Fast 16 Jahre hat es gedauert. Geht es nach Christoph Vierheilig, eine der treibenden Kräfte hinter den Bauarbeiten, hat es sich gelohnt. "Es waren bestimmt 90 Prozent der Plätze bei der Weihe am Sonntag besetzt", sagt er. Möglich war die hohe Besucherzahl auf den insgesamt 170 Plätzen wegen eines ausgeklügelten Hygienekonzepts.
Mariä-Himmelfahrt in Waldfenster: Das war der Ablauf
Die Absicht, Hand an die Kirche anzulegen, stand seit 2005 im Raum. Zu dem Zeitpunkt war Mariä-Himmelfahrt nicht die Hauptkirche der Waldfensterer. Das Gotteshaus der Wahl war seit den 1960er Jahren St. Pius, gleich nebenan. Dieser Sakralbau war jedoch marode. Nicht der heilige Geist, sondern profaner Regen kam in St. Pius über die Gottesdienstbesucher hernieder - das Dach war undicht. 2007 entschlossen sich die Waldfensterer: St. Pius muss weg.
Waldfenster: Darum verzögerte sich das Bauprojekt
Bis zum Abriss im Jahr 2018 gingen noch einige Jahre ins Land. Das hatte einen Grund: Es waren mehrere Entwürfe im Spiel, keiner davon fand großen Anklang. Die Neugestaltung zog sich daher in die Länge. Erst das Konzept des Frankfurter Architekturbüros Mäckler schlug im Jahr 2014 ein: Mariä-Himmelfahrt sollte zwei Seitenschiffe und einen Sakristeianbau bekommen. Kirchlicher geht nicht, das zeigt der Blick vom Himmel auf die Erde, der die Kreuzform des Gebäudes offenbart. Doch mit dem Abriss und Neubau der beiden Flügel war es nicht getan. Mariä-Himmelfahrt wurde von Vierheilig, Franz-Peter Jörg, Willi Zehe, Elmar Schmitt, Gerhard Schlereth und deren Mitstreitern sowie Fachfirmen entkernt. Heiligenfiguren, Kanzel und Altäre - alles musste raus.Fachleute machten sich an die Restaurierung.
2019 dann der Schock für die Beteiligten: Die Diözese Würzburg erließ das befristete Baumoratorium. Dabei handelt es sich um einen Bau-Aufschub seitens der Diözese für drei Jahre. Hintergrund sind sinkende Einnahmen bei der Kirchensteuer. Infolgedessen musste die Diözese priorisieren, bei welchen Gebäuden sie noch Geld beisteuert. Die Waldfensterer kamen mit einem blauen Auge davon. Für bereits begonnene Projekte galt der Baustopp nicht. Allerdings entdeckten Vierheilig und sein Team im Lauf der Arbeiten noch Schäden am Dach. "Das war vorher nicht sichtbar", sagt er.
Kosten verteilen sich
Die Reparatur schlug mit rund 27 000 Euro zu Buche. Von der Diözese kamen nur 20 Prozent. Die restlichen Kosten hatte die Pfarrgemeinde zu stemmen. Der aktuelle Stand der Gesamtkosten liegt derzeit bei etwa 3,7 Millionen Euro. Die Summe teilen sich Diözese, Pfarr- und politische Gemeinde. Angesetzt waren ursprünglich 3,4 Millionen Euro. Teurer wurde das Unterfangen etwa durch die Arbeiten am Dach. Der Markt Burkardroth beteiligt sich mit rund 460 000 Euro an der Außenanlage - etwa die Hälfte des Geldes kommt vom Amt für ländliche Entwicklung. Nach aktuellem Stand kommen etwa 170 000 Euro von der Pfarrgemeinde . Die restliche Summe entfällt auf die Diözese.
"Es gab obskure Mauscheleien!"
Angeblich sollen Grundstücke heimlich veräußert worden sein. Vierheilig dementiert das. "Das Pfarrhaus wurde verkauft,das hat aber nichts mit dem Kirchenbau zu tun." Und: Das Inserat für das Pfarrhaus war öffentlich einsehbar - jeder hätte das Haus kaufen können.
"Der Architekt züchtet Tauben!"
Ein Ausspruch, der insbesondere an Fasching immer wieder zu hören war und sich auf die schmalen Fenster in den Seitenschiffen bezog. Also: Narrenmund tut Wahrheit kund? In diesem Fall nicht. Architekt Christoph Mäckler züchtet keine Tauben. "Die Gestaltung ist 2015 bei einer Pfarrversammlung beschlossen worden", sagt Vierheilig. "Mein Tenor: Es wird gut angenommen. Das zum Himmel emporstrebende ist ein absolut ausgeklügeltes Konzept."
"Die haben einen Schatz gefunden!"
Auch wenn sich unter der Waldfensterer Kirche ein Bodendenkmal befindet, das Bernsteinzimmer oder den Templerschatz hat dort niemand gefunden. Stattdessen handelt es sich dabei laut dem Bayernatlas um den Vorgängerbau von Mariä-Himmelfahrt. Der Anteil der Pfarrgemeinde für den Bau kam nur über Spenden zusammen. Derzeit sind das 120 000 Euro. Gebraucht werden nach jetzigem Stand noch weitere 50 000 Euro. "Wir haben noch einiges an Spendenzusagen. Den Rest finanzieren wir dann langfristig, etwa mit einem Kredit", teilt Vierheilig mit. Und: "Wir sind weiterhin Fundraising-mäßig aktiv." Außerdem habe die Eigenleistung geholfen, die Kosten zu senken . "Das waren etliche tausende", wagt Vierheilig eine Schätzung. Sparsamkeit zeigten die Waldfensterer auch bei der Orgel. Statt einer Pfeifenorgel für 268 000 Euro entschied man sich für eine E-Orgel mit einem Preis von 32 000 Euro. Vierheilig äußert sich zum Gesamtprojekt: "Heute wäre so etwas wegen des Moratoriums nicht mehr stemmbar."
"Der Pfarrer war nicht anwesend!!"
Eine unhaltbare Theorie - zwar war Dekan Stephan Hartmann auf Exerzitien, jedoch war es dem Geistlichen möglich, bei der Weihe von Mariä-Himmelfahrt dabei zu sein. Er stellt klar: "Ja, ich war dabei."
"Der Waldfensterer Dom ist zu groß!"
Wenn ein kleines Kaff wie Waldfenster so nen Tempel braucht, ist das doch kein Wunder, sondern eher Größenwahn.