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Münnerstadt
Daumen hoch für die Hilfe
Der Grundlehrgang Psychosoziale Notfallversorgung in Münnerstadt kommt bei den Teilnehmern gut an. Er ist ein wichtiger Baustein in diesem Aufgabenbereich
Daumen hoch für zwei hervorragende Kursleiterinnen. Da waren sich die die Teilnehmer aus den Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld am Kursende im Rot Kreuz Haus in Münnerstadt einig. Dank galt deshalb Tina Windberg (rechts) und Andrea Friedrich-Rückert (links). Foto:  Hanns Friedrich       -  Daumen hoch für zwei hervorragende Kursleiterinnen. Da waren sich die die Teilnehmer aus den Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld am Kursende im Rot Kreuz Haus in Münnerstadt einig. Dank galt deshalb Tina Windberg (rechts) und Andrea Friedrich-Rückert (links). Foto:  Hanns Friedrich
| Daumen hoch für zwei hervorragende Kursleiterinnen. Da waren sich die die Teilnehmer aus den Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld am Kursende im Rot Kreuz Haus in Münnerstadt einig.
Hanns Friedrich
 |  aktualisiert: 19.08.2022 02:50 Uhr
"Ich möchte meinen Kameraden helfen, eine schwierige Situation zu bewältigen, möchte mit ihnen das Gespräch suchen", sagt Manuel Kempf. Er ist ehrenamtlich bei der Wasserwacht/Bereitschaft Bad Kissingen tätig und sieht den Grundlehrgang Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) als einen wichtigen Baustein in diesem Aufgabenbereich. Er habe erfahren, wie er mit Betroffenen, mit Kameraden umgehen und wie er ihnen helfen könne. Genau in diese Richtung geht auch Karin Graßinger aus Kitzingen. Sie ist Lehrerin an einer Schweinfurter Schule und wollte erst einmal sehen, ob ihr die Mitarbeit in einer PSNV Gruppe auch liegt. "Wahrscheinlich schon", sagt die Lehrerin am Ende des Lehrgangs optimistisch. In den Gesprächen und Informationen habe sie viel erfahren und sich Grundlegendes aneignen können. "Ich will anderen Menschen ebenso helfen können wie Einsatzkräften, mit einer schwierigen Situation fertig zu werden: zum Beispiel einem tödlichen Unfall, nach einem Suizid-Einsatz oder sonstiger Situation, bei der man miteinander reden sollte." Etwas das nicht einfach ist, wie ihr der Grundlehrgang gezeigt hat. Natürlich kann sie im Ernstfall nicht einfach von der Schule weg. Aber Karin Graßinger könnte sich vorstellen, an Wochenenden einsatzbereit zu sein. So würde es wohl auch bei Manuel Kempf aus Bad Kissingen sein. Der junge Mann ist Technischer Produktdesigner im Maschinenbau. "Da kann man nicht so einfach von der Arbeitsstelle weg und alles liegen und stehen lassen", aber in seiner freien Zeit sei das durchaus vorstellbar.

Was konkret hat der Grundlagenkurs PSNV aber beinhaltet? Andrea Friedrich-Rückert, Fachdienstleitern für Bayern und Unterfranken, sowie ihre Vorgängerin und derzeitige Stellvertreterin, Tina Windberg, haben den Kurs ausgearbeitet und geleitet. Ihnen ging es darum, dass die Teilnehmer Reaktionen auf belastende Ereignisse kennenlernen, und wie die Kommunikation mit Betroffenen in einer solchen Situation ist. Großen Wert legten sie auch auf den Umgang mit verschiedenen Verhaltensformen im Kontakt mit Betroffenen.


Kommunikation und gespielte Gespräche

Die Teilnehmer waren interessiert und motiviert. Besonders deren Bereitschaft, zwei Tage lang viel zu üben und sich aktiv einzubringen, loben die beiden Kursleiterinnen. In einem solchen Kurs stehen Übungen zur Kommunikation und gespielte Gespräche im Vordergrund: "Dafür hatten wir in Münnerstadt eine tolle Gruppe." Eingerahmt war das Ganze in eine sehr gute Versorgung durch Bereitschaftsleiterin Michaela Kühn und ihren Mann Burkhard, die für das leibliche Wohl sorgten. "Besser kann ein Kurs nicht laufen", loben Tina Windberg und Andrea Friedrich-Rückert.

Wer übrigens Interesse an einer ehrenamtlichen Mitarbeit im Bereich Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) beim BRK hat, kann sich mit Andrea Friedrich- Rückert, Tel.: 09761/39031, oder a.friedrich-rueckert@t-online.de in Verbindung setzen. Dass die Psychosoziale Notfallversorgung in Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen mittlerweile einen bestimmten Bekanntheitsgrad erreicht hat, zeigen die Einsätze der PSNV-ler bei schweren oder tödlichen Verkehrsunfällen, ebenso wie bei anderen Situationen, bei denen ihre Hilfe, oft gemeinsam mit Polizei, Rettungsdienst und auch einem Notfallseelsorger gefragt ist.
Am Kurs in Münnerstadt haben teilgenommen: Sabine Bieber (Poppenlauer), Lukas Dehn, Manuel Kempf, Maria Rost (Bad Kissingen), Julia Dombrowski (Münnerstadt), Leonie Etzkorn (Bad Bocklet), Karin Graßinger (Obernbreit), Sandra Hilgendurst (Wartmannsroth), Ramona Kiesel (Nüdlingen), Helga Röhlinger (Burglauer), Dunja Schlereth, Kim-Jana Schlereth (Burkardroth) und Hans Schneider (Schondra).


Psychosoziale Notfallversorgung - was ist das eigentlich

Man sieht sie immer öfter bei schweren Verkehrsunfällen, die Rotkreuzler, auf deren roten Jacken "Krisenintervention" oder "Psychosoziale Notfallversorgung" zu lesen ist. Dazu kommen die grünen Westen der Notfallseelsorger. Sie sind dann vor Ort, wenn Menschen nach einem Schicksalsschlag, einem schweren oder gar tödlichem Verkehrsunfall Hilfe brauchen. Hinzu kommt aber auch die Nachsorge für die Helfer von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst. Ein Angebot, das mittlerweile auch in einem Gesetz verankert werden soll, über das erst kürzlich im Plenum der Bayerische Landtag beraten hat. Konkret ging es um einen Gesetzentwurf für ein Bayerisches Psychosoziales Notfallgesetz. Nun soll sich der Ausschuss für Kommunale Fragen, Innere Sicherheit und Sport als federführender Ausschuss damit befassen.

Was aber ist eigentlich Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV)? Die weltweiten Unglücksfälle und Katastrophen der letzten Jahre, dabei auch die in Deutschland, wie zum Beispiel das Flugschauunglück in Ramstein 1988, das ICE-Unglück in Eschede 1998, die Flutkatastrophe längs der Elbe 2002, die Flugzeugkollision in Überlingen am Bodensee 2002, der Einsturz der Eissporthalle in Bad Reichenhall 2006 oder der Transrapidunfall 2006 haben im Einsatzwesen eindrucksvoll bestätigt, dass die medizinische und technische Hilfeleistung um psychosoziale Versorgungsangebote zu erweitern ist. PSNV im Einsatzalltag wird von den Einsatzteams, so von der kirchlichen Notfallseelsorge, der Notfallbetreuung der Hilfsorganisationen wie Deutsches Rotes Kreuz, Malteser Hilfsdienst, Johanniter-Unfall-Hilfe, Arbeiter Samariter Bund, Notfallseelsorge und Krisenintervention bislang gestellt und das ehrenamtlich.


Gesetzliche Verankerung wichtig

Wichtig wird aber die gesetzliche Verankerung, sagt SPD Abgeordneter Markus Rinderspacher. Er erinnerte an das schreckliche Zugunglück in Bad Aibling, Großschadensereignisse in Bayern und weit darüber hinaus. Das zeige, wie wichtig und notwendig es ist, eine hoch qualifizierte Rettungskette in Bayern vor zu halten. Polizei, Rettungskräfte, Feuerwehr und vielen andere seien der Garant für eine schnelle und effektive Hilfe und Unterstützung der Unfallopfer. Der Abgeordnete verwies darauf, dass bei großen Unfällen und Großereignissen auch die Spezialisten für eine psychosoziale Versorgung alarmiert werden, um denjenigen beizustehen, die von dem Unfall nicht nur direkt, sondern indirekt betroffen sind.

In vielen Städten, Gemeinden und Landkreisen gibt es solche Einrichtungen, die allerdings in der Hauptsache auf ehrenamtliches Engagement ausgerichtet sind. Es sei an der Zeit, dieses Segment der Ersten Hilfe auf gesetzlich geregelte Füße zu stellen. Es geht um die Etablierung qualifizierter Kräfte, dass man die Aus-, Fort- und Weiterbildung organisiert und die Finanzierung regelt. Die Hilfsorganisationen dürften mit der Erfüllung dieser Aufgaben nicht alleine gelassen werden. Damit würde von Bayern ein Signal ausgehen, denn es wäre immerhin das erste Gesetz in Deutschland, das die Psychosoziale Notfallversorgung auf feste gesetzliche Füße stellt. Eingebunden sind auch die Kirchen, die meist im Hintergrund arbeiten. "Sie sind neben den Hilfsorganisationen zu einem wichtigen Träger der Psychosozialen Notfallversorgung geworden."

Norbert Dünkel (CSU) sagte, dass sich 2003 der Freistaat Bayern mit einem Forschungsauftrag zur Prävention im Einsatzwesen an das Bundesinnenministerium wendete. Befasst habe sich auch der Innenausschuss, und die Staatsregierung aufgefordert, die Psychosoziale Notfallversorgung in Bayern zu evaluieren und dann im Plenum zu berichten. Dieser Bericht steht bis heute aus. Dr. Karl Vetter (Freie Wähler) meinte dass keinesfalls eine Politik über die Köpfe der Betroffenen hinweg betrieben werden dürfe, man sollte die Fachverbände einbinden. Jürgen Mistol (Grüne) betonte, dass der Psychosozialen Notfallversorgung derselbe Stellenwert eingeräumt werden sollte, wie den Rettungsdiensten, Notwendig sei dazu der aktuelle und umfassende Sachstandsbericht. Ohne diesen würde die notwendige Grundlage für eine gesetzliche Regelung fehlen.
 
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