(win/dübi) Es war wieder mal so eine Sternstunde an der Musikakademie: Das jährlich wiederkehrende Abschlusskonzert einer Klausur der Berufsfachschule für Musik Dinkelsbühl konnte einem Gänsehaut verschaffen. Das Glücksgefühl, bei der Geburt von neuen und sogleich sensationell eingängigen und virtuos gewobenen Klangteppichen dabei zu sein, begleitete Gäste zu später Stunde vom dunklen Klosterberg nach Hause.
Seit 20 Jahren existiert die Sparte Rock und Pop an der Schule in Mittelfranken. Das wird dort im Juni anständig gefeiert, verspricht Gesangsdozentin Petra Scheeser. Gründe gibt es. Scheeser verweist auf die Erfolge der Band „Al Breeze“ und „Cäthe“, die aus der Rockschmiede hervorgingen. „Cäthe ist ein aufsteigender Stern am Pophimmel“, schwärmt Scheeser. Die Sängerin mit ihrer rauchigen Stimme sang sogar schon bei den weltberühmten Scorpions mit.
Das Quintett „Al Breeze“ verbucht zunehmende Aufmerksamkeit, freut sich Joshi Joachimsthaler. Mit „eigenen Stücken, virtuos gespielt und mit progressiven Einflüssen“ hat der Mitbegründer der „Breeze“ herkömmliche Rockmusik möglicherweise neu belebt. Joshi, der für einen Gitarristen einsprang, gründete die Band mit Sängerin Alex Seibert, ebenfalls Absolventin aus Dinkelsbühl. „Wir kannten uns von der Musikakademie und wollten gemeinsam eine Band aufmachen. Das gelang. „Inzwischen haben wir die CD Turn the Tide fertiggestellt und einen Video-Clip in Marrakesch mit dem Titel ,What you want' produziert. Ein weiteres Album ist in Arbeit“, informiert der Gitarrist.
Das bedeutet, dass die Absolventen auch nach Verlassen der Berufsfachschule Kontakte miteinander pflegen. „Selbstredend stellen sich auch die Dozenten mit Rat und Tat zur Verfügung“, versichert Petra Scheeser. So entsteht ein Pool von Musiker, die sich austauschen.
Erstmals ist Katrin Göringer in Hammelburg zu Gast. Sie ist im ersten Ausbildungsabschnitt der Berufsfachschule. Sie möchte später als Sängerin arbeiten, Vokalunterricht geben und produzieren, sagt die Schwarzwälderin. Sie hat schon eigene Stücke komponiert. An der Akademie fühlt sie sich mit ihren Mitschülern glänzend aufgehoben. Als einige Frau unter 25 Männern hat sie beim Abschlusskonzert einen Auftritt. Vier Bands haben sich für die Klausur formiert. Katrin Göringer ist bei „Twisted Fate“ dabei. Die stimmgewaltige 20-Jährige wird von dem fingergewandten Leadgitarristen Emanuel Abanto begleitet. Sie kann man sich nach der Ausbildung schon in den Fußstapfen der Cranberry-Sängerin vorstellen.
Die Vielfalt an diesem Abend war gewaltig: So präsentierte sich die Gruppe „Stand art„ als Mix zwischen Boy-Group- und Naidoo-Sound, „Four and a half man“, machte seinem Namen alle Ehre. Das Quintett verfügte über Sänger Timo, der mit seiner femininen Stimme und weicher Gestik verwunderte.
Traditionell zeigen die Dozenten im Rahmen des Anschlusskonzertes, wo der Rock-Hammer hängt. Dieses Mal mit Stücken von Peter Gabriel. Die stilübergreifenden Kompositionen des britischen Exzentrikers wollen gespielt sein. Dabei liefen die Lehrer gemeinsam zur Hochform auf. Petra Scheeser, Professor Peter Wölpl als experimentierfreudiger Lehrstuhlinhaber für Gitarre, Tom Hiltner als temperamentvoller Keyboarder, Norbert Meyer-Venus als souveräner Bassist, Schlagzeuger Claus Hässler mit seiner gnadenlosen Ausdauer und „Percussions-Magier“ Jochen Sponsel legten einen Auftritt hin, der lange unvergessen sein wird.
