
„Mei Vodder im Häimu
Dei Nohme sei gehällicht
Dei Reich söüll kumm
Dei Wille söüll gschehe“
So klingt das meist gesprochene Gebet des Christentums, wenn das „Vaterunser“ von Maria Unrath aus Hohn in ihrem Dialekt vorgetragen wird. Rund 200 Besucher erlebten in der Pfarrkirche Burkardroth eine Vorabendmesse, „in der das Wort Gottes in unserer Sprache zu finden ist“ – so Pfarrer Stephan Hartmann.
Neben Maria Unrath hatten auch Heidrun Zink aus Zahlbach und Konrad Albert aus Poppenroth liturgische Texte in ihrer Mundart zur Messe beigesteuert, und die drei waren auch Teil eines Autorenteams, das das neue Testament in den fränkischen Dialekt übersetzt hat, und entstanden ist die „Fränggische Bibl“.
575 Seiten hat das Buch „Fränggische Bibl. Des Neue Tesdamend. Mid Bilder aus Franggn“, wurde von Claus Ebeling, Pfarrer im mittelfränkischen Lichtenau, initiiert und entstand mit Hilfe von 100 Autoren aus Ober-, Mittel- und Unterfranken. Mittlerweile ist die zweite Auflage schon vergriffen und die nächste Auflage in Vorbereitung.
Inspiriert von der fränggischen Ausgabe war Thomas Reuß, der dann als Gottesdienstbeauftragter im Pastoralen Raum die Kontakte zu den drei Rhöner Akteuren herstellte und sie für einen „Mundart-Gottesdienst“ gewinnen konnte. Dafür wurden die liturgischen Texte für den Gottesdienst im höhnerischen, zahlbacherischen und poppenrötherischen Dialekt aufbereitet und somit „in eine Sprach übersetzt, die den Glauben in die Menschen vor Ort eingepflanzt hat“, so Reuß in seiner Begrüßung.
Drei Rhöner Dialekte in der Messe
Kyrie, Gloria, Lesung, Evangelium, Predigt, Glaubensbekenntnis , Fürbitten, Wandlung, Hochgebet oder Kommunion – die Stationen der Vorabendmesse erhielten durch die drei Rhöner Dialekte einen besonderen Zungenschlag und wirkten eindringlicher als durch die normativen Texte – „die frohe Botschaft von Mensch zu Mensch“. Aufgelockert wurde der Gottesdienst durch Mundart-Lieder, die Konrad Albert mit Hilfe von Gitarre und Mundharmonika beisteuerte.
Anschließend traf man sich im Pfarrzentrum zur besonderen Bibelstunde nach dem Motto „Bi uns der Schnobu gwosse is“, wo die drei Dialekt-Übersetzer Interna und Wissenswertes zur „Fränggischen Bibl“ preisgaben. Eine „Dalk-Runde“ kündigte Thomas Reuß den rund 50 Gästen an, „wie bei Lanz, aber net so durcheinander, und Fragen sind zulässig“.
Der Weg zum „Franggn“-Übersetzer
So wollte Reuß erstmal wissen, wie man zu der Ehre kommt, bei einer Bibel-Übersetzung mitzuwirken. Für alle drei war es eine Zeitungsnachricht zu diesem Vorhaben, auf das sie sich mit einem kurzen Schreiben im Dialekt beworben haben und als drei von nur elf Unterfranken an der Übersetzung mitwirken konnten.
Bei der Frage nach dem Sinn einer fränggischen Bibl betonte Maria Unrath, dass die Bibel für sie wie ein Gespräch am Tisch sei, und das sei ihr Weg für den Inhalt gewesen. Für Heidrun Zink eröffnete die Mitarbeit an der Mundart-Bibel einen neuen Horizont für den Inhalt – was durch den humorvollen Zwischenruf „Jetzt versteht man’s endlich“ bestätigt wurde. Der Erfolg beweise den richtigen Grundgedanken, so Maria Unrath, denn man treffe einen aktuellen Nerv: „Den Wunsch nach Heimat.“
„In die Sätze reinfuchsen“
Auf die Frage nach Zuteilung oder freier Auswahl der Abschnitte bestätigten die Drei, dass man seine Kapitel auswählen konnte, und für Konrad Albert wurde es sogar seine Lieblingsstelle aus dem 2. Petrusbrief. Bei der eigentlichen Übersetzung musste man sich „in die Sätze reinfuchsen, damit man den Inhalt auf fränggisch vermitteln kann“, so Maria Unrath. „Fränggisch ist eine einfache Sprache und deshalb muss man aus einem Satz manchmal mehrere machen“.
„Es gab richtige Regeln“, so Heidrun Zink. Ein hartes T blieb ein hartes T, was für die Unterfranken eher ungewöhnlich sei, und wesentliche Begriffe durften nicht verändert werden: „Aus der Bundeslade durfte keine Holzkiste werden.“
Sie habe erstmal „eins zu eins“ übersetzt, und dann wurde durch lautes Vorlesen nach und nach der endgültige Text formuliert, wobei auch sie die langen Sätze kürzte. Zur Kontrolle habe ein Bekannter ins Hochdeutsche zurückübersetzt, und „wenn’s korrekt war, dann hat’s gepasst“. Für Konrad Albert war die Übersetzung erstmal eine handschriftliche Arbeit – „mit einem schönen Füller“ –, er musste aber dann doch per PC nacharbeiten. Als „sture Rhöner“ haben sich die Drei auch dagegen verwahrt, dass ihre Texte durch Lektoren nachbearbeitet werden.
„Des is mei gliebter Bua“
Nach einer musikalischen Zwischenrunde gab es noch eine Hörprobe aus der Bibel, und jeder der Drei durfte seine Lieblingsstelle vorlesen. Für Heidrun Zink war es ein Stück aus der Apostelgeschichte , für Maria Unrath war es aus dem Lukas-Evangelium wegen der aktuellen Bezüge – „Wer führen will, muss der Diener aller sein“ – und für Konrad Albert war’s die Stelle, wo aus „Dies ist mein geliebter Sohn“ das rhönerisch-fränggische „des is mei gliebter Bua“ wurde.
Pfarrer Stephan Hartmann dankte den Akteuren und betonte zum Schluss: „Das Wort Gottes bekommt durch den Dialekt eine stärkere Bedeutung.“
