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Bad Kissingen
Dehoga-Kreisverband stellt Forderungen an neue Regierung
80 Gäste versammelten sich auf dem Neujahrsempfang des Dehoga-Kreisverbands in Bad Kissingen. Forderungen an die Politik standen dabei im Mittelpunkt der Gespräche.
Etwa 80 Gäste aus Wirtschaft, Verbänden und Politik kamen zum traditionellen Neujahrsempfang des Dehoga-Kreisverbands.       -  Etwa 80 Gäste aus Wirtschaft, Verbänden und Politik kamen zum traditionellen Neujahrsempfang des Dehoga-Kreisverbands.
Foto: Sigismund von Dobschütz | Etwa 80 Gäste aus Wirtschaft, Verbänden und Politik kamen zum traditionellen Neujahrsempfang des Dehoga-Kreisverbands.
Sigismund von Dobschütz
 |  aktualisiert: 09.01.2025 17:00 Uhr

Der Neujahrsempfang des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) gilt im Landkreisals Pflichttermin für die Spitzen aus Wirtschaft, Verbänden und Regionalpolitik. Etwa 80 Gäste konnte die im November neu gewählte Kreisvorsitzende Sandra Kaiser, Inhaberin des Kaiser's Weinland Hotel in Hammelburg, bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt begrüßen. Die Festrede überließ sie allerdings noch einmal ihrem seit über vier Jahrzehnten routinierten Amtsvorgänger und jetzigen 2. Vorsitzenden Heinz Stempfle.

Gestiegene Lohnkosten und Mindestlohn

In kurzem Rückblick beschrieb Stempfle die Situation des Gastgewerbes in Deutschland sarkastisch als „gut, aber nicht hoffnungslos“. Die Branche habe trotz mancher Widrigkeiten mit 1,1 Millionen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten einen Rekordwert erreicht. Doch neben tariflich gestiegenen Lohnkosten haben die Anhebung des Mindestlohns, der nach der Corona-Pandemie wieder auf 19 Prozent angehobene Mehrwertsteuersatz, die im europäischen Vergleich überteuerten Energiepreise, der seit Jahren beklagte Arbeitskräftemangel und die übertriebene Dokumentationspflicht viele Gastronomen zur Betriebsaufgabe oder zur investiven Zurückhaltung veranlasst.

Forderung: Senkung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent

Auch häufige Pächterwechsel oder zunehmende Reduzierung von Öffnungszeiten waren eine Folge, ergänzte Stempfle, und schädigen das Image eines Standorts. Mit Blick auf die Bundestagswahl am 23. Februar zählte Stempfle die Verbandsforderungen für die Gastronomie und Hotellerie auf.

Hierzu gehören die dauerhafte Senkung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent und die Absenkung der Energiesteuer und der Energiepreise auf ein in der Europäischen Union vergleichbares Maß.

Bad Bocklets Bürgermeister Andreas Sandwall (CSU, rechts) im Gespräch mit den Hoteliers Carolin und Gregor Kunzmann (Kunzmann's Hotel, Bad Bocklet)       -  Bad Bocklets Bürgermeister Andreas Sandwall (CSU, rechts) im Gespräch mit den Hoteliers Carolin und Gregor Kunzmann (Kunzmann's Hotel, Bad Bocklet)
Foto: Sigismund von Dobschütz | Bad Bocklets Bürgermeister Andreas Sandwall (CSU, rechts) im Gespräch mit den Hoteliers Carolin und Gregor Kunzmann (Kunzmann's Hotel, Bad Bocklet)

Schnellere Anerkennung arbeitswilliger Ausländer

Auch im Interesse der Gastro-Beschäftigten fordert der Dehoga statt der Höchstarbeitszeit pro Tag eine flexibler einzuteilende wöchentliche Höchstarbeitszeit, lohnende Verbesserungen bei gerade in der Gastronomie verbreiteten Hinzuverdienstmöglichkeiten und die beschleunigte Anerkennung arbeitswilliger Ausländer aus Drittländern mit Arbeitsvertrag.

Bezahlbarer Wohnraum ist ein Thema

Kleineren Betrieben mit weniger als 50 Angestellten sollte seitens der neuen Regierung die zeitraubende Bürokratie erlassen werden. Doch die Hoffnung auf eine bessere Politik ist nach Stempfles Meinung nicht die alleinige Lösung aller Probleme: „Auch wir im Landkreis müssen gemeinsam und jeder für sich in seinem Verantwortungsbereich zur Verbesserung beitragen.“ So erwartet der Dehoga-Kreisverband von den Bürgermeistern der Landkreis-Kommunen, jeweils vor Ort für bezahlbaren Wohnraum zu sorgen. Anderenfalls sei es nicht möglich, dringend benötigte Arbeitskräfte oder Auszubildende für die heimische Hotellerie und Gastronomie zu gewinnen. Schließlich könne es sich nicht jedes Hotel leisten, eigene Wohnungen für Mitarbeiter zu bauen oder zu subventionieren.

Neues Hotel in Bad Kissingen wird positiv gesehen

Den Bau des Hotels Sonnenhof am Bad Kissinger Kurgarten begrüßt der Dehoga-Kreisvorstand ausdrücklich, da dieses Vier-Sterne-Hotel nicht nur für die Stadt und ihr Umland imagefördernd sein wird, sondern auch die Chance bieten kann, statt das vorhandene Gästeaufkommen nur umzuverteilen, durch gezieltes Marketing zusätzliche Gäste-Zielgruppen zu gewinnen.

Landrat unterstützt Hotel- und Gastgewerbe

In seiner Funktion als Vorsitzender des Tourismusverbands Franken betonte Landrat Thomas Bold ( CSU ), dass er die Dehoga-Forderungen unterstütze. So habe er sich schon seit Jahren immer wieder für die verminderte Mehrwertsteuer eingesetzt. „Die Gastronomie braucht bessere Rahmenbedingungen.“ Zur Bekämpfung des Arbeitskräftemangels „tun wir, was wir tun können“, so Bold. Doch trotz aller misslichen Umstände kann der Landkreis, „in dem die Gastlichkeit im Mittelpunkt steht“, hoffnungsfroh ins neue Jahr gehen, gab sich Bold zuversichtlich: Die Übernachtungszahlen erreichen nach der Pandemie wieder Rekordwerte.

Bold weiter:  „Wir müssen optimistisch und auch bereit sein, Risiken einzugehen.“ Ähnlich formulierte es Bad Kissingens Oberbürgermeister Dirk Vogel ( SPD ) in seinem Grußwort. Es sei wenig sinnvoll, in das bundespolitische Klagelied einzustimmen. Die Schuld nur bei anderen zu suchen, sei „die kurzfristig einfachste, aber langfristig schlechteste Lösung für unsere Stadt und Region“. Stattdessen sollte man eigene Chancen erarbeiten und anpacken, wie es die Stadt Bad Kissingen im vergangenen Jahr vorgemacht habe.

Gestiegene Übernachtungszahlen

Als Beispiele nannte der Oberbürgermeister die gemeinsam mit den Hescuro-Klinken und dem Therapiezentrum Blaßdörfer vollzogene Gründung der Schule für Physiotherapie, das vielschichtig erweiterte Kulturprogramm und den Bau des Hotels Sonnenhof. Auch die Steigerung der Übernachtungszahlen auf 1,54 Millionen sei ein sehr guter Wert – vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass einige Reha-Kliniken in Bad Kissingen Betten abgebaut haben.

Aus dem Geleisteten folgerte Vogel: „Stolz, Optimismus und Rückenwind sollten wir schon spüren.“ Neue Angebote wird es auch 2025 geben, versprach der Oberbürgermeister und bat Hotellerie und Gastronomie, „dass wir unser Produkt Bad Kissingen in den jeweiligen Verantwortlichkeiten gemeinsam fortentwickeln“. 

 
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