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„Das wird wieder eng“
Fast 900 Zuschauer beim Wahlforum von Main-Post und Saale-Zeitung
Glückliche Gewinner: OB Kay Blankenburg (SPD, Mitte rechts) und sein Herausforderer Michael Heppes (CSU, Mitte links) durften beim Wahlforum mit Siegfried Farkas (Main-Post, links) und Paul Ziegler (Saale-Zeitung, rechts) am Ende die Basketbälle mitnehmen, mit denen sie zuvor geworfen hatten.
Foto: Isolde Krapf | Glückliche Gewinner: OB Kay Blankenburg (SPD, Mitte rechts) und sein Herausforderer Michael Heppes (CSU, Mitte links) durften beim Wahlforum mit Siegfried Farkas (Main-Post, links) und Paul Ziegler (Saale-Zeitung, ...
Michael Nöth
 |  aktualisiert: 27.02.2014 16:34 Uhr
Fotoserie

Kissingen-Kenner behaupten: „Das wird wieder eng!“ „Das“ meint das Kreuzchensetzen bei der OB-Wahl in zweieinhalb Wochen. Die beiden Kandidaten für den Chefsessel im Bad Kissinger Rathaus, Amtsinhaber Kay Blankenburg (56, SPD) und Herausforderer Michael Heppes (49, CSU) präsentierten sich beim Wahlforum der beiden Zeitungen Main-Post und Saale-Zeitung im mit knapp 900 Interessierten voll besetzten Regentenbau kämpferisch und in ihren Argumentationen zu den Problemzonen in der Kurstadt nahezu auf Augenhöhe.

Auch die Beifallsbekundungen aus dem Publikum waren über die zweieinhalb Stunden der kurzweiligen Veranstaltung fast gleich auf die beiden Kandidaten verteilt, und der Applaus zu deren Statements kam nicht nur von den jeweiligen Parteifreunden aus der ersten Reihe. Die Moderatoren, Paul Ziegler (Saale-Zeitung) und Siegfried Farkas (Main-Post), hatten die Diskussion jederzeit im Griff – und im Programm auch für bunte Unterhaltung gesorgt.

Zum Beispiel beim Wasser-Raten. Da hatte Michael Heppes, der sich als Anpacker („Bad Kissingen kann viel mehr. Man muss es nur machen!“) in seiner Kurz-Vorstellung präsentiert hat, den Rakoczy-Geschmack erkannt.

Blankenburg, der sich als Visionär für Kissingens Zukunft gab („Zum gemütlichen Ende eines künftigen Samstags mit Freunden aus anderen Unesco-Welterbe-Städten dann ein Absacker im neuen Fürstenhof“), konterte dagegen bei der Sportstunde. Der gebürtige Bamberger traf beim Basketball-Korbwerfen – Ausgleich nach Spiel-Punkten.

Nicht weit auseinander

In der Hotel- und Kurgebietssatzungs-Problematik sind beide Bewerber ebenfalls nicht weit voneinander entfernt. Blankenburg, mit dem Bonus des Amtsinhabers, wollte zwar nicht über ungelegte Eier gackern, erklärte aber dennoch, dass die Stadt trotz des Hemmnisses Denkmalschutz beim Kurhaushotel ihre Hausaufgaben gemacht habe. Heppes, der sich auch ohne Mandat in die kommunalpolitische Materie eingearbeitet hat, will dagegen die Satzung auf den Kernbereich beschränken und Bad Kissingen so für Investoren attraktiver machen.

Auch beim Thema zweites Industriegebiet bejahen beide die Notwendigkeit – und verweisen unisono auf die noch zu klärende Verkehrsanbindung. Kay Blankenburg, der seine Anspannung im Verlaufe des Abends merklich ablegte, will das zweite Industriegebiet über eine Kommunale Allianz verwirklichen. Überdies wolle er die Stadtteile mehr in den Fokus seiner politischen Arbeit rücken, „das war in der Vergangenheit nicht immer so!“, räumte der Amtsinhaber ein. Herausforderer Michael Heppes: „Das sehe ich genauso; nur: Ich will es auch umsetzen“, konterte der CSU-Mann, dem beim Studium des SPD-Wahlprogramms in diesem Punkt wenig aufgefallen sei. Wahlkampf auf der Bühne.

Beste Möglichkeit, Unterschiede zwischen beiden Kandidaten auszumachen, hatte das aufmerksame Publikum bei der Schnellfrage-Runde. Daumen heben (pro), senken (contra) und quer (jein) zu brennenden Themen war die Aufgabe. „Das sollte für uns Juristen keine allzu komplexe Herausforderung sein,“ juxte Blankenburg seinem Rechtsanwaltskollegen Heppes zu. Bei der Notwendigkeit des Musikanten-Frühlings und der Akquise eines jüngeren Publikums für den Kissinger Sommers entscheiden sich beide gleich schnell für ein Ja. Unterschiedlich beantworteten sie die Frage nach den Chancen Kissingens, ein „echter“ Hochschulstandort zu werden: für Blankenburg ein klares Ja, für Heppes ein „Mal sehen!“

Heftiger wurde der Argumente-Austausch in der Politischen Runde. Blankenburg, von Paul Ziegler nach dem zögerlichen Abarbeiten der städtischen Aufgaben gefragt, antwortete mit der Gegenfrage: „Was ist mit den Schulen, den Kindergärten, den 70 Millionen vom Freistaat für das Staatsbad, der Bewerbung als Weltkulturerbe?“ Manchmal brauche Demokratie eben lange Entscheidungswege. Da könne er selbst bisweilen „die Wänd nauf!“ und ließ das Publikum an sein Abendgebet teilhaben, das da lautet: „Herr, gib mir Geduld; aber bitte sofort!“ Heppes verwies auf die Hilfe von Ex-CSU-Landtagsabgeordnetem Robert Kiesel bei der Verlängerung des Staatsvertrags. Da erwachte in Blankenburg der Wahlkämpfer: „Kiesels Verdienste dabei spreche ich nicht ab, er war uns ein verlässlicher Partner. Aber mein Zutun für die Vertragsverlängerung lasse ich mir nicht kleinreden, Herr Kollege!“

Michael Heppes, von Siegfried Farkas mit der „juristisch-politischen Gretchenfrage“ zur CSU-Rolle bei Ex-OB Laudenbach konfrontiert, wertete diese Frage nicht passend für dieses Podium. Auch auf Farkas‘ Nachfrage, dass sich die Stadt damals plötzlich mit Pleiten auseinandersetzen musste, mochte Heppes nicht eingehen: „Ich blicke lieber nach vorne!“

Dank an Fragestellerin

Dies taten beide Kandidaten auch bei den Fragen, die vor dem Wahlforum online und in der Pause der Veranstaltung aus dem Publikum gesammelt worden waren. Eine bezahlbare Energieversorgung (Ludwig Schmittknecht) war sowohl für Blankenburg als auch Heppes ein Credo, Bad Kissingen als Rosenstadt und der Klieglplatz als neuer Eingang zur Stadt (Hubertus Wehner) bewerteten ebenfalls beide unisono. Für die Frage von Christa Kestler bedankte sich Blankenburg gar, denn die Garitzerin wollte wissen, ob sich die wichtigen Gruppierungen im Stadtrat über die Fraktionen hinweg für Bad Kissingens Fortschritt einigen können. Blankenburg sah das gerade in den vergangenen sechs Jahren seiner Amtszeit als gegeben an. Und für Michael Heppes ist das keine Frage, sondern ein ganz wichtiger Mosaikstein für die Zukunft der Stadt.

Und – als kleine Mosaiksteine für den restlichen Wahlkampf – können beide Kontrahenten für den Chefsessel im Bad Kissinger Rathaus noch diese Zahl mit auf den Weg nehmen. Als wirklich letzte Frage der Moderatoren, wer sich im Laufe des Abends umentschieden hatte in seiner Wahlpräferenz, gingen gezählte fünf Hände hoch. Nun gut, eine kam als Jux aus den CSU-Reihen („Das kostet den Kollegen was!“). Aber noch gibt es zweieinhalb Wochen Wahlkampf in Kissingen. Und vor sechs Jahren entschieden 75 Stimmen für den OB. Kein Wunder, dass Kissingen-Kenner das Kreuzchenmachen als enge Sache sehen.

Spilk am Schluss sowie KissPercussiva am Anfang und in der Mitte sorgten für die musikalische Umrahmung des informativen Abends.

 
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