Mit seinem neuen Arbeitsplatz ist Jason Rowe zufrieden. Sehr sogar. Seit Anfang September arbeitet der Australier, der in Frankenbrunn wohnt, im neu gebauten Werk 4 der „Hanse“. Dort ist es heller, geräumiger und auch leiser als in Werk 2 nebenan, wo der 28-Jährige vorher drei Jahre schaffte. Allen Hindernissen zum Trotz ist die Produktion in Werk 4 planmäßig angelaufen.
Es zeugt sicher von unternehmerischen Mut, mitten in der Corona-Pandemie Millionen in einen Standort in Deutschland zu investieren. Hanse-Haus tat das im Industriegebiet Buchrasen bei Oberleichtersbach. Spatenstich für Werk 4 war am 22. April 2022; im Juni des Folgejahres sollte Produktionsstart sein.
Grundsätzlich im Kosten- und Zeitrahmen
Nun ist es der September geworden, was nur eine kleine Verzögerung gegenüber dem großen Plan bedeutet. Und auch die Baukosten liefen trotz Preissteigerungen fürs Material und Lieferschwierigkeiten nicht aus dem Ruder. Bei knapp 40 Millionen ist man laut Geschäftsführer Marco Hammer angekommen; angedacht waren 37 bis 38 Millionen Euro.
Etwas, worauf Hammer und Projektleiter Jochen Röll stolz sind. „Allein der Stahl für die Konstruktion kostete 464.000 Euro mehr“, sagt Röll. Diese Summe habe man durch Einsparungen in allen anderen Bereichen wieder reingeholt. Auch waren die Erdarbeiten günstiger aus als kalkuliert.
In Sachen Bauablauf dankt Marco Hammer vor allem bei den beauftragten regionalen Firmen „für ihre Termin- und Kostentreue, Leistungsbereitschaft und Zuverlässigkeit“.
Eine der modernsten Fertigungslinien Europas
In Werk 4 werden seit 2. September auf einer der laut Hammer „modernsten Fertigungslinien Europas“ Dach- und Deckenelemente vorproduziert. So kommen laut Hammer bei 40 Beschäftigten derzeit fünf Hausdächer und doppelt so viel Decken zustande.
Insgesamt erstellt die Hanse in diesem Jahr 950 Fertighäuser ; möglich wären laut dem Geschäftsführer bei Vollauslastung der Kapazität 1200 bis 1300.
Mehr Kräne für Weiterverarbeitung
Die beiden Fertigungsstraßen im Innern von Werk 4 laufen identisch. Zu Beginn werden die Rohhölzer in einer sogenannten Abbundanlage zurechtgeschnitten, geschliffen und vorgebohrt, quasi zur Weiterverarbeitung fertig gemacht. Dies alles geschieht computergestützt.
Das heißt, die Zimmerleute geben die technischen Vorlagen und auch spezielle Kundenwünsche in PCs ein; die Abbundanlage setzt das dann um. „Zu jedem Haus gibt es einen digitalen Zwilling in 3D“, sagt Jochen Röll.
„Weinmann“-Maschine fügt Bauteile zusammen
An der nächsten Station, die allein 68 der insgesamt 165 Meter langen Halle einnimmt, werden die einzelnen Komponenten – also Balken, Dämmung, Dampfbremsfolie, OSB-Platten (Grobspanplatten) und die Lattung zum Anbringen der Gipsbauplatten – zu Dach- oder Deckenelementen zusammengefügt.
Dies geschieht im Wesentlichen mit der „Weinmann“-Maschine, die so nach ihrem Hersteller benannt ist – Jason Rowes Arbeitsplatz.
Erleichterungen im Arbeitsablauf
Für den Australier bietet Werk 4 auch Erleichterungen im Arbeitsablauf. In Werk 2 habe man sich den dort vorhandenen Kran mit anderen teilen müssen. Weitreichende Absprachen waren nötig; trotzdem entstanden ungewollte Pausen.
Am neuen Arbeitsort hat Rowes Team einen eigenen Kran. „So geht das Produktionsverfahren schneller für uns. Wir können doppelt so viel produzieren.“ Insgesamt stehen im Werk 4 laut Jochen Röll zwei Acht-Tonnen-Krane, vier mit einer Traglast von fünf Tonnen und sechs Ein-Tonnen-Krane zur Verfügung.
Nach dem Zusammenfügen werden die fertigen Dach- und Deckenelemente noch in der Halle auf LKW geladen und mit Folie überspannt. So sind sie abfahrbereit zum jeweiligen Aufbauort des Fertighauses .
Möglichkeit zur Erweiterung der Produktionshalle
Derzeit wird in Werk 4 in zwei Schichten geschafft. Drei wären möglich, um die volle Auslastung zu erreichen. Wenn das nicht langt, besteht die Möglichkeit einer östlichen Erweiterung. Dann würde noch einmal ein halb so großes Hallenmodul wie das jetzige Werk angebaut.
Im Moment ist das wegen der gesunkenen Nachfrage kein Thema. Hanse-Geschäftsführer Marco Hammer sieht die Zukunftsaussichten nicht so rosig wie vor drei Jahren, als das Hallenprojekt begann. Aber die Auftragseingänge würden sich bereits etwas erholen; die Zahl der Interessenten steige wieder.
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