
Das Zentrum für Telemedizin (ZTM) mit Sitz im ehemaligen Telekomgebäude hat das Ziel, das Gesundheitswesen in die digitale Welt zu führen. Sie verfolgen den flächendeckenden Einsatz der Telemedizin, sodass alle mit einem ihrer Systeme digital versorgt werden können.
So sollen Menschen in Stadt und Land den gleichen Zugang zu medizinischer Versorgung genießen. Zwei Produkte, die dabei helfen sollen, hat das ZTM eigens entwickelt.
E-Health-Plattform „Curafida“
Zum einen ist das die E-Health-Plattform „Curafida“: Sie ermöglicht Ärzten, Therapeuten und medizinischem Personal, ihre Patienten telemedizinisch zu betreuen.
Einer der Geschäftsführer, Asarnusch Rashid, „war viel in Kliniken und bei Konzernen unterwegs und hat festgestellt, dass da auf dem Markt etwas fehlt“, berichtet Geschäftsführer und Prokurist Steffen Schmitt. Zusammen mit dem Team aus der Softwareentwicklung entstand so die Plattform . Im Jahr 2021 ging sie an den Start.
Verschiedene Module buchbar
Die jeweilige Gesundheitseinrichtung führt darin eine elektronische Patientenakte mit Informationen zur Betreuung und Behandlung der Patienten.
Die Plattform bietet dazu über verschiedene buchbare Module etwa die Möglichkeit, Patienten Online-Kurse durch Lernvideos anzubieten, aber auch Sitzungen mit Ärzten oder Therapeuten via Videochat oder Trainingseinheiten, die Patienten zu Hause erledigen. Ärzte oder Therapeuten können mit ihnen chatten und sich Notizen machen.

Plattform vereinigt verschiedene Angebote
Kimberly May, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des ZTM, erklärt das Besondere an der Plattform : „Manche bieten nur Videokommunikation, manche bieten nur die Patientenakte – wir haben ein Gesamtsystem, das alles vereint.“
Die verschiedenen Module ermöglichen unterschiedlichste Anwendungsfälle. Einer davon ist ein Präventionsprogramm: „Hier bietet eine große Krankenkasse ihren Versicherten über die Plattform ein Herz-Kreislauf-Training an. Die haben natürlich ganz andere Bedarfe als Anbieter, die die Plattform zur Adipositasvorsorge nutzen“, so Kimberly May.
Telemonitoring bis Bewegungstherapie
Ein weiteres Beispiel ist das „Telemonitoring“ von Patienten mit Herzinsuffizienz: Hier messen Patienten Vitalparameter wie Blutdruck und Gewicht selbst und senden sie via Curafida-App an den Arzt. Im Rahmen einer Bewegungstherapie bearbeitet ein Patient über Curafida verschiedene Aufgaben, wie Lerneinheiten zur eigenen Erkrankung, Trainingseinheiten, oder Fragebögen ausfüllen.
„Therapeuten können über die Plattform ein individuell abgestimmtes Programm für den Patienten zusammenstellen“, sagt Kimberly May.

Das System ist aktuell in etwa 100 Einrichtungen im Einsatz. „Wir haben verschiedene Universitäten, die die Plattform nutzen“, so Steffen Schmitt: Von Heidelberg über München und Koblenz versorgt das ZTM 60 bis 70 Prozent der Universitäten mit Curafida. Auch die Uni Würzburg ist dabei.
Nun versucht das Team ihre Plattform auch an kleinere Krankenhäuser wie das Elisabeth-Krankenhaus in Bad Kissingen zu bringen. Der etwas größere Campus in Bad Neustadt beispielsweise sei einer er ersten Kunden gewesen.
Hausbesuche durch „Mia“
Das zweite „Produkt“ aus dem ZTM sind App und Telemedizinrucksack „Mia“: Mia ist eine telemedizinische App, mit der Medizinische Fachangestellte (MFA) Hausbesuche im Auftrag des Hausarztes übernehmen können.
„Mia ist aus dem Forschungsprojekt Mona heraus entstanden, das lief bis 2019. Da haben wir das Konzept der Televisite und des digitalen Hausbesuchs getestet“, erklärt Kimberly May. „Die Frage war, wie können wir Medizinische Fachangestellte dazu befähigen, Hausbesuche im Auftrag des Hausarztes zu machen?“

Vom Projekt zum Produkt
Das habe das Team in der Region getestet, unter anderem in der Praxis von Ralph Brath. „Aus den Tests ist Mia als Produkt entstanden“, so May.
Dabei war eine große Frage: „Wie kommen wir zu einem Produkt, das auch von den Kassenärztlichen Vereinigungen aufgenommen wird und Ärzte das dadurch abrechnen können?“ Das sei geglückt: Neben Bayern können Ärzte in drei anderen Bundesländern bereits den Einsatz der App Mia abrechnen.
Hausbesuche durch Medizinische Fachangestellte

Damit MFAs Hausbesuche mit der App machen können, brauchen sie die Zusatzausbildung zur nicht-ärztlichen Praxisassistentin.
Der zugehörige Telemedizinrucksack beinhaltet verschiedene Messgeräte wie ein Blutdruckmessgerät , Pulsoximeter oder EKG, mit denen die MFAs die Vitalparameter bei den Patienten zu Hause messen, in die Mia-App eintragen und in die Arztpraxis senden.
Arzt über Videotelefonie zuschalten

„Auch Bilder von Wunden können mit dem Tablet und der App aufgenommen und übermittelt werden. Bei Rückfragen kann der Arzt per Videogespräch hinzugeschaltet werden und sich selbst ein Bild vom Patienten machen“, sagt Kimberly May.
Durch Mia könne die Versorgung von älteren und weniger mobilen Patienten aufrechterhalten werden und den Hausarzt entlasten. Rund 60 Arztpraxen nutzen das System bereits.
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