Auszeichnung

Ausgezeichnet wurde er vor kurzem mit dem Kulturpreis des Bezirks Unterfranken . Nur alle zwei bis fünf Jahre erhält ein Künstler diese Auszeichnung. "Dieser Preis ist eine sehr selten verliehene, eine herausragende Auszeichnung", unterstrich Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel bei der Verleihung. Und er betonte die Bedeutung der Kleinkunst: "Wir lieben das facettenreiche Spiel mit leisen Zwischentönen, bewundern spektakuläre Auftritte auf kleinen Bühnen, bestaunen die große Kunst, der ein überschaubarer Rahmen genügt." Mit seiner Vielseitigkeit, seinem umfangreichen und noch ständig sich erweiternden Repertoire, aber auch mit seinem Teamgeist, den er in der Kulturszene Unterfrankens verkörpere, habe Glasmeyer die Auszeichnung mehr als verdient. Dass seine Wahlheimat Unterfranken ihn nun mit einem Kulturpreis auszeichnete, ist für den Künstler eine ganz besondere Ehre. Und für seine große hiesige Fangemeinde ist es eine Ehre, dass "der Preisgekrönte" nun schon zum neunten Mal beim Kunsthaus Bad Brückenau gastiert.

"Beggars Opera " wird am Samstag, 3. September, 19.30 Uhr, in der Georgi-Halle aufgeführt. Um Online-Anmeldung wird vorab unter hansdietrichunger@icloud.com gebeten. Eventuelle Restkarten gibt es an der Abendkasse.Karin Ott

 
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