Wenn etwas zum programmatischen Konzept dieses symphonischen Abends im Max-Littmann-Saal in Bad Kissingen passte, dann das schon stattliche Hochwasser der Fränkischen Saale rund um die Kurstadt und den weiteren Regentenbau insbesondere. Die Macht des Wassers, das unvorhersehbare Wirken der Naturgewalten und der nicht wirklich greifbare Reiz des Urelements Wasser, das den Planeten beherrscht.
All das, was das Hochwasser im Kleinen besagte, erzählte die Musik, die am Eröffnungswochenende des diesjährigen Kissinger Winterzaubers 2012 zu hören und zu erleben war – im großen, übergreifenden Sinne. Mit Brahms‘ humorvoll-verspielter Akademischer Festouvertüre begann der Abend, ein rechtes Stück zum Auflockern für Orchester und Publikum gleichermaßen, um sich dem eigentlichen thematischen Kern dieses Abends zu widmen.
Drei Skizzen nebeneinander
Claude Debussys drei frühimpressionistische symphonische Skizzen „La Mer“ wurden unter dem Dirigat von Daniel Klajner, dem früheren Würzburger Generalmusikdirektor, zu einer bemerkenswerten Studie über die gesamte Kraft der Elemente. Im ersten Satz wirkten die Szenen allerdings noch etwas unverbunden, wie nebeneinander gereiht. Aber schon im „Spiel der Wellen“ und in der dritten Skizze „Dialog von Wind und Meer“ hatten Klajner und die Bochumer diesen ganz besonderen Atem gefunden.
Hier war zu hören, dass es Debussy nie an einer oberflächlichen Naturlaut-Nachahmung geht. Der Reiz, der sich auch in seiner Klaviermusik einstellt, liegt vielmehr darin, dass sich durch das vorgeblich Klangmalerische ein tieferer Blick hinter die Schicht des Oberflächlichen ergibt. Die Natur als Gestaltende, Zerstörende, Unermüdende wird hörbar, die Kunst bändigt aber diese Kräfte.
Wie aus asiatischen Pagoden
Musiziert wurde dieser Debussy sehr inspiriert vom Orchester, auch wenn das Blech an wenigen Stellen etwas heikel klang. Schön musiziert auch die exotischen Anklänge, die Reminiszenzen an die asiatische Pagodenmusik. Die Bochumer und Klajner zeigten sich als bestens eingespielte Partner.
Das galt auch für Schumanns Rheinische nach der Pause. Auch hier weist scheinbare Klangmalerei einen Weg zum Dahinterliegenden, so wird die Tiefe des munter sprudelnden Rheinwassers hier aber zur Seelentiefe. Wunderbar ausmusiziert werden der Scherzo-Teil und der dritte Satz, der feierliche, fast schon sakrale Ton des vierten Satzes wird im Max-Littmann-Saal wunderbar zelebriert.
Gewiss ein kraftvoller Auftakt dieses neuen Kissinger Winterzaubers.